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Wird und wird und wird einfach nicht fertig: der neue Hauptstadt-Flughafen BER.

© dpa

Mehdorn bekommt BER-Probleme nicht in den Griff: Schnecken sprinten nicht

Hartmut Mehdorn will den Flughafen schnell in Betrieb nehmen. Doch das Projekt verzögert sich. Papiere fehlen, Politiker murren: „Macht eine Teileröffnung noch Sinn?“ Und Wowereit eilt zur Baustelle.

Hartmut Mehdorns Beschleunigungskonzept heißt „Sprint“. Und trotzdem kommt das Vorhaben nicht richtig voran. Dem BER-Flughafenchef droht nun ein nächster Rückschlag. Sein öffentlich verkündeter Wunschtermin für eine Probeeröffnung des Flughafens ab März 2014 mit bis zu zehn Flügen pro Tag vom Nordpier wackelt. Nach einem Bericht der „Zeit“ wird selbst im Management der Flughafengesellschaft mittlerweile ein Start frühestens im Herbst 2014 für realistisch gehalten. Das kristallisiert sich dem Vernehmen nach auch bei den laufenden Abstimmungen zwischen der Baubehörde des Kreises Dahme-Spreewald und der Flughafengesellschaft heraus.

Bestätigen wollten dies beide Seiten nicht.

Nun läuft alles auf die Frage zu, ob der ohnehin nur für eine Übergangszeit vorgesehene Testbetrieb am Nordpier bei einer Verzögerung um ein halbes Jahr überhaupt noch sinnvoll sein wird, da dieser extra umgebaut und danach wieder zurückgebaut werden muss. Die Kosten dafür hatte Mehdorn im Juni zunächst auf 700 000 Euro beziffert, dann auf sechs Millionen Euro nach oben korrigiert.

Der BER-Aufsichtsrat soll nicht glücklich sein mit dem Agieren von Hartmut Mehdorn

Es gibt also Gründe genug für den Aufsichtsratsvorsitzenden, Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), sich Rapport erstatten zu lassen. Wowereit ließ sich deshalb am Dienstag kurzfristig von Mehdorn über die BER-Baustelle führen. Dem Vernehmen nach ist man im Aufsichtsrat nicht glücklich mit dem Agieren Mehdorns, der sich mit der vorschnellen Verkündung des März-Termins – vorher war sogar schon einmal vom Oktober 2013 die Rede – selbst seine Niederlagen organisiere, wie es im Gremium heißt.

Der Aufsichtsrat hatte Mehdorn zwar grundsätzlich grünes Licht gegeben, die nötigen Genehmigungen für den Umbau einzuholen. Es geht um Check-in-Schalter und Gepäckbänder, die eingebaut werden müssen. Doch nach Vorlage der Genehmigung muss Mehdorn mit dem Plan noch einmal in den Aufsichtsrat, der erst dann über den Testlauf und die Freigabe der Investitionen entscheiden will. Es ist für den Aufsichtsrat kein Tabu, das Ganze notfalls abzublasen.

Macht die Teileröffnung des BER überhaupt Sinn?

Alles hängt von den Zeitabläufen, der Genehmigung und möglichen Auflagen ab, sagte Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke), der den Finanzausschuss des Aufsichtsrates leitet, am Dienstag dem Tagesspiegel. „Wenn das alles geklärt ist, muss man prüfen: Macht es noch Sinn, die Teilinbetriebnahme zu machen, oder eben nicht?“ Auch Berliner Politiker sind skeptisch. Mehdorns Vorschlag einer Teileröffnung verzögert nur die endgültige Fertigstellung, warnt Martin Delius (Piraten), der Vorsitzende des Flughafen-Untersuchungsausschusses.

Zwar hatte Mehdorn den Aufwand für den Umbau des Nordpiers als überschaubar bezeichnet und von „Ummöblierung“ gesprochen. Ein kompliziertes Unterfangen mit Tücken in den Details ist es trotzdem. Wie Landrat Stephan Loge (SPD) jüngst bestätigte, muss zunächst einmal das Nordpier abgenommen sein – was bislang nicht der Fall ist –, ehe die Umbauten überhaupt beginnen könnten. Mit Verspätung hat der Flughafen zwar inzwischen den Bauantrag für die Interimslösung eingereicht. Doch der ist noch nicht bearbeitungswürdig, so die Behörde. Das heißt, es müssen Unterlagen nachgereicht werden, etwa ein modifiziertes Brandschutzkonzept für den Nordpier, das ebenfalls noch nicht vorliegt. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens müssen dann Stellungnahmen eingeholt werden – von Behörden, der Bundespolizei, dem Zoll, was weitere Zeitrisiken birgt.

Hartmut Mehdorn tauscht Experten durch Vertraute aus

Mehdorn hatte die Test-Inbetriebnahme auch gegen den Widerstand von Technikchef Horst Amann durchgesetzt. Der setzt auf eine komplette Bestandsaufnahme und will dann detailliert durchplanen, wie die 66 500 Mängel beseitigt werden. Mehdorn geht das zu langsam. Inzwischen ist der Streit so weit eskaliert, dass Mehdorn zahlreiche von Amann nach Schönefeld geholte Bauexperten durch eigene Vertraute austauscht. Zunächst die Bauleiter, jetzt holte Mehdorn einen brandenburgischen Regierungsbeamten ins Team, der zentral die nötigen Genehmigungsverfahren steuern soll. Ministerialrat Norbert Potthast ist gelernter Architekt, Spezialist für Bauvorhaben der öffentlichen Hand, war seit März im BER-Stab der brandenburgischen Staatskanzlei. Turbulenzen über Turbulenzen.

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