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Unwirksam? Das Landeslabor testete die Krebsmedikamente.

© M. Kaufmann

Illegaler Handel mit Krebs-Medikamenten: Brandenburg: Behörden nach Arznei-Skandal in der Kritik

Warum hat das Gesundheitsministerium die Öffentlichkeit nicht vor den womöglich unwirksamen Krebs-Medikamenten gewarnt? Die Grünen-Fraktion will das Thema im Gesundheitsausschuss auf die Tagesordnung setzen.

Potsdam – In der Affäre um den Handel mit illegalen Krebsmedikamenten fordern nun auch die Grünen im Landtag bessere Aufklärung durch das Gesundheitsministerium. „Ich habe den Eindruck, dass man sich aufseiten der brandenburgischen Aufsichtsbehörde viel Zeit gelassen hatte“, sagte die Fraktionsvorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ursula Nonnemacher, am Montag. Auch scheine das Agieren des Gesundheitsministeriums nach Bekanntwerden des Falls „wenig souverän“.

Wie berichtet hat das rbb-Magazin „Kontraste“ vergangenen Donnerstag einen Fall mutmaßlichen Handels mit gestohlenen, noch dazu unwirksamen Krebsmedikamenten öffentlich gemacht. Als Zwischenhändler für das Geschäft soll die Firma Lunapharm in Mahlow (Teltow-Fläming) gedient haben. Diese bestritt auf PNN-Anfrage den Vorwurf. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt seit April 2017 wegen Hehlerei gegen das Unternehmen. Das Gesundheitsministerium hatte am Freitag erklärt, erst eine Woche zuvor durch die „Kontraste“-Anfrage erfahren zu haben, dass es sich um gestohlene Medikamente handeln könnte. Das Ministerium prüfte nach einer Anfrage polnischer Behörden Ende 2016 nur die Vertriebswege. Eine Laboruntersuchung der Arznei habe zudem ergeben, dass diese wirksam war und Patienten nicht beeinträchtigt worden seien, hieß es.

rbb-Kontraste: Gesundheitsministerium in Brandenburg wusste von illegalem Handel mit Krebs-Medikamenten

Dieser Darstellung widerspricht der rbb. „Kontraste“ liege ein E-Mail-Verkehr zwischen der griechischen Arzneimittelbehörde EOF und dem Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) vor. Daraus ergebe sich, dass die griechische Behörde bereits am 27. März 2017 darauf hingewiesen habe, dass die Produkte illegal aus einem Krankenhaus entnommen worden sind. Zudem betont „Kontraste“, dass die Probeentnahme für den Medikamententest mit Ankündigung erfolgte und nur sogenannte Rückstellmuster umfasste, also nur wenige Medikamente auf ihre Wirksamkeit hin untersucht wurden.

Nonnemacher kündigte an, das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Gesundheitsausschusses im September zu setzen. „Kranke Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass die Behörden beim Vorliegen einschlägiger Informationen unverzüglich und konsequent einschreiten“, sagte sie. 

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