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Lecker. Melonen aus Brandenburg von Attila Puszti.

© Bernd Settnik/dpa

Brandenburg: Im Schwitzkasten

Kaum Isolierung, keine Vorhänge: Für Geflüchtete, die in Containern leben, ist die Hitze dramatisch

Berlin - Wirklich kühl ist es derzeit wohl in keiner Wohnung. Aber eingeschössige Metallbauten ohne Isolierung sind der Sonne besonders schutzlos ausgeliefert: Die Container der 14 Berliner Unterkünfte für Geflüchtete heizen sich derzeit mächtig auf – und immer noch leben darin insgesamt etwa 4000 Menschen. Georg Classen vom Berliner Flüchtlingsrat hat in den vergangenen Tagen auf dem Tempelhofer Feld in den Tempohomes, wie die Containerwohnungen offiziell heißen, 36 bis 38 Grad gemessen. Einzelne Bewohner berichten zudem von Messwerten von mehr als 40 Grad.

„Es ist sehr heiß in den Tempohomes“, bestätigt Stephanie Reisinger, Sprecherin des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). Sie ist sich aber sicher, dass in den Unterkünften „relativ schnell reagiert wurde“ auf die Hitzewelle.

In der Neuköllner Gemeinschaftsunterkunft an der Gerlinger Straße leben Fatima Hameed und Ahmed Al-Hajjaj, die aus dem Irak geflüchtet sind, mit ihrem Sohn in einem Container. Tagsüber halte sie es bei der Hitze drinnen nicht aus, erzählt die schwangere Hameed. Sie habe das Gefühl, keine Luft zu bekommen.

Eine Klimaanlage gebe es nicht, und Durchzug sei nicht möglich, weil alle Fenster zu einer Seite zeigten, ergänzt ihr Mann. „Wir können auch nicht kochen, weil der Dampf nicht abzieht und es dann noch heißer wird“, sagt Al-Hajjaj. Vorhänge sind aus Brandschutzgründen nicht erlaubt. Wer Privatsphäre will, muss die Rollläden aus Plastik herunter lassen. Aber dann stehe die Luft im Container komplett, berichten die beiden.

Für die Qualitätssicherung in den Berliner Unterkünften für Geflüchtete ist das LAF verantwortlich. Das hat angesichts der Temperaturen inzwischen erlaubt, in den Containern mobile Klimaanlagen aufzustellen.

Momentan werde geprüft, ob und wie diese nachträglich finanziert werden könnten, sagt Amtssprecherin Stephanie Reisinger. Das heißt aber, dass Betreiber oder Bewohner zunächst das Geld auslegen müssten – ohne, dass die Frage der Finanzierung geklärt ist. Das erklärt wohl, warum ein Großteil der Geflüchteten in den Tempohomes weiterhin ohne Klimaanlage und mit der Hitze lebt.

In der Gemeinschaftsunterkunft an der Gerlinger Straße freut sich Leiterin Nicole Reichenbach, dass bereits im Frühjahr über Spenden finanzierte Ventilatoren für jeden Raum angeschafft wurden – auch wenn deren Nutzen begrenzt ist.

In den Containern leben auch viele kleine Kinder und Neugeborene mit ihren Familien – diese Verantwortung wollten Reichenbach und ihre Mitarbeiter angesichts der Ausnahmetemperaturen nicht allein tragen und verständigten bereits Jugendamt und Gesundheitsamt. „Wir haben Entwarnung bekommen. Die Lage ist nicht lebensbedrohlich“, sagt Reichenbach. Sorgen macht sie sich trotzdem: Für Familien sei die Situation in den Containern momentan einfach nicht ideal.

Milena Fritzsche

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