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Nun kommt der weiße Adler aus dem Keller und findet einen neuen Platz in der Lobby des Landtags Brandenburg.

© Ralf Hirschberger/dpad

Landtag Brandenburg: Die Rückkehr des weißen Adlers

Vor einem Jahr wurde der weiße Adler, der den Plenarsaal des Landtags Brandenburg schmückte, in den Keller verbannt. Nun haben der Architekt und die Landtagspräsidentin ihren erbitterten Streit beigelegt, der umstrittene Adler findet einen neuen Platz.

Potsdam - Er ist 1,80 Meter groß, mehr als 100 Kilogramm schwer, aus Stahlblech und selbst schon eine Legende. Der Umgang mit ihm offenbarte viel über Brandenburg. Mehr als ein Jahr lang war er in den Keller des Landtags verbannt und dort eingelagert worden, nun wird der weiße Adler wieder aufgehängt im Parlamentsgebäude. Ein erbitteterter Streit nimmt damit doch noch ein versöhnliches Ende.

Parlamentspräsidentin Britta Stark hat seit ihrem Amtsantritt im Herbst 2014 schnell gemerkt, dass der Adler nicht vergessen ist. Immerhin 280 000 Besucher zählte der Landtag seit seiner Eröffnung Anfang 2014 und macht den Potsdamer Schlössern ernsthafte Konkurrenz. Und immer wieder hätten sie nach dem weißen Adler gefragt, aber auch nach dem kleinen „roten Adlerchen“ am Rednerpult, wie Stark den PNN sagte.

Architekt Kulka hängt an seinem weißen Adler

Er ist also in Erinnerung geblieben, dieser über Monate im Landtag, in den Medien, bei den Bürgern erbittert geführte Streit, bis der weiße Adler im Juni 2014 aus dem Plenarsaal entfernt und ein stilisiertes rotes Wappentier samt Schriftzug „Landtag Brandenburg“ ans Pult geheftet wurde. Landtagsarchitekt Peter Kulka aber hängt an seinem weißen Adler. Damals hatte er verbittert erklärt: „Er wird nicht an einer anderen Stelle hängen im Landtag, er ist genau für diese Stelle im Plenarsaal gemacht und für keine andere.“ Aber inzwischen hat sich auch Kulka wieder beruhigt.

Landtagspräsidentin Stark fasste sich nun ein Herz, kontaktierte Kulka und lud ihn nach Potsdam ein. Eine „nette Zeit“ hätten sie verbracht und sich bald geeinigt, so Stark. Am Montag schlenderten sie durch die Flure des Parlamentsbaus auf der Suche nach einem geeigneten Platz, der dem künstlicherischen Anspruch des Architekten entspricht. Kulka hat schließlich als Architekt vertraglich ein Mitspracherecht. Am Mittwoch dann informierte Stark das Präsidium, das stimmt zu. Danach sagte die Parlamentspräsidentin: „Ich freue mich, dass wir den weißen Adler nun aus dem Keller holen können und an einem würdigen Ort aufhängen.“ Zugleich soll der rote Adler an der Front des Rednerpults doppelt so groß werden.

Nur wenige haben die Ironie verstanden

Auch Kulka ist zufrieden: Der weiße Adler hätte eine Aufgabe gehabt, jetzt sollten sich die Besucher wieder selbst ein Bild davon machen. Und der Adler sei inzwischen auch berühmt. Er sollte, so Kulkas ursprüngliche Idee für den Plenarsaal, die maximale Distanzierung von der dunklen Geschichte Preußens sein, so wie der Landtag selbst kein folkloristisches Gebäude ist, sondern ein modernes und zeitgenössisches Parlament. Schon bei der Eröffnung, als die Debatte um den Stahlvogel bereits über Wochen tobte, hatte Kulka entnervt erklärt: „Ich hätte auch lieber die weiße Taube von Picasso dahingehängt als euren weißen Adler.“ Verstanden haben die Ironie nur wenige.

Nun wird er also im Foyer aufgehängt. Wer von dort in den Landtag blickt, sieht den roten Adler am Rednerpult, genau gegenüber rechts neben der Tür zum Knobelsdorff’schen Treppenhaus den weißen. Er falle damit aus der Symmetrie, sagte Kulka. „Er erzählt dann die Geschichte und erinnert noch einmal an den Versuch, etwas anderes zu machen, als das Klischee verlangt“, sagte Kulka.

Immerhin eines hat der Architekt auch geschafft: Das originalgetreue, das heraldische Wappentier hängt – im Gegensatz zu den Jahren auf dem Brauhausberg – nicht mehr im Landtag. Kulka hatte das immer abgelehnt, auch wegen der historischen Herkunft als Zeichen der Macht im Krieg. Und weil damit der Plenarsaal zum Kitschobjekt verkommen würde. Am Ende wird der Landtag mit dem weißen Adler im Foyer sogar zum Museum seiner eigenen, jüngsten Geschichte. 

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