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Kriminalitätsbilanz 2018: "Brandenburg wieder ein bisschen sicherer"

Die Kriminalität in Brandenburg ist auf ein Rekordtief seit der deutschen Einheit gesunken - doch Sorgen machen der Polizei mehr Körperverletzungen und Drogendelikte.

Potsdam - Die Zahl der registrierten Straftaten ging im vergangenen Jahr auf knapp 173.000 zurück, das sind 1,2 Prozent weniger als 2017, wie Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitag in Potsdam sagte. "Das ist der Beweis dafür, dass es in Brandenburg wieder ein bisschen sicherer geworden ist."

Es gab weniger Diebstähle und Gewaltfälle, aber mehr Körperverletzungen, Drogenkriminalität, Cybercrime und Sexualstraftaten. 27 Menschen starben infolge von Straftaten. Die Polizei klärte 56 Prozent aller Fälle auf, etwas mehr als zuvor. Ein Viertel der Tatverdächtigen waren Frauen.

DIEBSTAHL

Die Zahl der Diebstähle ging um 6,8 Prozent auf knapp 62.400 zurück. Vor allem gab es weniger Wohnungseinbrüche mit Diebstahl - fast 2600 Fälle, was einem Minus von 18,1 Prozent entspricht. Auch der Autoklau ging zurück - um 6,5 Prozent auf 2350 gestohlene Fahrzeuge. Fahrraddiebstähle nahmen allerdings zu - um 1,4 Prozent auf 12 415.

DROGEN

Die Polizei zählte deutlich mehr Fälle von Rauschgiftkriminalität als zuvor: Die Zahl stieg um 13,2 Prozent auf rund 8600. "Wir kontrollieren verstärkt", sagte Schröter. Die Zahl der Drogentoten kletterte um sieben auf 37. Polizei-Vizepräsident Roger Höppner kündigte an, die Präventionsarbeit an Schulen zu verstärken.

GEWALT

Die Beamten registrierten weniger Gewaltkriminalität. Die Zahl der Fälle sank um 4,5 Prozent auf rund 4900. Die Polizei listete 12 Fälle von Mord auf, im Jahr zuvor waren es noch 19. In 77 Fällen kam es zum Einsatz von Schusswaffen.

SEXUALSTRAFTATEN

Sexueller Missbrauch von Kindern nahm um 22 Prozent auf 518 Fälle zu. Es wurden 272 Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung oder Übergriffen im besonders schweren Fall gezählt, 13 Prozent mehr als zuvor. Die Zahl sexueller Belästigungen wuchs um mehr als das Doppelte auf 403. Die Jahre sind aber nicht direkt vergleichbar, weil es eine Rechtsänderung gab.

KÖRPERVERLETZUNG

Im vergangenen Jahr kamen hier bei der Polizei fast 15.800 Fälle zusammen. "Das ist natürlich eine Entwicklung, die ich mit Sorge sehe", sagte Schröter. Der Präsident des Landeskriminalamts, Dirk Volkland, sagte, vor allem die einfache Körperverletzung sei gestiegen. Dabei spielten zum Beispiel Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften eine Rolle.

FLÜCHTLINGE

Die Zahl der Straftaten, an denen Zuwanderer beteiligt sind, ging leicht nach oben. Fast 11.700 solcher Fälle erfasste die Polizei, 1,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Meistens ging es um Körperverletzung, gefolgt von Ladendiebstahl.

GRENZKRIMINALITÄT

Erstmals seit 2013 stieg die Zahl der Straftaten in den Gemeinden entlang der Grenze zu Polen - hier wurden rund 18.600 Fälle registriert, 4,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch hier nahmen die Fälle von Körperverletzung zu.

PLANENSCHLITZEN

Dieses Phänomen habe in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen, berichtete der Polizei-Vizepräsident. Dabei werden Planen von Lastwagen aufgeschlitzt, um die Ladung zu stehlen. Vor zehn Jahren wurden noch 190 Fälle erfasst, 2018 waren es 911 - die meisten auf Autobahnrastplätzen, mit einem Schaden von mehr als zwei Millionen Euro.

REAKTIONEN

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Brandenburg sieht keine nennenswerte Entspannung. "Ermittlungsintensive Delikte und auch der Anstieg bei der Betäubungskriminalität bereiten uns Kopfzerbrechen", erklärte der Landesvorsitzende Riccardo Nemitz.

Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/ Die Grünen) zeigte sich erfreut über den Rückgang der Gesamtzahl der Straftaten. "Dies zeugt zweifelsohne davon, dass die Brandenburger Polizei mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln solide Arbeit leistet und dass wir in Brandenburg grundsätzlich sehr sicher leben". In das "Loblied" des Innenministers könne man jedoch nicht einstimmen: "So sind die Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung stark angestiegen, von 1434 Fällen im Jahr 2017 auf 1959 Fälle im Jahr 2018", hob Nonnemacher hervor.

Björn Lakenmacher von der CDU-Fraktion äußerte sich beunruhigt über "die sinkenden Aufklärungsraten im Bereich der organisierten Kriminalität" und forderte bessere technische und rechtliche Unterstützung für die Polizei. „Wohnungseinbrüche und Kfz-Diebstähle werden von organisierten Banden durchgeführt. Es ist ernüchternd, dass weniger als jede fünfte Tat aufgeklärt werden kann", teilte Lakenmacher mit. (dpa, mit HvC)

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