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In Brandenburg gehen viele Ärzte in den Ruhestand und müssen junge Kollegen finden, die ihre Praxis übernehmen. 

© picture alliance / dpa

Medizinische Versorgung in Brandenburg: Landarzt dringend gesucht

In einigen Regionen Brandenburgs fehlen Mediziner. Ein Stipendium und die Natur sollen sie locken. Auch in den Kliniken wird Nachwuchs benötigt.

Potsdam - Nach einem anstrengenden Tag in der Praxis am Abend keine Sprechstunde, sondern Erholung in der Natur. „Prenzlau fühlt sich an wie Urlaub: Die Stadt Prenzlau in der Kombination von Natur, Sport und Kulturhistorie stellt mit der geographischen Lage für rund 20 000 Einheimische ein optimales Zuhause, eine Heimat, dar“, wirbt die Stadt in der Uckermark auf der Seite „Ort sucht Arzt“ der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) um Mediziner. Weitere Pluspunkte werden aufgezählt: Günstige Praxisräume, Kitaplatz-Garantie, Hilfe bei der Wohnungssuche durch die Stadt.

Zehn Kommunen von Prenzlau im Norden bis Senftenberg im Süden preisen auf der KVBB-Seite ihre Vorzüge an. Prenzlau schreibt zudem eine Versorgungsprämie von bis zu 55.000 Euro für Ärzte aus, die Praxen übernehmen. Denn der Ärztemangel ist längst da und wird sich Prognosen zufolge in den kommenden Jahren verstärken, weil zahlreiche Mediziner in den Ruhestand gehen.

Mehr als ein Drittel der Hausärzte älter als 60 Jahre

„Grundsätzlich gibt es einen großen Bedarf an niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten vor allem in den ländlichen Regionen“, sagt der Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums, Dominik Lenz. Nach Angaben der KVBB ist mehr als ein Drittel, genauer 37 Prozent, der Hausärzte älter als 60 Jahre und knapp ein Drittel (31 Prozent) der Fachärzte älter als 60 Jahre. Gegenwärtig werden landesweit am dringendsten Haus-, Frauen-, Kinder-, Augen-, Haut- und HNO-Ärzte gesucht, wobei sich die Situation je nach Region unterscheiden kann. In Prenzlau etwa fehlen laut der KVBB-Seite Haus-, Haut- und Augenärzte. In Senftenberg werden zudem Kinder- und Jugendmediziner gesucht, in Eisenhüttenstadt Neurologen und in Guben Gynäkologen – alle „ab sofort beziehungsweise so schnell wie möglich“.

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Das Brandenburger Landärzteprogramm hat so schnell keine Abhilfe geschaffen, aber in ein paar Jahren, so die Hoffnung. Im Koalitionsvertrag haben SPD, CDU und Grüne das unter Rot-Rot initiierte Landärzteprogramm deshalb fortgeschrieben: Medizinstudenten, die sich anschließend für eine mindestens fünfjährige Tätigkeit in der Brandenburger Peripherie verpflichten, werden finanziell unterstützt. Zudem muss mindestens eine Famulatur, also ein Praktikum, im Land Brandenburg absolviert werden. 

Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet

Seit Juli 2019 wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang 134 Stipendien vergeben. 88 Stipendiaten haben demnach ihr Abitur in Brandenburg gemacht. „Die Bewerbungen kommen aus dem gesamten Bundesgebiet“, so Dominik Lenz. Bislang sind noch keine Stipendiaten auf dem Land im Einsatz, alle studieren noch. Fünf Stipendiaten haben das Studium abgebrochen. Der genaue Einsatzort wird nach Beendigung des Studiums über die Kassenärztliche Vereinigung festgelegt. Wünsche können berücksichtigt werden.

Nun geht das Stipendienprogramm, das über die KVBB in Kooperation mit der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg (LKB) umgesetzt wird, in die nächste Runde. Bis 15. März sind Bewerbungen möglich. Pro Semester stehen in diesem Jahr 35 Stipendien bereit, für die jetzt Bewerbungen möglich sind. Monatlich können angehende Mediziner danach 1000 Euro erhalten für die Regelstudienzeit, maximal für 75 Monate. Auch Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung in verschiedenen Fachgebieten werden gefördert.

Gesundheitsministerin wirbt um junge Ärzte

„Wir denken schon heute an die medizinische Versorgung von morgen“, sagt Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne), die selbst Ärztin ist, allerdings nicht auf dem Land in Brandenburg Patienten betreut hat, sondern in einer Klinik in Berlin als Notfallärztin tätig war. „Egal ob in der ambulanten oder stationären Versorgung oder im Öffentlichen Gesundheitsdienst – spannende und zukunftsfähige Aufgaben für Ärztinnen und Ärzte gibt es viele“, wirbt Nonnemacher um junge Ärzte für die Mark.

„Als niedergelassener Arzt weiß ich: Es gibt keinen schöneren Job als im Land Brandenburg ambulant tätig zu sein“, sagt auch Peter Noack, Vorstandvorsitzender der KVBB. Das Landärzteprogramm sei eine wichtige Ergänzung der eigenen langjährigen und breit aufgestellten Nachwuchsförderung der KVBB.

Nicht nur niedergelassene Ärzte werden in einigen Regionen dringend gesucht, wie Michael Jacob, Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, betont: „In den Kliniken benötigen wir ärztlichen Nachwuchs. Nur dann können wir auch zukünftig den Menschen im Land eine qualitativ hochwertige stationäre Versorgung anbieten.“

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