zum Hauptinhalt
Heisig. Aufgenommen vor einem halben Jahr in ihrem Büro.

© ddp

Brandenburg: Kirsten Heisigs Vermächtnis lebt fort Würdigungen nach dem Tod der Jugendrichterin. Neuköllner Modell gibt es in ganz Berlin

Berlin - Vielen ihrer Kollegen ist er schwer gefallen – dieser erste Arbeitstag nach der Nachricht vom Tod der prominenten Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig: Richtern, Jugendgerichtshelfern, Polizisten, Staatsanwälten. „Alle, die sie für ihr Neuköllner Modell begeistert hat, sind traurig und schockiert“, sagt der BErliner Oberstaatsanwalt Rudolf Hausmann: „Aber daran weiterzuarbeiten, ist das Beste, was wir in ihrem Sinne tun können.

Von Sandra Dassler

Berlin - Vielen ihrer Kollegen ist er schwer gefallen – dieser erste Arbeitstag nach der Nachricht vom Tod der prominenten Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig: Richtern, Jugendgerichtshelfern, Polizisten, Staatsanwälten. „Alle, die sie für ihr Neuköllner Modell begeistert hat, sind traurig und schockiert“, sagt der BErliner Oberstaatsanwalt Rudolf Hausmann: „Aber daran weiterzuarbeiten, ist das Beste, was wir in ihrem Sinne tun können.“

Hausmann ist Beauftragter der Berliner Staatsanwaltschaft für die Polizeidirektion 5, die für die beiden Stadtbezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln zuständig ist. Ein Kriminalitätsschwerpunkt ist Nord-Neukölln, genau hier hatte Kirsten Heisig Ende des Jahres 2007 zuerst für ihre Idee geworben, jugendliche Täter schon nach drei bis sechs Wochen vor Gericht zu bringen, um sie mit schneller Strafe vor dem Abrutschen in die Kriminalität zu bewahren. An sich waren sogenannte beschleunigte Verfahren nichts Neues, doch sie wurden nur sporadisch angewendet. Denn Voraussetzung für solche Blitzverfahren ist eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz und Jugendgerichtshilfe.

„Genau dafür hat Kirsten Heisig gekämpft“, sagt Hausmann: „Dass Polizisten erkennen, wann ein solches Verfahren Sinn macht, und die Justiz dann mitzieht, damit Strafe auf dem Fuß folgen kann – im Sinne der jungen Menschen.“

Auch am gestrigen Montag erreichten Hausmann solche Fälle: So hatte ein 14-Jähriger, der schon durch kleinere Diebstähle aufgefallen war, wieder gestohlen. Zwar nur eine Kleinigkeit, aber als ein Polizist ihm nacheilte, widersetzte er sich und verletzte den Beamten leicht. „Das könnte der Beginn einer kriminellen Karriere sein“, sagt Hausmann: Wenn der Junge jetzt keine Reaktion spürt, macht er vielleicht weiter so und hat – bis er ein Jahr später vor Gericht steht – bereits schwere Straftaten begangen. Wird sofort reagiert, sieht das oft anders aus.“

Diese Erfahrung kann Thomas Weylandt, der Leiter der Jugendgerichtshilfe in Berlin-Neukölln bestätigen: „Die jungen Leute sind total überrascht, wenn es so schnell zu einer Anklage kommt“, sagt er: „Außerdem werden die Eltern gehört, die Schule erfährt es, das zeigt Wirkung.“

Steffen Dopichay, Leiter des Polizeiabschnittes 55 in Nordneukölln, sagt, dass auch seine Kollegen diese positive Wirkung spüren: „Wir haben von Frau Heisig immer eine Rückmeldung erhalten, was aus einem von uns für ein beschleunigtes Verfahren vorgeschlagenen Fall geworden ist“, sagt er: „Sie hat alle Stellen, die damit zu tun haben, wachgerüttelt“.

Natürlich eignet sich das Neuköllner Modell, das es seit fünf Wochen in ganz Berlin angewendet wird, nicht für Intensiv- oder für Erststraftäter. Für alle anderen 14- bis 17-Jährigen aber könne es eine Chance zur Umkehr auf dem Irrweg sein. „Dafür hat uns Kirsten Heisig sensibilisiert“, sagt Hausmann: „Das ist ihr Vermächtnis und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.“ Sandra Dassler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false