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Das Infektionsrisiko für Erzieher ist laut AOK-Studie hoch. 

© Ottmar Winter

Krankenkassen-Studie: Erzieher in Brandenburg häufig wegen Corona krank

Laut einer Erhebung der Krankenkasse AOK waren in Brandenburg 2020 vor allem Kita-Mitarbeiter wegen einer Corona-Diagnose zu Hause. Nun sollen mehr Erzieher und auch Lehrer geimpft werden. 

Potsdam - Sie können nicht ins Homeoffice und ihre Arbeitsstätten waren auch während des Lockdowns zumindest im Notbetrieb geöffnet. Das bleibt nicht ohne gesundheitliche Folgen: Erzieherinnen und Erzieher waren in Brandenburg im Pandemie-Jahr 2020 von allen Berufsgruppen am häufigsten von Arbeitsunfähigkeit wegen einer Covid-19-Infektion betroffen. Das geht aus einer Auswertung der Krankenkasse AOK Nordost hervor. Von März bis Dezember meldeten sich rund 3,2 Prozent der AOK-versicherten Erzieher wegen dieser Diagnose krank. Dieser Wert liegt mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnittswert der Beschäftigten in Brandenburg. Rund jeder Vierte ist in Brandenburg bei der AOK versichert. „Nicht nur in Brandenburg, auch im gesamten Bundesgebiet haben Erzieherinnen und Erzieher laut unserer Analyse das höchste Infektionsrisiko aller Berufsgruppen“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost. Es sei daher eine richtige Entscheidung der Bundesregierung gewesen, diese Berufsgruppe in der Impfreihenfolge vorzuziehen.

Kitaverband fordert auch mehr Tests und Lüftungsanlagen 

„Die freien Träger haben sich erfolgreich für die vorgezogene Impfung von Erzieher:innen eingesetzt“, sagt auch Waltraud Weegmann, Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands. „Unsere Beschäftigten in den Kitas haben zwar nun die Berechtigung für die Impfung, aber es braucht auch ausreichend Impfstoff und vor allem eine zügige Vereinbarung von Impfterminen“, betont sie. Es könne nicht sein, dass tagelange Telefonate für die Terminvergabe die Normalität sind“, so Weegmann. Impfungen allein seien ohnehin nicht der Weg, für einen sicheren Kitabetrieb seien auch umfangreiche Tests für Mitarbeiter und Kinder sowie der Einbau von Luftfiltern nötig, erklärt sie.

Auch in Gesundheitsberufen ist das Infektionsrisiko hoch 

Der Arbeitsausfall wegen einer Corona-Infektion ist in Brandenburg vor allem auch in Gesundheitsberufen hoch. 3218 coronabedingte Krankschreibungen pro 100 000 Versicherte von Beschäftigten in der Gesundheits- und Krankenpflege gab es im genannten Zeitraum laut AOK – bei den Erziehern kamen 3219 Covid-Diagnosen auf 100 000 Versicherte. Danach folgen bei den Corona-Krankschreibungen Altenpfleger, anschließend Sozialarbeiter und Sozialpädagogen. Für diese soll es nun teilweise mehr Schutz geben: Seit gestern können sich alle Beschäftigten in der Kinder- und Jugendbetreuung für Corona-Impftermine in den Brandenburger Impfzentren anmelden, wie das Bildungsministerium mitteilte. Das Impfangebot wird demnach auf Fachkräfte in Kinder- und Jugendheimen sowie Internaten ausgeweitet.

Auch Mitarbeiter von Jugendheimen können sich jetzt impfen lassen 

In Brandenburg können bereits seit Ende Februar neben Kita-Erziehern und Tageseltern auch Grund- und Förderschullehrer Termine für Corona-Schutzimpfungen buchen. Zusätzlich zu einem Kontingent in den Impfzentren, in denen sich die berechtigten Lehrkräfte selbst anmelden können, wurden Anfang März jeweils donnerstags und freitags Impftage in den Krankenhäusern geschaffen. Die Wahl der Tage habe logistische und organisatorische Gründe, erläutert der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse. Der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Michael Jacob, sagt, das Bildungsministerium habe wegen der Kohortenbildung darum gebeten, die Tage auf Donnerstag und Freitag zu legen. Es sei sehr sinnvoll, so Jacob, die Impfung bestimmter Kohorten auf einzelne Tage zu konzentrieren, um eine Impfstraße mit entsprechendem Personal zu organisieren. 

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Wie viele Lehrer bereits geimpft sind, ist nicht bekannt 

Allerdings werden diese Zusatzimpftermine nicht komplett wahrgenommen: Für die laufende Woche hätten – vor dem Impfstopp des Astrazeneca-Wirkstoffs – 3500 Termine für Personal der Grund- und Förderschulen in zehn Krankenhäusern zur Verfügung gestanden. Doch es gab nur 1200 Buchungen, so Ministeriumssprecher Hesse. Die Schulämter sind dafür zuständig, die Schulen über verfügbare Termine in den nahegelegenen Kliniken zu informieren. Im Schulamt Brandenburg/Havel erklärt man sich die nicht wahrgenommen Impfmöglichkeiten in den Kliniken damit, dass die Anmeldung in den Impfzentren bereits ab 26. Februar für Lehrer offenstand, die ersten Termine in den Krankenhäusern aber erst ab 4. März vergeben wurden. „Aus diesem Grunde haben sehr viele Lehrkräfte und sonstige Personen an Schulen mit Impfberechtigung davon Gebrauch gemacht, sich einen Termin in einem Impfzentrum zu buchen“, so Schulamtsleiterin Janina Kolkmann. An Zahlen festmachen kann das allerdings niemand: Weder das Gesundheits- noch das Bildungsministerium konnten auf Anfrage Angaben dazu machen, wie viele Brandenburger Lehrer bereits geimpft wurden. Doch scheinen zumindest große Teile des Personals impfwillig zu sein: So wurden nach Angaben des Bildungsministeriums bislang 12 400 Impfberechtigungsscheine ausgestellt.

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