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Brandenburg: Inseln der Kormorane vor Verkauf

Bad Saarow: Bund will Brutgebiete loswerden

Bad Saarow - Das Angebot klingt verlockend. Eine einsame Insel mit 16 600 Quadratmeter Natur. Idyllisch gelegen im Scharmützelsee. Nebenan der aufstrebende Kurort Bad Saarow im Landkreis Oder-Spree, nicht allzu weit südöstlich von Berlin im Brandenburgischen gelegen. Und das Mindestgebot liegt gerade einmal auf dem Niveau eines kleinen Mittelklassenwagens: 20 000 Euro werden am Donnerstag bei der Deutschen Grundstücksauktionen AG in Berlin für das Objekt aufgerufen.

Ist der Preis doch zu hoch? Zeitgleich soll neben der „Großen Werl“ auch die „Kleine Werl“ einen neuen Eigentümer finden. Hier werden für 2780 Quadratmeter lediglich 2000 Euro als Mindestgebot aufgerufen. Die beiden Inseln haben allerdings einen Haken. Sie sind Heimat von Hunderten Kormoranen. Vergangenes Jahr hätten dort 370 Paare gebrütet, sagt Brandenburgs Nabu-Geschäftsführerin Christiane Schröder. Das sei ein Viertel des gesamten Bestands im Land.

„Es wäre wichtig, die Inseln langfristig für die Natur zu erhalten“, betont Schröder. Denn während am Ufer des Scharmützelsees viele Kormorane wegen der Steganlagen keine Nistplätze mehr finden, scheint es den Fischfressern auf den Inseln zu gefallen. Und auch wenn Fischer über zu viele Kormorane im Land klagten, sei der Bestand zuletzt unter anderem durch Waschbären gesunken.

Der Nabu will den Immobilienverkauf an einen Investor verhindern – und nun selbst mitbieten. Denn während der Bund den Naturschutzverbänden für die Natur besonders wertvolle Gebiete manchmal kostenlos überlässt, habe man in diesem Fall erst durch die Presse von dem anstehenden Verkauf gehört. Der Bund wolle offensichtlich mit den Inselverkauf vor allem Einnahmen erzielen.

Wie weit der Verband mitbieten kann, der sich unter anderem aus Beiträgen der Mitglieder und aus Spenden finanziert, will Schröder nicht verraten. Sie könnte allerdings davon profitieren, dass die Inseln zum Landschaftsschutzgebiet gehören, womöglich auch einmal richtig unter Naturschutz gestellt werden. Auf dem „Kleinen Werl“ befinden sich zudem Reste von bronzezeitlichen und mittelalterlichen Besiedlungen.

Und noch etwas könnte Käufer abschrecken: Die Kormorane auf den einsamen Inseln verbreiten einen höllische Gestank. Das sei in etwa so, sagt Schröder, als ob man für den Garten Guano kauft – getrockneten Vogelkot. Der riecht bei den fischfressenden Kormoranen nun mal besonders streng. Allerdings, sagt Nabu-Kreischef Stephan Wende, blieben Kormorane auch nicht immer an einem Ort. „Die Kormorane ziehen irgendwann weiter.“ Darum hat er schon beantragt, das Gebiet einstweilig unter Naturschutz zu stellen. dpa

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