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Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, hatte sein Präventionsprogramm auch in Brandenburg vorgestellt. 

© Sebastian Gollnow/dpa

Lehrer sollen Schutzkonzepte erarbeiten: Mehr sexuelle Gewalt an Brandenburgs Schulen

Auch in Brandenburg ist das bundesweite Schutzprogramm "Schule gegen sexuelle Gewalt" in diesem Jahr gestartet. Handeln und Prävention sind notwendig, wie eine Antwort des Bildungsministeriums auf eine CDU-Anfrage belegt.

Potsdam - An Brandenburgs Schulen werden zunehmend Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche registriert. Im Vorjahr wurden 25 Vorfälle angezeigt, 2013 waren es nur zwölf. Unter den Opfern im Vorjahr waren 21 Kinder und fünf Jugendliche, das heißt, bei einem Vorfall gab es zwei Opfer. Das geht aus einer Antwort des Bildungsministeriums auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Landtag hervor. Auf alle Tatorte bezogen ist die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Minderjähriger in den vergangenen fünf Jahren um 78 Fälle auf 691 zurückgegangen, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht. Betroffen waren im Vorjahr 481 Kinder und 272 Jugendliche. Allein in Potsdam wurden 43 Fälle sexueller Gewalt gegen Opfer unter 18 Jahren registriert. Ein Vorfall an einer Schule war in der Landeshauptstadt 2017 nicht dabei.

Schulen arbeiten freiwillig mit

Hintergrund der CDU-Anfrage ist der Start der Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ im Juni. Brandenburg hatte sich wie berichtet als neuntes Bundesland entschlossen, an dem Programm des Bundesbeauftragten für Fragen des Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, teilzunehmen. Ziel ist, dass jede Schule in Brandenburg ein Schutzkonzept entwickelt, zunächst auf freiwilliger Basis. Die Schulleitungen erhalten dafür umfassendes Informationsmaterial.

An der Freiwilligkeit soll ungeachtet der gestiegenen Missbrauchszahlen an Schulen festgehalten werden, teilte das Haus von Ministerin Britta Ernst (SPD) mit. Anliegen sei es, für das Thema zu sensibilisieren. „Ein standardisiertes Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt gibt es nicht. Jede Schule muss ihr individuelles Schutzkonzept entwickeln“, heißt es in der Ministeriumsantwort. Man wolle sich über die staatlichen Schulämter informieren, wie sich die Schulen dem Thema gestellt haben. Auf dieser Grundlage könnten später andere Schlussfolgerungen gezogen, sprich die Freiwilligkeit falls nötig doch aufgehoben werden.

Jüngst hatte es an der Potsdamer Elite-Sportschule Missbrauchsvorwürfe gegeben. Unter Siebtklässlern soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Der betroffene Schüler vertraute sich einem Lehrertrainer an. In der Folge wurden die schweren Vorwürfe zur Anzeige gebracht. Die Ermittlungen laufen.

Übergriffe unter Jugendlichen nicht selten

Der Missbrauchsbeauftragte Rörig hatte zum Start des Schutzprogramms in Brandenburg in einem PNN-Interview erklärt, dass Übergriffe unter Jugendlichen nicht selten seien. Jugendliche seien sogar „das Hauptrisiko für sexualisierte Gewalt“, die von abwertenden Kommentaren über das Zwingen, pornografische Bilder und Filme anzusehen, bis zu körperlicher Gewalt reiche. Wichtig sei, dass eine Fachkraft in der Schule, die davon Kenntnis erlange, deutlich mache: „Das wird nicht akzeptiert und toleriert.“ 

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