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Mängel bei Rekultivierung: Sorgen vor Schäden durch Kiesabbau in Mühlberg

Mühlberg - Zweimal im Jahr rückt eine Spezialfirma bei der Agrargenossenschaft Mühlberg (Elbe-Elster) an, um die Wasserrohre von einem Tiefbrunnen zu den Viehställen zu reinigen. „Das müssen wir machen, sonst verstopft das Mangan die Leitungen“, sagt Geschäftsführer Uve Gliemann.

Mühlberg - Zweimal im Jahr rückt eine Spezialfirma bei der Agrargenossenschaft Mühlberg (Elbe-Elster) an, um die Wasserrohre von einem Tiefbrunnen zu den Viehställen zu reinigen. „Das müssen wir machen, sonst verstopft das Mangan die Leitungen“, sagt Geschäftsführer Uve Gliemann. Vor vier Jahren, als der Wasserdruck nachließ und der Manganbefall entdeckt wurde, mussten die Rohre nur einmal im Jahr durchgespült werden. „Die Ablagerungen haben zugenommen, seit der Abbau von Kies und Sand hier großflächig gefahren wird“, sagt der gelernte Agrar-Diplomingenieur.

Das Spurenelement Mangan ist in den Rohstoffen enthalten, die in Mühlberg seit 1967 aus einer Tiefe von bis zu 40 Metern gewonnen werden. Das Gebiet ist eines der größten Fördergebiete Europas. Pro Jahr verlassen rund sechs Millionen Tonnen der von zwei Unternehmen geförderten Bodenschätze die Region. Der auf einer Fläche von 540 Hektar zugelassene Abbau hat tiefe Spuren in der Landschaft hinterlassen. Geliefert wird für die Bauwirtschaft in alle Bundesländer. Brandenburg profitiert davon kaum, von 2006 bis 2015 floss nur eine Million Euro Förderabgabe in die Landeskasse.

Flächen renaturiert, die nicht dafür vorgesehen waren

Der Bergbau spaltet die Bevölkerung. Die einen sehen darin einen wichtigen Wirtschaftsfaktor, bei anderen wächst die Sorge vor einer Zerstörung der Landschaft. Mühlbergs Bürgermeisterin Hannelore Brendel (parteilos) sieht „positive und negative Entwicklungen“. Sie sagt: „Das erste Abbaugebiet, der Schlossteich, ist ein touristisches Highlight unserer Region geworden – für Erholungssuchende und Angler ein Paradies.“ Es seien auch Flächen renaturiert worden, die dafür gar nicht vorgesehen wären. Zudem habe eine Firma an einem Tagebauloch einen Badestrand errichtet.   Für die Vorsitzende der Bürgerinitiative „Für eine Heimat mit Zukunft“, Sigrid Käseberg, ist die Renaturierung völlig unzureichend. „Zwischen Mühlberg und Altenau sieht es aus wie eine Mondlandschaft“, klagt sie. Überall stünden Schilder mit der Aufschrift: „Betreten verboten. Lebensgefahr“. Der für 2002 zugesagte Badestrand sei erst auf Druck der Bürgerinitiative entstanden – eröffnet Mitte des Vorjahres.

Seit 2015 beschäftigt sich auch der Potsdamer Landtag intensiv mit dem Thema. Vor allem Grüne und Freie Wähler machen neben den Betrieben auch das für die Kontrolle von Umweltauflagen zuständige Landesbergamt mitverantwortlich für die ihrer Ansicht nach spärlichen Rekultivierungen. Lange sahen Bergamt und Landesregierung keinen Handlungsbedarf. Doch Mitte Juni räumte Bergamtspräsident Hans-Georg Thiem nach drängenden Fragen im Wirtschaftsausschuss schließlich ein: „Es gibt einen Rekultivierungsstau, das muss gesagt werden.“ Dann nahm der Landtag einen Beschluss einstimmig an, in dem jährliche Kontrollen der Umweltauflagen gefordert und eine Betriebsstilllegung angedroht werden. Auch müsse geklärt werden, warum beanspruchte Flächen nur zu einem geringen Teil wieder nutzbar gemacht wurden.

30 Hektar Abbaufläche genehmigt

Für die Zukunft befürchten Umweltschützer noch größere Eingriffe in die Natur. 30 Hektar neue Abbaufläche sind genehmigt, für 45 Hektar läuft ein Genehmigungsverfahren. Weitere Flächen sind beantragt, die das Abbaugebiet um Mühlberg auf mehr als 700 Hektar erweitern könnten, heißt es im Landtagsbeschluss. 83 Hektar sind in der Nachbargemeinde Bad Liebenwerda beantragt, weitere Flächen werden in Falkenberg für den Kiesabbau vorbereitet. (dpa)

Manfred Rey

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