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Brandenburg: Mauer-Rest im Zentrum weicht Neubau

Berlin - Kommt jemand seiner Mauer zu nahe, reagiert Erich Stanke allergisch. Wenn ihm der Kragen platzt, dann ruft der selbst ernannte Verteidiger der letzten Originalteile der Berliner Mauer am Potsdamer Platz die Polizei.

Berlin - Kommt jemand seiner Mauer zu nahe, reagiert Erich Stanke allergisch. Wenn ihm der Kragen platzt, dann ruft der selbst ernannte Verteidiger der letzten Originalteile der Berliner Mauer am Potsdamer Platz die Polizei. Als gestern Morgen ein Behördenmitarbeiter abschätzig vom zu entfernenden „Gerümpel“ sprach, das neben den 25 Mauermetern an der Stresemannstraße lagert, die Unternehmer Stanke nach 1989 kaufte, da griff der Mauer-Mann zum Handy und wählte „110“. Kurz danach waren vier Beamte eine gute halbe Stunde lang damit beschäftigt, sich von Gerichtsvollzieher und Behördenmitarbeitern versichern zu lassen, dass alles mit rechten Dingen zuginge und die Räumung des Areals auf einem Gerichtsbeschluss basiert.

Dann begannen Arbeiter, das Gelände von dem zu befreien, was man je nach Perspektive als Gerümpel oder als letzte authentische Reste des DDR-Grenzregimes im Stadtzentrum bezeichnen kann: Die obere Hälfte eines Turmes, aus dem einst der Todesstreifen am Potsdamer Platz überwacht wurde, Gitter, verwitterte Grenzpfosten. Um 10.10 Uhr hob ein Kran die mit Graffiti besprühten Wachturm-Teile auf einen Lastwagen, Auftakt für das vorläufige Ende des historischen Ensembles. Vorläufig, da der bemalte und bei Touristen beliebte Betonwall bis 2008 größtenteils wieder an der gleichen Stelle stehen soll, dann umgeben vom Neubau des Bundesumweltministeriums.

Stanke ist dagegen und befürchtet, dass die eingemauerte Mauer nur noch Kunst am Bau statt authentischer Ort sein wird. Unsicher ist die Zukunft des Wachturms, der gestern vorerst eingelagert wurde. Der soll nicht wieder zurückkehren und wird möglicherweise verschrottet. lvt

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