Brandenburg: Mein Mitbewohner, der Python Wie gefährlich ist die Haltung von Giftschlangen?

Herr Mendt, der Berliner Tierschutz entdeckte kürzlich in einer Wohnung in Tempelhof-Schöneberg 21 giftige Schlangen. Als Geschäftsleiter der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) wissen Sie sicher, wie die Haltung von giftigen Schlangen gesetzlich geregelt ist.

Das hängt vom Bundesland ab, in Berlin ist die Haltung gefährlicher Tiere verboten. Um eine Giftschlange halten zu dürfen, müsste man einen Antrag beim Bezirksamt stellen, der wird aber fast immer abgelehnt. Was den Tierschutz angeht, wird kein Unterschied zwischen normalen und giftigen Schlangen gemacht.

Welche Haltungsvorschriften sind für das Tiereswohl besonders wichtig?

Die Haltungsrichtlinen geben grob die Voraussetzungen vor: Das Terrarium muss groß genug sein, die Temperatur muss stimmen, die Einrichtung sollte abwechslungsreich sein, manche Arten brauchen eine besondere Beleuchtung. Wenn die Luft zu trocken ist, kann sich eine Schlange unter Umständen nicht mehr häuten.

Und wie sähe das bei einem fünf Meter langen Python aus?

Die Schlange müsste sich zwar nicht ganz ausstrecken können, aber ein halbes Zimmer sollte das Terrarium durchaus einnehmen.

Worauf sollte man achten, um sich selbst und Dritte nicht zu gefährden?

Der Raum, in dem sich das Terrarium befindet, sollte besonders bei Besuch immer abgeschlossen werden. Zusätzlich wäre ein Warnhinweis angebracht. Für das Terrarium selbst reicht normales Glas, besser wäre Sicherheitsglas, wirklich wichtig ist aber der Schlupfkasten. Dort können die Schlangen sicher verwahrt werden, solange der Halter das Terrarium säubert. Bei richtig gefährlichen Schlangen ist außerdem ein Notfallplan mit allen Notrufnummern von Vorteil.

Wie gefährlich ist der Biss einer Giftschlange?

Bei mittelgiftigen Schlangen ist der Biss nicht schlimmer als ein Wespenstich. Wenn man allerdings eine Allergie hat oder das Gift sehr stark ist, kann es sogar zum Tod führen. Es kommt aber selten vor, dass ein Schlangenhalter tödlich verletzt wird, ein Dritter wurde in Deutschland noch nie von Hausschlangen gebissen. Außerdem beißt eine Schlange nur, wenn sie sich angegriffen fühlt.

Und welches Risiko stellt ein mangelhaft gesicherter Python dar?

Eine Würgeschlange geht nicht auf Beutefang, sondern wartet auf ihre Opfer. Ein Mensch wäre aber für eine fünf Meter lange Python zu groß. Ein Baby würde ins Beuteschema passen, das ist aber in Deutschland noch nie passiert.

Das Gespräch führte Nora Noll

Andreas Mendt ist Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde. Der Verband mit 6000 Mitgliedern setzt sich für Artenschutz und artgerechte Haltung ein.