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Sind die Koffer drin? Da nach vielen Unwettern die Flugzeuge verspätet gestartet sind, sind nicht in allen Maschinen die Koffer eingeladen worden. An den Bändern in Tegel gibt es zudem nicht immer genügend Personal. Fluggäste schildern stundenlange Wartezeiten, bis die Koffer aufs Rollband geladen werden.

© Britta Pedersen/dpa

Brandenburg: In Tegel türmen sich die Koffer

Fluggäste warten stundenlang auf Gepäck – manchmal sogar vergebens. Auch auf der Rollbahn läuft manches nicht rund. Zum Ferienende soll zusätzliches Personal aushelfen

Berlin - Es ist wieder da – das Gepäckchaos am Berliner Flughafen Tegel. Im Lager für nicht nach der Landung ausgehändigte Stücke stapeln sich Koffer und Taschen, Passagiere müssen wieder zum Teil stundenlang aufs Gepäck warten. Um die schlimmste Not zu lindern, setzt die Flughafengesellschaft an diesem und am nächsten Wochenende zusätzliches Personal ein, das die fürs Gepäck zuständigen Bodendienstleister unterstützen soll. Hier wird nochmals mit einem verstärkten Aufkommen gerechnet.

Auf ihr Gepäck warten müssen nach Angaben von Flughafensprecher Hannes Stefan Hönemann vor allem Passagiere, die in den vergangenen Tagen aus Frankfurt (Main) und München gekommen sind. Weil der Flugbetrieb nach einer Panne im Sicherheitsbereich sowie in Frankfurt auch noch nach mehreren Gewittern jeweils zeitweise eingestellt werden musste, seien anschließend viele Maschinen ohne das zugehörige Gepäck der Passagiere gestartet. Es liegt nun im sogenannten Baggage Center. Dort müssen die Teile jetzt Stück für Stück manuell den Passagieren zugeordnet werden.

Einer Frau, die nach ihren Angaben noch immer auf ihr Gepäck von einem Flug aus London-Heathrow wartet, habe man gesagt, dass in Tegel rund 8000 Gepäckstücke lagern. Die Zahl wollte Hönemann nicht bestätigen, sie sei aber außergewöhnlich hoch, sagte er. Wann der Taschen- und Kofferberg abgearbeitet sein wird, könne er derzeit nicht sagen.

Geduld brauchen Passagiere derzeit aber oft auch, wenn ihr Gepäck durchaus vorher im Flugzeug war. Luisa Laube schildert ihr Erlebnis vom Mittwochabend so: Gegen 21.30 Uhr war ihre Maschine aus Kos fast planmäßig in Tegel gelandet, dann begann das lange Warten aufs Gepäck. Ähnlich sei es fast zeitgleich Passagieren aus Teneriffa und Gerona gegangen. Das Gepäckband sei kurz gelaufen, einige Passagiere hätten ihr Gepäck erhalten – und dann war Schluss. Nach 23 Uhr seien die etwa 60 bis 80 weiter wartenden Passagiere unruhig geworden – und das Klopapier sei auch ausgegangen.

Gegen 23.30 Uhr seien Bundespolizisten erschienen, die versuchten, die aufgebrachten Passagiere zu beruhigen. Von einigen Passagieren seien die Personalien aufgenommen worden, weil sie einen Beamten geduzt hätten.

Nach 23.45 Uhr sei ein Teil der Mitarbeiter gegangen, aber immerhin hätten die Bundespolizei und Sicherheitskräfte dann Trinkwasser verteilt. Ab 0.45 Uhr seien die letzten Gepäckstücke gekommen – viel bejubelt und beklatscht. Und dann sei sofort das Licht erloschen.

Zuständig für die Ausgabe des Gepäcks war der Bodendienstleister Aeroground, ein Tochterunternehmen der Flughafen München GmbH. Ein Sprecher sagte, an diesem Abend sei die Krankheitsrate des Personals „unerwartet hoch“ gewesen, weit über dem Durchschnitt. Deshalb hätten die Mitarbeiter die Flüge nicht parallel, sondern nur hintereinander abfertigen können, was zu den „deutlich zu langen Auslieferungszeiten“ geführt habe. Aeroground entschuldigte sich bei den betroffenen Passagieren.

Die Situation sei verschärft worden, weil die Gepäckmenge in den Sommer- und Ferienzeiten „unglücklicherweise“auch deutlich größer sei als sonst. Die Flughafengesellschaft setzt deshalb nach Hönemanns Angaben an diesem und am nächsten Wochenende für die Gepäckausgabe Personal ein, das die Arbeit der Dienstleister ansonsten nur kontrollieren soll. Zehn Mitarbeiter sind dafür vorgesehen.

Bei den Passagieren vom Mittwochabend war nach dem stundenlangen Warten aufs Gepäck auch schon fast vergessen, dass sich der Ausstieg aus dem Flugzeug um rund 20 Minuten verzögert hatte, weil keine Treppe angelegt worden war. Das Bordpersonal hätte dann die Nottreppe ausgeklappt, berichtet Laube, und die ersten Passagiere hätten die Maschine verlassen können, bis der einzig vorgefahrene Bus voll war. Willkommen in der deutschen Hauptstadt.

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