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Brandenburg: „Landwirte sind Produzenten“

Mit Udo Folgart haben die Genossen eine Marke gesetzt: effektive Landwirtschaft statt Kuschelbauernhof

Von Matthias Matern

Potsdam/Paaren - Noch scheint ihm seine neue Rolle auf dem großen Parkett der Bundespolitik nicht ganz geheuer. Udo Folgart, Landwirt aus dem Havelland und Präsident des Landesbauernverband Brandenburg soll Seite an Seite mit SPD-Spitzenkandidat Walter Steinmeier um die Mehrheit im Deutschen Bundestag kämpfen? Das klingt für den 53-Jährigen auch fünf Tage nach der Entscheidung noch gewöhnungsbedürftig. „Ob ich mich freue? Erstmal war ich nur sehr überrascht“, sagt Folgart, der gerade erst vorigen Freitag mit seiner Familie aus dem Urlaub gekommen ist. „Der Anruf kam kurz vor dem Abflug nach Island. Dort hatte ich genug Zeit, mit meiner Familie zu sprechen und mich dann zu entscheiden.“

Die Berufung Folgarts in das Kompetenzteam der Bundes-SPD ist durchaus eine Überraschung. „Dabei habe ich noch nicht einmal ein Parteibuch“, gesteht er. Ein Fremdeln ist allerdings wohl nicht zu erwarten. Fünf Jahre lang hat Folgart für die SPD im brandenburgischen Landtag gesessen. Auch für parallel zur Bundestagswahl am 27. September stattfindende Landtagswahl kandidiert er erneut. Er gilt als Vertreter großer Agrarbetriebe. Hat als Präsident der Milchbauern im Deutschen Bauernverband zwar über die stetig sinkenden Michpreise gewettert, eine Steuerung der Milchmenge am Markt aber abgelehnt. Freier Wettbewerb statt Bestandsschutz, effiziente landwirtschaftliche Produktion statt romantische Ferien auf dem Museumsbauernhof, lautet seine Devise.

Somit setzen die Genossen mit Folgart auch auf Bundesebene ein Zeichen, bei dem es manch einem potenziellen Koalitionspartner gruseln dürfte. „Wir können jetzt mal etwas lauter von der Landwirtschaft als Teil der echten Wirtschaft reden, die Umsätze und Arbeitsplätze schafft“, beschreibt der geborene Nauener seine künftige Marschroute. „Landwirte sind nicht nur Pfleger des ländlichen Raums, sondern Produzenten.“ Eine Botschaft, die seiner Meinung nach auch bei der Bundes-SPD in den vergangenen Jahren nicht so richtig verstanden worden ist. „Der ländliche Raum wurde häufig nur als Ort der Erholung, Raum für Naturschutz und als Potenzial für touristische Entwicklung wahrgenommen“, meint der stämmige Mann mit den markanten dunklen Augenbrauen, der nach dem Abitur und dem Grundwehrdienst an der Universität Rostock Agrarwissenschaften studierte.

Eine erste Kostprobe von Folgarts Vorstellung von wahlkampftauglichen Vorschlägen in Sachen Landwirtschaft durften sich Steinmeier und die anderen 18 aus dem Kompetenzteam vermutlich in den vergangenen zwei Tagen bereits anhören. „Erst einmal haben wir nur die Aufgabenfelder abgesteckt“, sagt Folgart. Das nächste Treffen sei für Ende Kommender Woche vorgesehen.

Trotz der eher miesen Prognosen fühlt sich Udo Folgart bei den Genossen angeblich wohl. Walter Steinmeier habe er allerdings erst einmal persönlich getroffen, gesteht Folgart. Ob er bereits das Parteibuch beantragt habe? „Noch nicht, aber ich überlege“ Matthias Matern

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