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Unmenschlich. In einer neuen Dauerausstellung des Vereins Menschenrechtszentrum werden Originalgegenstände der Häftlinge aus der DDR-Zeit im Gefängnis in Cottbus gezeigt. Thema sind die harten Arbeitsbedingungen.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Missstände bei DDR-Haftarbeit

Von inhumanen Arbeitsbedingungen berichten frühere politische Häftlinge im Cottbuser Gefängnis zu DDR-Zeiten. Der Verein Menschenrechtszentrum zeigt das in einer neuen Ausstellung

Cottbus - „Sein Finger lag auf der Maschine.“ „Der Häftling saß erst mal unversorgt da und saß und saß.“ An einer Flurwand des ehemaligen Gefängnisses Zuchthaus Cottbus, in dem viele politische Gefangene zu DDR-Zeiten eingesperrt waren, hängen bedrückende Zeitzeugenberichte. Eine neue Dauerausstellung gibt Einblick in die schlimmen Arbeitsbedingungen auf dem früheren Gefängnisareal.

Immer wieder kam es demnach zu Unfällen und Arbeitsschutz wurde vernachlässigt. Der Verein Menschenrechtszentrum will mit der Schau die Erinnerung wachhalten und DDR-Geschichte aufarbeiten. „Haft – Zwang – Arbeit im Zuchthaus Cottbus 1933- 1989“ ist die zweite Dauerausstellung in dem Ex-Gefängnis, das heute eine Gedenkstätte ist. Die Schau ist in einem Flur aufgebaut, von dem Gefängniszellen mit Original-Ausstattung abgehen. Präsentiert werden unter anderem authentische Objekte aus der NS-Zeit und der DDR, die durch Zeitzeugeninterviews ergänzt werden. Es gibt viele Zeitzeugenberichte an den Wänden.

Frühere politische Gefangene in der DDR-Zeit gründeten 2007 den Verein Menschenrechtszentrum und kauften das Gefängnisareal in der Innenstadt. Seit 2013 ist dort die Ausstellung „Karierte Wolken – politische Haft im Zuchthaus Cottbus 1933 - 1989“ zu sehen – sie widmet sich den Biografien von politischen Gefangenen während des SED-Regimes, aber auch im Nationalsozialismus. Das Cottbuser Gefängnis wurde 1860 als „Königliches Centralgefängnis“ eröffnet.

Das Zuchthaus Cottbus zählte neben der Haftanstalt im sächsischen Bautzen zu den größten DDR-Gefängnissen für politische Gefangene. Wer seine Haft antrat, war laut Menschenrechtszentrum zuvor in einem Stasi-Gefängnis in Untersuchungshaft gewesen und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Zu den Gründen für eine weitere Dauerausstellung sagt die geschäftsführende Vereinsvorsitzende Sylvia Wähling, dass dieses Thema noch heute viele Ex-Gefangene beschäftige. „Wir greifen das auf, was sie heute bewegt.“ Die Arbeitsbedingungen in der Haft seien schwerer gewesen als in Betrieben außerhalb der Justizvollzugsanstalten.

Die Ausstellungsmacher stellen auch Kopien von DDR-Verwaltungsdokumenten aus. In einem Kontrollbericht etwa prangert selbst ein Oberst unhygienische Zustände in den sanitären Anlagen des Gefängnisses in Cottbus an. Arbeitsschutzbedingungen wurden demnach nicht eingehalten. Der Bericht stammt von Mitte der 1970er Jahre.

In der Schau sind auch Werkzeuge und Fotos der Werkstätten zu sehen sowie Produkte, die die Häftlinge herstellten. Zum Beispiel Kamerateile. Dem Verein zufolge gab es mehr als zehn volkseigene Betriebe, für die Häftlinge in Cottbus in Werkstätten auf dem Gefängnisareal arbeiteten. Die größte sei die VEB Pentacon aus Dresden - ein Kamerahersteller - gewesen, sagt Wähling.

Viele der Häftlinge waren laut Menschenrechtszentrum Akademiker und hatten Schwierigkeiten, die geforderten Normen in den Arbeitsschichten zu erfüllen. Dafür habe es Strafen gegeben.

Die Schau blickt aber nicht nur zurück: In einem gesonderten Bereich auf der Etage des Gefängnisses verweist das Menschenrechtszentrum auf heutige schlimme Arbeitsbedingungen in aller Welt. Die „Pflicht zur Arbeit“ sei zwar außer in Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen heute weiterhin die Regel in den Justizvollzugsanstalten, hieß es. Die Ausstellung verdeutliche jedoch den „Unterschied zur Arbeitspflicht in den beiden deutschen Diktaturen“. Eine Installation zeigt Produkte wie ein Handy oder Bananen und prangert mit Infotafeln die Arbeitsverhältnisse in Ländern wie Ecuador oder Kongo an. (dpa)

Anna Ringel

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