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Brandenburg: Kopf an Kopf

Berlin hat das bessere Konzept, glaubt man im Senat. Sportverbände geben auch Hamburg eine Chance

Berlin - An diesem Dienstag will der Senat sein erstes Trainingsprogramm für Olympia abschließen. Was er auf die 13 vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gestellten Fragen zu einer Olympiabewerbung antwortet, das will der Senat bei seiner heutigen Sitzung beschließen. Offiziell möchte daher vorher niemand etwas sagen, hinter vorgehaltener Hand dafür umso mehr. Etwa, dass das ganze Verfahren eigentlich „Mist“ sei. Denn es produziere auf jeden Fall einen Verlierer, Berlin oder Hamburg.

Die Hoheit über das Verfahren liegt nach wie vor beim Präsidium des DOSB. Das hat die beiden interessierten Städte in einige Nöte gebracht. Sie wollten frühestmöglich Transparenz herstellen und die Bevölkerung gleich mitnehmen – und durften dennoch nur Andeutungen über ihre Konzepte machen. Der DOSB will schließlich die Antworten der Städte selbst veröffentlichen, kurz nach der Abgabe des Katalogs am 31. August. Weil sich eben ein nationaler Sportverband beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um die Spiele bewirbt und keine einzelne Stadt.

Überhaupt wird innerhalb der Sportverbände derzeit viel über die beiden Kandidaten diskutiert. Wenn es etwas Überraschendes gibt, dann auf jeden Fall, dass Hamburg nach wie vor gut im Rennen liegt. Es ist also noch nicht zugunsten von Berlin gelaufen, da mag das Argument noch so stark sein, dass Berlin international die besseren Siegchancen hätte. Für Hamburg werden innerhalb des Sports zwei Argumente genannt. Zum einen das Wasser. Seine Lage könne Hamburg in ganz anderer Weise in die Bewerbung einbringen als Berlin. Spiele am und mit dem Wasser könnte eine gute Werbebotschaft für Olympische Spiele werden.

Für seine Lage kann Berlin nichts, für das andere Argument zugunsten Hamburgs aber schon. Innerhalb des DOSB, das ist von einflussreichen Funktionären zu erfahren, gibt es vor allem Irritationen über „wilde Thesen aus dem politischen Raum“. Gemeint ist da unter anderem die Aussage des SPD-Landesvorsitzenden Jan Stöß, dass sich das IOC eigentlich bei Berlin bewerben müsste. Auch das süffisante Herziehen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit über das IOC und sein Image hat nicht als vertrauensbildende Maßnahme gewirkt. „Die Vielfalt der Meinungen geht in Berlin weiter auseinander als in Hamburg“, sagt ein hochrangiger Repräsentant des Sports.

Die politischen Entscheider Hamburgs genießen innerhalb des Sports mehr Ansehen. „Die sind in einer ganz anderen Phase ihrer politischen Laufbahn und könnten auch in vielen Jahren noch da sein.“ Bei Berlins Regierendem Bürgermeister sei das eher unwahrscheinlich, außerdem vermissen Vertreter des Sports klare Aussagen der Berliner Politik, „wie sie die Stadt weiter entwickeln wollen“.

Olympia und Stadtentwicklung sollen in der Berliner Politik jedoch verknüpft werden, und die Koalitionsfraktionen bereiten auch gerade einen Resolutionsentwurf für das Abgeordnetenhaus zur Olympiabewerbung vor, der von möglichst allen Fraktionen getragen werden soll.

Die Vorbehalte des Sports gegenüber der Berliner Politik sind inzwischen auch im Senat angekommen. Das Selbstbewusstsein, das bessere Konzept in der Hand zu haben, besteht allerdings nach wie vor. Was die Verkehrsinfrastruktur und die Hotelkapazitäten betrifft, könne Berlin „aus dem Stand Olympische Spiele durchführen“, heißt es. Für Berlin spreche außerdem die Nachhaltigkeit, weil viele Sportstätten schon bestehen oder mit einer Auffrischung für Olympia genutzt werden können, allen voran das Olympiastadion. Hamburg müsste dagegen viele Sportstätten bauen oder temporär errichten. Und ein Olympisches Dorf auf dem Gelände des dann stillgelegten Flughafens Tegel sei doch klasse, heißt es aus Senatskreisen.

Die Stimmung für Berlin könnte auch noch beeinflussen, dass es im Grunde eine ostdeutsche Bewerbung ist, in die fast alle östlichen Bundesländer mit einbezogen werden sollen. Und nicht zuletzt habe Berlin durch seine vielen internationalen Sport-Großereignisse einen herausragenden Status gewonnen, sagt einer aus dem Senat und verweist darauf, dass Hamburg die Universiade 2015, die Weltspiele der Studenten, wieder zurückgeben musste.

Der Wahlkampf ist also voll im Gange.

Friedhard Teuffel

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