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Seit dem Ausbruch der Coronakrise holt sich die Natur den Platz in Bad Saarow zurück.

© privat

Hotel und Platz in Bad Saarow gesperrt: Ein Golfplatz der Extraklasse verkommt

Der Golfresortbetreiber A-ROSA will seinen Weltklasseplatz in Bad Saarow nicht öffnen. Die Coronakrise sei schuld heißt es. Es könnten aber auch andere Gründe eine Rolle spielen.

Bad Saarow - Der Anblick überrascht, Golfern tut er gar weh: Auf dem Bad Saarower Faldo Course, einem der besten Golfplätze Deutschlands, sprießt in den Sandbunkern seit Monaten das Unkraut in die Höhe. Dort, wo das wohl berühmteste Golfturnier, der Ryder Cup 2022, hätte stattfinden sollen, darf seit der Wiedereröffnung der Golfanlagen noch immer nicht gespielt werden. Das Hotel A-ROSA am Scharmützelsee hält den Vorzeigeplatz seines Golfresorts geschlossen – als einzigen in ganz Deutschland.

Auf zweien der drei Golfplätze am Scharmützelsee darf inzwischen zwar wieder Golf gespielt werden, doch die Atmosphäre auf der Anlage ist noch immer gespenstisch. Das Fünf-Sterne-Hotel, das Herzstück des Resorts, sowie das Clubhaus samt Restaurant sind geschlossen, ein Großteil der Mitarbeiter ist in Kurzarbeit. „Wir werden das Hotel und den Faldo Course erst wieder öffnen, wenn es wirtschaftlich Sinn ergibt“, sagt A-ROSA-Sprecherin Michaela Störr. Die derzeitige Nachfrage sei nicht groß genug, behauptet sie.

Großer Zulauf bei anderen Golfresorts

Erstaunlich, zumal vergleichbare Golfresorts wie WINSTONgolf bei Schwerin oder das Quellness Golf Resort in Bad Griesbach seit dem Ende der Zwangsschließung eilig wieder ihren Betrieb aufgenommen haben und nun einen starken Zustrom erfahren. Daniel Stenzel vom Golfresort Weimarer Land sagt: „Wir haben eine Auslastung von 94 Prozent bis in den Oktober hinein.“ Das thüringische Golfresort mit seinen zwei 18-Loch-Plätzen, dem Vier-Sterne-Hotel und Spa, spricht dieselbe Zielgruppe an wie das A-ROSA Scharmützelsee. Der stellvertretende Hoteldirektor möchte das Verhalten der Konkurrenz nicht bewerten, verhehlt aber auch nicht, dass er es nicht nachvollziehen kann. „Jetzt ist Erntezeit“, sagt Stenzel. Aufgrund der großen Nachfrage nach Urlaub in Deutschland habe Weimarer Land zuletzt sogar die Preise angehoben. Im Hotel Esplanade am Nordufer des Scharmützelsees verzeichnet Hoteldirektor Tom Cudok aktuell eine „sehr gute“ Auslastung.

Das 2003 eröffnete Hotelressort des Betreibers A-ROSA hatte viele gut betuchte Golfer aus ganz Europa an den Scharmützselsee gelockt.
Das 2003 eröffnete Hotelressort des Betreibers A-ROSA hatte viele gut betuchte Golfer aus ganz Europa an den Scharmützselsee gelockt.

© A-ROSA

„A-ROSA schiebt die Coronakrise vor, um schlechtes Management zu vertuschen und die Schließung des Hotels zu rechtfertigen“, ist Hans-Peter Hillebrand überzeugt. Der Präsident des auf der Anlage beheimateten Sporting Club Berlin (SCB), bestätigt Tagesspiegel-Informationen, wonach A-ROSA schon vor Beginn der Coronakrise darauf gedrängt habe, den Golfbetrieb am Scharmützelsee abzugeben. Gespräche mit der Firma Sommerfeld, die vor Jahren bereits das Greenkeeping übernommen hat, blieben jedoch bis heute ohne Ergebnis. Laut Hillebrand, der in Berlin eine Kanzlei als Rechtsanwalt und Steuerberater betreibt, hat die Hotelkette es nie fertig gebracht, Bad Saarow am Markt als das erstklassige Golfresort zu etablieren, das es zweifellos sei: „A-ROSA kann Hotels und Kreuzfahrten, aber definitiv nicht Golf.“

Golfmanagement in Kurzarbeit

Nicht nur die fast 700 Clubmitglieder in Bad Saarow seien entgeistert, was aus ihrem golferischen Zuhause geworden ist, Gleiches gelte für Gäste und Mitarbeiter, erzählt Klaus-Jürgen Meier, Clubmitglied sowie 2014, 2015 und 2016 Organisator des größten Golfturniers der Hauptstadtregion – der BB-Masters. Wer heute das A-ROSA buchen wolle, werde von einem Anrufbeantworter an das benachbarte Budget-Hotel a-ja verwiesen. Dort arbeitet inzwischen das Personal des Fünf-Sterne-Hotels, während den befristet beschäftigten Mitarbeitern des a-ja gekündigt wurde.

