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Vertreter des Jüdischen Landesverbandes West nahmen die Urkunde zur Anerkennung als Körperschaft von Ministerin Martina Münch (SPD) entgegen. 

©  Nantke Garrelts

Jüdische Gemeinden in Potsdam: Landesregierung erkennt Jüdischen Landesverband West an

Kulturministerin Martina Münch (SPD) hat den Verband als öffentlich-rechtliche Körperschaft anerkannt. Damit wird ein eigener Friedhof möglich.

Potsdam - Stirbt in Potsdam ein Mitglied der jüdischen Gemeinde, klingelt bald darauf in Cottbus das Telefon. Denn dort ist der Landesverband der jüdischen Gemeinden Land Brandenburg angesiedelt, der Träger des Jüdischen Friedhofes in Potsdam ist. Das Problem: Von genau diesem Verband spalteten sich die jüdischen Gemeinden in Potsdam vor sieben Jahren wegen Meinungsverschiedenheiten ab. Ein Anruf in Cottbus ist für Potsdamer Juden also meist kein Anruf bei Freunden. „Wir waren bisher Gast auf dem Friedhof und mussten um Erlaubnis bitten – das ist schon etwas absurd“, sagte Ud Joffe, Vorsitzender der Synagogengemeinde.

Mit dieser Abhängigkeit ist wahrscheinlich bald Schluss: Denn der Jüdische Landesverband West, ein Zusammenschluss der drei Potsdamer jüdischen Gemeinden und der Gemeinde aus Brandenburg an der Havel, ist seit Dienstagmittag als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Kulturministerin Martina Münch (SPD) übergab im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Urkunde an Vertreter des Verbandes. „Das ist eine sehr schöne Anerkennung der Vielfalt jüdischen Lebens in Brandenburg“, sagte Münch.

Für die jüdischen Gemeinden in Potsdam bedeutet dies weit mehr als nur eine ideelle Anerkennung. So können sie etwa Land erwerben und einen eigenen Friedhof betreiben. „Das Friedhofswesen ist eine innigste Angelegenheit aller Religionsgemeinschaften“, sagte Joffe. „Bisher mussten wir Anträge stellen und Gebühren zahlen, jetzt können wir hoffentlich bald selbst bestimmen.“ Ein Gelände für einen eigenen Friedhof hat der Verband aber noch nicht gefunden.

Der Jüdische Landesverband West repräsentiert die Gemeinden in Potsdam und Brandenburg/Havel und damit die Hälfte der etwa 2000 Juden, die nach Angaben Joffes in Brandenburg leben. „Es ist gut, dass wir zwei Landesverbände haben“, sagte Joffe. „Wir stehen für die Interessen der städtischen Gemeinden, der Landesverband der Jüdischen Gemeinden hat die Interessen der Juden im ländlichen Raum im Blick.“

Seit der Abspaltung hatten die Gemeinden in Potsdam und Brandenburg keine offizielle Vertretung im Zentralrat der Juden gehabt. Außerdem werden sie durch die Anerkennung als Körperschaft zum Ansprechpartner für die brandenburgische Landesregierung in Fragen, die Religionsgemeinschaften und jüdisches Leben betreffen. „Vor der Statusumwandlung hatten wir kaum Möglichkeiten, politisch etwas zu bewegen“, sagte Evgeni Kutikov, Vorsitzender der Potsdamer Jüdischen Gemeinde und des Jüdischen Landesverbandes West. „Wir mussten ständig improvisieren.“

Durch den Status als öffentliche Körperschaft könnte der Landesverband außerdem Steuern erheben, öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse begründen und Geschäfte mit Gewinninteresse betreiben. Auswirkungen auf den geplanten Bau eines jüdischen Gemeindezentrums in Potsdam wird die Statusänderung wahrscheinlich nicht haben. Die Synagogengemeinde und die Jüdische Gemeinde gründeten gemeinsam die Israelitische Kultusgemeinde Potsdam, die sich mit dem Land Brandenburg über die Details des Synagogenbaus verständigt. Daran will der Landesverband West vorerst nichts ändern.

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