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Künftige Landesregierung in Brandenburg: Potsdamer Klimaforscher Schellnhuber schließt Ministeramt nicht aus

"Wir befinden uns in einer Art Notstand", sagt der bekannte Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und bietet einer neuen Landesregierung in Brandenburg seine Hilfe an.

Potsdam - Der weltweit renommierte Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hat der künftigen Brandenburger Landesregierung seine Unterstützung angeboten. Er sei bereit, nach der Wahl am 1. September die demokratischen Parteien hinsichtlich der Bewältigung der Klimakrise zu beraten, sagte der Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einem PNN-Interview. Mittlerweile könne er sich sogar vorstellen, ein Ministeramt zu übernehmen, sagt der 69-jährige. Es seien außergewöhnliche Zeiten. „Da kommt man dann auch als emeritierter Professor ins Grübeln, ob man nicht selbst in die politische Bütt steigen sollte, um das endlich umzusetzen helfen, was die Wissenschaft immer dringlicher empfiehlt.“

Schellnhuber will parteilos bleiben

Einen Parteieintritt strebt der Wissenschaftler, der vor acht Tagen als Gastredner beim Parteitag der Brandenburger Grünen in Potsdam auftrat, nicht an. „Wenn ich als Parteiloser etwas für die Zukunft Brandenburgs tun könnte, dann würde ich das bevorzugen.“ Als Systemwissenschaftler könne er eine Gesamtschau anbieten, einen Zukunftsplan für Brandenburg, der auch die Folgen des Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung in der Lausitz mit berücksichtige. Ein entsprechendes Papier liege schon bereit, kündigte Schellnhuber an, der auch Mitglieder der sogenannten Kohlekommission der Bundesregierung war.

"Wir befinden uns in einer Art Notstand"

Die rot-rote Landesregierung habe das Thema Klimaschutz in den vergangenen Jahren von der politischen Agenda verdrängt und nicht den Rat der Wissenschaft gesucht, kritisiert der Forscher. Das räche sich jetzt bitter. „Wenn man die Dinge nüchtern betrachtet, muss man leider feststellen: Ja, wir befinden uns in einer Art Notstand; ja, wir haben tatsächlich nicht mehr viel Zeit, um das Abgleiten der Erde in eine Heißzeit zu verhindern“, sagt Schellnhuber. Dass Potsdam als erste Brandenburger Kommune den Klimanotstand ausgerufen hat und eine Volksinitiative dies für das ganze Land fordert, sei zwar zunächst Symbolpolitik. Diese könne aber praktische Konsequenzen haben, die sich positiv auf den Klimaschutz auswirken.

Klimalüge ist "brandgefährlich"

Hart geht Schellnhuber mit der AfD ins Gericht, die den menschgemachten Klimawandel leugnet. Diese Klimalüge sei zwar verführerisch, weil man so kurzfristig sein Verhalten nicht ändern müsse, „aber sie ist eben auch brandgefährlich, weil sie unsere ganze Zivilisation gefährdet“. Gerade in Parteien wie der AfD fänden sich „viele verbitterte alte Herren, denen die Lufthoheit bei der Welterklärung abhanden kommt“. Er vermute, dass die AfD am 1. September in Brandenburg tatsächlich die meisten Stimmen bekommen werde. Aber dann seien dennoch rund 80 Prozent der Stimmen an demokratische Parteien gegangen. „Man braucht nicht in Panik zu geraten“, so Schellnhuber.

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