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Lieferverzug bei Biontech/Pfizer-Impfstoff: In Brandenburg derzeit keine Termine über die Corona-Hotline

Die Auslieferung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs verzögert sich: Brandenburg drosselt daher einen Teil der Corona-Impfungen. Vorerst gibt es keine Termine über Hotline mehr. 

Potsdam - Brandenburg will die Corona-Impfungen in den Impfzentren und Krankenhäusern wegen des Lieferverzugs beim Impfstoff von Biontech und Pfizer vorübergehend herunterfahren. Über die Hotline 116 117 können zunächst keine neuen Impf-Termine vergeben werden. „Wir wissen heute nicht, wie viele Impfstoffdosen Brandenburg in den nächsten Wochen tatsächlich erhalten wird“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. „Deshalb müssen wir die Impfgeschwindigkeit in den Krankenhäusern und in den Impfzentren vorübergehend deutlich drosseln.“ Sie betonte: „In Pflegeheimen wird weiter geimpft.“ Das habe weiter höchste Priorität. Außerdem sollten alle, die schon eine erste Corona-Impfung bekommen hätten, auch die zweite Dosis erhalten – das werde abgesichert.

Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen), Brandenburgs Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.
Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen), Brandenburgs Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.

© Patrick Pleul/dpa (Archiv)

Ob schon vergebene Termine für Erstimpfungen in den Impfzentren verschoben und die Eröffnungstermine neuer Zentren geändert werden müssten, werde sich voraussichtlich am heutigen Montag klären. Nonnemacher bat alle Brandenburger um Verständnis, aber das Land habe wegen des Lieferausfalls leider keine andere Wahl. Bis möglichst Ende Februar sind 18 statt früher elf Impfzentren geplant, in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt. Am Dienstag ist bisher die Öffnung in Elsterwerda vorgesehen, am Mittwoch in Frankfurt (Oder) und am Donnerstag in Oranienburg.

"Massive Probleme"

Der Hersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten angekündigt, die Zahl ausgelieferter Impfdosen vorübergehend zu verringern und später mehr auszuliefern. „Das stellt uns vor massive Probleme“, sagte Nonnemacher. Am Montag werden laut Ministerium die nächsten 19.500 Impfdosen erwartet, die Lieferung von 78.000 Impfdosen bis Mitte Februar sei aber ungewiss. Bisher haben 38.500 Brandenburger eine erste Corona-Impfung erhalten. Brandenburg liege damit bei Impfungen pro 1000 Einwohner im Ländervergleich über dem Bundesdurchschnitt. Geplant ist, dass bis Mitte Februar alle Pflegeheimbewohner geimpft sind – und bis zum Sommer möglichst 60 bis 70 Prozent der Brandenburger Bevölkerung von rund 2,5 Millionen.

Woidke erwartet verschärften Lockdown

Wegen der weiter hohen Infektionsgefahr geht Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) von bald noch strengeren Corona-Beschränkungen aus. „Es werden weitere Verschärfungen notwendig sein, auch aufgrund der Mutation des Virus mit deutlich höheren Ansteckungsquoten“, sagte Woidke der Tageszeitung „Die Welt“. Lockerungen stünden „überhaupt nicht zur Debatte“. Ein generelles Reiseverbot und einen Lockdown für die Industrie lehnt Woidke ab. Die Regierungschefs der Länder und die Kanzlerin wollen am morgigen Dienstag über mögliche schärfere Regeln beraten. Am Mittwoch soll der Brandenburger Landtag zu einer Sondersitzung zusammenkommen.

„Priorität haben für mich Präsenzunterricht der Abschlussklassen an den Schulen und Kitas“, sagte Woidke. „Wir sollten sie – zumindest mit einer Notbetreuung – so lange offen halten wie möglich.“ Von der Diskussion über Ausnahmen von Corona-Beschränkungen für schon geimpfte Menschen hält Woidke nichts: „Solange ich nicht jeden impfen kann, der geimpft werden will, sind solche Debatten überflüssig“, sagte Woidke der „Welt“. Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte in der „Bild am Sonntag“ vorgeschlagen, Geimpften früher als anderen den Besuch von Restaurants oder Kinos zu erlauben.

Organisation von Impf-Transporten

Brandenburgs Linksfraktionschef Sebastian Walter dringt auf eine schnelle Lösung für den Transport älterer Menschen zu Impfzentren. Aus dem Impfchaos drohe „eine Impflotterie zu werden“, sagte Walter. „Es gibt immer noch keine Klärung, was jetzt eigentlich passiert, wenn die Menschen nicht von selbst zu den Impfungen kommen.“ Das müsse über Krankentransporte und Taxis organisiert werden. Laut Gesundheitsministerium ist eine Übernahme von Taxikosten wie in Berlin im Moment nicht geplant. Das Land sei aber mit den Kommunen im Gespräch, wie über 80-Jährige unterstützt werden könnten, wenn es keine Hilfe von Familie oder Nachbarn gebe.

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In Brandenburg geht derweil die Zahl neuer Corona-Infektionen leicht zurück. Innerhalb eines Tages seien 586 neue Fälle gezählt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Vor einer Woche waren es 669 neue Ansteckungen. Am Wochenende wird aber weniger getestet und nicht alle Gesundheitsämter übermitteln Daten. Außerdem liegt der Wert neuer Infektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche mit fast 231 noch über 200 – Bund und Ländern peilen weniger als 50 an. Potsdam meldete am Sonntag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 230,1.

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Unklar ist bislang, ob sich in Brandenburg die laut Experten deutlich schneller übertragbare Virusmutation aus Großbritannien bereits verbreitet hat. In zahlreichen Bundesländern und in Berlin war die Mutation bereits nachgewiesen worden. Das Robert-Koch-Institut und führende Politiker warnen, mit einer Verbreitung der Mutation könne die Lage in der Corona-Pandemie in Deutschland verschärft werden. Um herauszufinden, ob die Mutation B.1.1.7 oder weitere Virusvarianten aus Südafrika und Japan in Potsdam bereits auftreten, sendet das Potsdamer Bergmann-Klinikum heute insgesamt 40 Proben positiver Corona-Tests in zwei Labore in Potsdam-Golm und Bielefeld. In einer Woche sollen erste Ergebnisse vorliegen. Das Klinikum will zudem bald selbst die so genannten Sequenzierungen vornehmen können. (mit SCH)

dpa

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