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Update

In Grünheide im Landkreis Oder-Spree: Elon Musk will Tesla-Werk in Brandenburg bauen

Am Dienstag soll Tesla-Chef Musk die Milliardeninvestition, die 10.000 Jobs in die Region bringen soll, mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) besiegelt haben.

Berlin/Potsdam - Der Tesla-Konzern baut seine erste Europa-Gigafabrik für Elektroautos und Batterien in Deutschlands Hauptstadtregion - und zwar in Brandenburg, nahe der Berliner Metropole. Nach Tagesspiegel- und PNN-Informationen wäre das Gigawerk, dessen Bau Konzernchef Elon Musk am Dienstagabend bei der Verleihung des "Goldenen Lenkrads" in Berlin ankündigte, eine Milliardeninvestion. Es geht dem Vernehmen nach um eine Größenordnung von rund 10.000 Jobs.

Teslas vierte Gigafactory bei Berlin soll die Dimension der Großfabrik 3 in Shanghai haben, die schon in der ersten Ausbaustufe jährlich 150.000 Elektrofahrzeuge produzieren soll, in Rekordzeit gebaut wurde und demnächst an den Start geht.

Tesla-Chef Elon Musk.
Tesla-Chef Elon Musk.

© Noah Berger/Reuters

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte am Abend: "Das ist eine hervorragende Nachricht für unser Land." Die Landesregierung habe sich "in intensiven Gesprächen und mit guten Argumenten" für die Großinvestition eingesetzt. Woidke weiter: "Ich bin glücklich, dass sich Elon Musk für unseren Standort Brandenburg entschieden hat." Die Gigafabrik werde Brandenburg als innovativem und internationalem Standort "einen weiteren Schub geben und sehr vielen Menschen gute Arbeit" geben. Er danke allen, "die sich dafür in großer Vertraulichkeit eingesetzt haben".  

Die angekündigte Großinvestition hat das Potenzial, der E-Mobilität in Berlin und Brandenburg zum Durchbruch zu verhelfen. Die Förderung haben sich beide Landesregierungen auf ihre Fahnen geschrieben. Es wäre die erste Tesla-Fabrik in Deutschland. In Berlin soll ein Design- und Entwicklungszentrum von Tesla entstehen. 

Die Gigafabrik in Grünheide soll das aktuell wichtigste Tesla-Fahrzeug Model 3 für den europäischen Markt produzieren sowie auch den auf seiner Basis entworfenen künftigen Kompakt-SUV Model Y. Mit dem Model 3, das in Deutschland aktuell ab einem Preis von gut 44.000 Euro zu haben ist, will Tesla sich einen breiteren Markt erschließen.

Die Fläche war bereits einmal als BMW-Standort im Gespräch

Die Ankündigung machte Musk überraschend bei der Preisverleihung im Axel-Springer-Haus. Er erklärte, dass die Fabrik nahe dem neuen Berliner BER-Airport errichtet werden soll. Nach Tagesspiegel- und PNN-Recherchen handelt es sich dabei um eine potenzielle Industriefläche im brandenburgischen Grünheide im Landkreis Oder-Spree südöstlich von Berlin, die bereits einmal im Rennen für ein neues BMW-Werk war. Berlins Wirtschaftsssenatorin Ramona Pop (Grüne) twitterte zu der Ansiedlung: „Wer Visionen hat, kommt nach Berlin! Willkommen in der Metropolregion Tesla!"

Elon Musk.
Elon Musk.

© Foto: Charles Sykes/dpa

In Brandenburgs Regierung gilt die spektakuläre neue Tesla-Fabrik als bisher größter Ansiedlungserfolg für den amtierenden Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), der auch im neuen Kenia-Kabinett aus SPD, CDU und Grünen von Ministerpräsident Woidke bleiben wird. Im Wirtschaftsministerium war das Projekt unter Geheimhaltung vorbereitet worden. Es sei seit einigen Monaten in der Pipeline gewesen, hieß es am Dienstagabend aus Brandenburger Regierungskreisen. Nach PNN-Informationen war der Milliarden-Coup ein Grund dafür, dass das Wirtschaftsministerium unter Steinbach unbedingt in SPD-Hand bleiben musste und deshalb das Infrastrukturministerium trotz seiner ebenfalls strategischen Bedeutung an die CDU abgegeben wurde. Die neue Kenia-Koalition will, wie Woidke bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages angekündigt hatte, Brandenburg zum Vorreiter für die Energiewende in Deutschland machen.

Musk und Steinbach trafen sich am Dienstag

Dem Vernehmen nach wurde die Ansiedlung am Dienstag bei einem Treffen von Musk und Steinbach schriftlich besiegelt. Musk hatte vor geraumer Zeit eine neue Tesla-Fabrik in Europa angekündigt. Um den Standort hatte es einen harten Wettbewerb gegeben. Beworben hatten sich mehrere deutsche Regionen. Mit Brandenburg oder Berlin hatte niemand gerechnet. Brandenburg hatte es dem Vernehmen nach erst unter die 30 Bewerber, dann in die Zehner-Shortlist geschafft und nun den Zuschlag erhalten.

Volkswagen startete Batteriefertigung in Braunschweig

Die deutschen Autobauer hatten zwischenzeitlich ebenfalls Investitionen von insgesamt rund 40 Milliarden Euro in die Elektromobilität angekündigt. Binnen drei Jahren sollen rund 100 E-Modelle auf den Markt kommen. Allen voran setzt Volkswagen künftig ganz auf batteriebetriebene Fahrzeuge. Erst in der vergangenen Woche startete der Konzern in Zwickau die Produktion seines ersten rein-elektrischen Modells ID.3, in Braunschweig nahm der Konzern am Freitag seine eigene Batteriefertigung auf. Bei den Neuzulassungen von E-Autos liegen deutsche Hersteller allerdings insgesamt weltweit zurück. Vor allem bei der Batteriezellen-Produktion sind die Deutschen weitgehend von asiatischen Lieferanten abhängig.

95.200 Elektroautos lieferte Tesla jüngst aus

Der Tesla-Konzern gilt weltweit als führend in der E-Mobilität. Im zweiten Quartal 2019 war dem Tesla-Konzern, der zwischenzeitlich Rückschläge einstecken musste, mit ausgelieferten 95.200 Elektroautos zumindest ein neuer Absatzrekord gelungen. Die Aktie hatte in den letzten Tagen stetig zugelegt. In Deutschland lag Tesla bei der Zahl neu zugelassener Elektrofahrzeuge im Oktober 2019 auf Platz vier hinter BMW, Smart und Renault.

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Hintergrund

Die erste Gigafactory, die bisher nur Batterien produziert, baute Tesla in der Wüste im US-Bundesstaat Nevada, eine weitere existiert im Staat New York. In der neuen Fabrik in Shanghai soll wie in der europäischen Gigafactory das Model 3 produziert werden. In Europa montierte Tesla bisher in den Niederlanden einige Fahrzeuge der teureren Modellreihen S und X. Musk stellte aber wiederholt klar, dass er die Zukunft der Firma vor allem in Model 3 und Model Y sieht.

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