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Der Klimawandel wirkt sich unter anderem auf die Ernährungssicherheit aus.

© dpa

Klimawandel: Schellnhuber: Der Frieden ist in Gefahr

Krisengespräch beim UN-Sicherheitsrat – der Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber warnt eindringlich vor einem scharfen Wettbewerb um die natürlichen Ressourcen. Der Klimawandel sei ein Multiplikator für Risiken.

Potsdam - Der Klimawandel könnte zu einer ernsthaften Bedrohung für Frieden und Sicherheit auf der Erde werden. Das betonte am Freitag der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, im Vorfeld einer Krisensitzung des UN-Sicherheitsrates an diesem Freitag. Schellnhuber ist der einzige Wissenschaftler, der zu dem informellen Treffen im New Yorker UN-Hauptquartier eingeladen wurde. Er warnte davor, dass bei unkontrolliertem Fortschreiten des Klimawandels ein scharfer Wettbewerb um die natürlichen Ressourcen einsetzen könnte. Der Klimawandel sei ein Multiplikator für Risiken. Ab einem bestimmten Schwellenwert der Erderwärmung würden diese Risiken um ein Vielfaches zunehmen. „Wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht verringert wird, begibt sich die Menschheit auf den Weg in eine ungewisse Zukunft – sie wagt sich in eine Welt, die viel heißer ist als je zuvor in ihrer Geschichte“, sagte Schellnhuber vor dem Treffen.

Die Zusammenkunft, an der auch Vertreter der Weltbank und der Entwicklungsländer teilnehmen, war von Großbritannien und dem häufig von Flutkatastrophen betroffenen Pakistan gemeinsam einberufen worden. Es sei bemerkenswert, dass die beiden Staaten gemeinsam das Treffen terminiert haben. „Sie zeigen durch ihr Handeln, nicht bloß durch Worte, dass der Klimawandel ein Thema ist sowohl für Entwicklungsländer als auch für Industriestaaten“, so die Einschätzung des PIK-Chefs Schellnhuber.

Trotz aller Sorgen betrachtet Schellnhuber die Entwicklung auch mit einigen Hoffnungen. So wäre es denkbar, dass sich angesichts eines verschärften Klimawandels eine Dynamik unter Staaten und Völkern entwickele, die sich der bevorstehenden Gefahren bewusst werden und eine große Transformation zur Nachhaltigkeit beginnen. Ein erstes Beispiel dafür könnte die deutsche Energiewende sein.

Themen des heutigen Treffens im Beisein von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sollen unter anderem Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungssicherheit, die Zusammenarbeit beim Wassermanagement und mögliche große Migrationsbewegungen sein. „Viele Millionen Menschen könnten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein“, so Schellnhuber. Der Wissenschaftler nannte zwei Beispiele für drastische Folgen der Erderwärmung: Den Anstieg des Meeresspiegels, der die Häufigkeit schwerer Überflutungen erhöhen könne, und die Veränderungen der Luftströmungen in der Atmosphäre, die beispielsweise Störungen des Monsuns auslösen könnten.

Seit Beginn der Industrialisierung hat die mittlere Temperatur weltweit um rund 0,8 Grad zugenommen. Ein Politisches Ziel ist es, die durch Treibhausgase wie Kohlendioxid verursachte Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Wobei Klimaforscher auch diese Zwei-Grad-Grenze bereits für sehr riskant halten. Sollte die internationale Staatengemeinschaft es zulassen, dass die globale Mitteltemperatur deutlich über die vereinbarte Zwei-Grad-Grenze hinausgeht, könnten nach Aussagen von Schellnhuber wichtige Kipp-Punkte in Natur und Umwelt überschritten werden. „Das Erdsystem reagiert nicht linear auf den Ausstoß von Treibhausgasen – Elemente wie der Regenwald des Amazonas könnten recht drastisch ihren Zustand ändern, wenn bestimmte Schwellenwerte der Erwärmung überschritten werden“, erklärte der Potsdamer Wissenschaftler.

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