Nach der Wiedereröffnung des Arnold-Palmer-Platzes am 7. Mai blieb das Clubhaus geschlossen. Bis heute. Die Azubis des Resorts regeln den Golfbetrieb; das Golfmanagement wird in Kurzarbeit gehalten. Patrick Peick, der kürzlich zum Golfspielen in Bad Saarow zu Gast war, berichtet auf Facebook, er habe beim Bezahlen seines Greenfees nach einem Bagtag gefragt, einer Art Quittung, die Gäste sichtbar an ihrer Golftasche anbringen müssen. Die Antwort sei gewesen: „Brauchen Sie nicht. Es kontrolliert niemand.“ Auch er wunderte sich, dass wegen der Schließung des Hotels und des Clubhauses auf der gesamten Anlage elf Wochen lang nicht einmal eine Flasche Wasser zu bekommen war, ganz abgesehen von einem Drink nach der Runde. Das änderte sich erst, als A-ROSA am 24. Juli eine Pop-up-Bar am ersten Abschlag des geschlossenen Faldo Course eröffnete.

Herzstück ist der vom Englands Golf-Legende Nick Faldo entworfene Faldo Course. Hier sollte 2022 auch der Ryder Cup, das wichtigste Turnier der Welt, ausgetragen werden.
Herzstück ist der vom Englands Golf-Legende Nick Faldo entworfene Faldo Course. Hier sollte 2022 auch der Ryder Cup, das wichtigste Turnier der Welt, ausgetragen werden.

© promo

„Es ist traurig, den Platz in diesem Zustand zu sehen", sagt Matthew Faldo, Sohn von Englands Golflegende und Platzdesigner Sir Nick Faldo. Matthew Faldo kennt das Golfresort gut. Im vergangenen Jahr kamen Vater Nick und er zu Besuch, um die zehn Jahre ihrer internationalen Jugendturnierserie in Bad Saarow zu feiern. A-ROSA hat die Faldo Series in diesem Jahr abgesagt, während in anderen Brandenburger Golfclubs im Juli und August – unter Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln – große Turniere stattfanden. Ausgerechnet der Platz, der einmal zur Bühne für den Ryder Cup werden sollte, sei nun der einzige von 30 Faldo Courses in aller Welt, der aktuell geschlossen ist, wundert sich Matthew Faldo.

Verheerende Folgen

Offenbar geht es A-ROSA nicht nur ums Sparen. Nach Tagesspiegel-Informationen drängt die Hotelkette die österreichischen Eigentümer zu einer Abwandlung oder Aufhebung des noch Jahre laufenden Pachtvertrags am Scharmützelsee. Familie Haselsteiner, um den Baulöwen und ehemaligen Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner, dürfte jedoch kaum ein Interesse daran haben, sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten einen neuen Betreiber des Golfresorts suchen zu müssen. Es sei denn, die Anlage verlöre an Wert, indem sie geschlossen bleibt, Stammkunden verliert und herunterkommt. Das könnte das A-ROSA-Kalkül sein. Wann das Fünf-Sterne-Hotel und der Faldo Course wieder öffnen, ist ungewiss. „Jede Woche bewerten wir die Lage neu und treffen dann eine Entscheidung“, erklärt Sprecherin Michaela Störr. Mitglieder des Golf Clubs Bad Saarow, die für ein Spielrecht auf dem Faldo Course und die Nutzung des Hotel-Spa-Bereichs bezahlt haben, wurden bisher nicht entschädigt. „Zu Verträgen mit unseren Golfmitgliedern äußern wir uns nicht“, sagt Störr. Horst Rahe, geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Seerederei, zu der A-ROSA gehört, hat seine Affinität zum Standort Bad Saarow immer betont. Über die Situation am Scharmützelsee redet er nicht.

Die Folgen für das Golfresort seien verheerend, da es seinen Platz am Markt verliere und seinen Ruf verspiele, sagt SCB-Präsident Hillebrand. Mitglieder würden nicht informiert, hingehalten oder als Querulanten hingestellt, wenn sie die Zustände bemängelten. „Ich habe Andreas Winkler, dem Regionaldirektor und Chef des Resorts, meine unentgeltliche Hilfe als Anwalt angeboten, als es im April darum ging, beim Landratsamt von Oder-Spree eine Wiedereröffnung der Golfanlage zu erwirken“, erzählt Hillebrand. Winkler habe ihm nicht einmal geantwortet. Es entstand der Eindruck, als habe A-ROSA kein Interesse daran, den Resortbetrieb wieder aufzunehmen.

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