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Besucher sind auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz vor dem Mahnmal für die Opfer des Attentats vom 19. Dezember 2016 zu sehen.

© Christoph Soeder/dpa

Lehren aus Berlin-Anschlag: Konzept für den Ernstfall in Brandenburg

Im Fall eines Terroranschlags will Brandenburg gerüstet sein. Dafür wurde ein neues Konzept entwickelt, mit dem Betroffene im Ernstfall umfassend unterstützen werden können.

Potsdam - Nach dem Terroranschlag in Berlin mit zwölf Toten 2016 hat das Land Brandenburg ein Konzept für den Umgang mit Opfern und Angehörigen entwickelt, um im Ernstfall vorbereitet zu sein. Im Juni war das Konzept wie berichtet bei einer Fachtagung im Landespolizeipräsidium in Potsdam vorgestellt worden. Der Anschlag auf dem Breitscheidplatz habe gezeigt, dass die Arbeit in der Akutphase, also vor Ort kurz nach der Tat, noch relativ gut funktioniert habe, in der Nachbetreuung der Betroffenen aber nicht alles gut gelaufen sei, hatte etwa Jürgen Lüth, Landesvorsitzender des Weißen Rings, moniert.

Anlaufstellen wie der Weiße Ring oder die Opferhilfe mit sechs Beratungseinrichtungen in Brandenburg, wollen ihre Arbeit künftig noch besser bestimmen. Aber auch die Polizei und die Notfallseelsorge – in jedem Landkreis gibt es einen Notfallseelsorger – haben an dem Krisenkonzept mitgearbeitet. In der Polizeiinspektion Königs Wusterhausen existiert schon seit Jahren ein technisch entsprechend ausgestatteter Raum, der binnen einer Viertelstunde zu einer Auskunftszentrale umfunktioniert werden kann. Geschulte Mitarbeiter können dann an der Infohotline Auskunft über ein Unglück geben, ohne Details preiszugeben. Den Umgang mit verunsicherten Angehörigen am Telefon hat die Brandenburger Polizei in diesem Jahr auch bei zwei Anti-Terror-Übungen trainiert. Wichtig allerdings aus Sicht von Polizei und Psychologen: Todesnachrichten dürfen niemals telefonisch übermittelt, sondern müssen persönlich überbracht werden.

Rosmarie Priet, Vorsitzende der Brandenburger Opferhilfe, hatte nach dem Anschlag in Berlin auch mit mehreren Augenzeugen zu tun, die noch heute unter dem Erlebten leiden. Nach dem Trauma, vor Ort gewesen zu sein, hätten sie dann auch mit der Bürokratie zu kämpfen gehabt, hatte die Diplompsychologin bei der Tagung in Potsdam erzählt. Eigentlich hätten die Betroffenen Anspruch auf finanzielle Hilfe gehabt, so Priet – hätten dann aber darauf verzichtet, weil sie das Gefühl gehabt hätten, sich rechtfertigen zu müssen. Auch das müsse künftig nach Katastrophenfällen anders laufen, sagen die Brandenburger Experten.

M. Kaufmann

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