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Die Schulcloud des Hasso-Plattner-Instituts wird in Brandenburg für die Nutzung empfohlen.

© dpa

Homeschooling wird verlängert: Digitalisierungsdilemma an Brandenburgs Schulen

Der Distanzunterricht in Brandenburg wird um zwei Wochen verlängert. Einige Schulen stellt das vor Schwierigkeiten, denn es gibt weiter technische und datenschutzrechtliche Probleme.

Potsdam - In Brandenburg müssen sich Schüler, Eltern und Lehrer auf mindestens weitere zwei Wochen Homeschooling bis 22. Januar einstellen – das nicht überall reibungslos funktioniert. Technik- und Datenschutzprobleme erschweren das Unterrichten via Internet. 

Etwas mehr als 560 Schulen nutzen inzwischen die vom Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) entwickelte Schulcloud Brandenburg – gut 850 allgemeinbildende Schulen gibt es im Land. Eltern berichteten in der ersten Woche nach den Ferien von technischen Problemen mit der Cloud, vor allem das integrierte Videokonferenz-Tool funktioniere nicht störungsfrei. 

Teams darf nicht mehr genutzt werden 

Einige Schulen sind nun aber ganz ohne Konferenzmöglichkeit: Die Nutzung von Microsoft-Teams wurde den Schulen nach Bedenken der Landesdatenschutzbeauftragten vom staatlichen Schulamt in Brandenburg/Havel untersagt. Eine entsprechende Unterlassungsaufforderung ging nach PNN-Informationen unter anderem an das Einstein- sowie das Helmholtz-Gymnasium in Potsdam als auch das Vicco-von-Bülow-Gymnasium in Stahnsdorf. Weiter erlaubt bleibt Jitsi. 

Die Landesdatenschutzbeauftragte wie auch die entsprechenden Datenschutzaufsichtsbehörden anderer Bundesländer seien der Auffassung, „dass eine datenschutzkonforme Nutzung cloudbasierter Produkte von Microsoft zur Zeit nicht möglich ist“, heißt es in einer E-Mail der Rechtsstelle des Schulamtes. Von Seiten der Datenschutzbeauftragten würden zur Zeit Gespräche mit Microsoft geführt, um zu klären, ob und gegebenenfalls wie die datenschutzrechtlichen Probleme gelöst werden können. 

„Ich möchte, um Missverständnissen vorzubeugen, darauf hinweisen, dass eine Untersagung der Nutzung nicht etwa nur dann zu erfolgen hat, wenn einzelne Eltern die Erteilung der Einwilligung verweigern. Eine datenschutzwidrige Datenverarbeitung wird nicht durch die Erteilung von Einwilligungen rechtmäßig“, heißt es in der E-Mail weiter. 

Die Probleme bei der Digitalisierung trotz Erfahrungen aus dem ersten Lockdown werfen insofern nicht das beste Licht auf Brandenburg, weil Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) im Januar den Vorsitz der Kultusministerkonferenz übernommen hat. Motto ihrer Präsidentschaft ausgerechnet: „Lernen und Lehren – guter Unterricht in Zeiten der digitalen Transformationen“.

Positionspapier der Grünen Jugend 

Dass die Schulschließungen angesichts der weiter angespannten Corona-Lage richtig sind, zieht hingegen kaum jemand in Zweifel, Kritik gibt es an der Umsetzung. „Klar ist, als Grüne Jugend Brandenburg stehen wir hinter den aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und fordern alle Menschen dazu auf, diese einzuhalten“, heißt es etwa in einem am Donnerstag veröffentlichen Positionspapiers des Jugendverbandes der Grünen. 

Der Gesundheitsschutz der Lehrer, Schüler und Angehörigen müsse weiterhin oberste Priorität haben. Unter anderem bei der Digitalisierung sieht die Grüne Jugend aber noch Nachholbedarf. Die Schulcloud biete Schulen und Lehrern einen sicheren Weg, Lernmaterial an Schüler zu vermitteln. „Dennoch besitzt fast die Hälfte der Schulen in Brandenburg noch keinen Zugang. Hier fordern wir, alle Schulen schnellstmöglich an die Schulcloud anzubinden, einen stabilen Betrieb zu gewährleisten“, heißt es in dem Papier. 

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Auch der langfristige Ausbau des Breitbands müsse endlich vorankommen. „In vielen Gebieten Brandenburgs werden Schüler durch permanente schlechte Internetverbindungen am Lernen gehindert“, kritisieren die jungen Grünen. Um eine Garantie auf Internetzugang auch in ländlichen Gebieten zu ermöglichen, könnten Funkanbindungen als kurzfristige Lösung für den Übergang genutzt werden, schlagen sie vor. Darüber hinaus fordert die Grüne Jugend unter anderem , dass das verpflichtende Sitzenbleiben bis 2023 ausgesetzt wird und Schüler nur auf Wunsch der Eltern eine Klasse wiederholen können.

Linke gegen Halbjahresnoten 

Die Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Dannenberg, hatte gefordert, die Halbjahresnoten in diesem Schuljahr auszusetzen. „Kreatives Lernen, Vermittlung von Unterrichtsstoff sind in dieser absoluten Ausnahmesituation wichtiger als Kontrollen, Klausuren und Prüfungen“, so Dannenberg. Die zentralen Termine für die Prüfungen in Klasse 10 und für das Abitur seien abzusagen und dezentrale Prüfungen vorzubereiten. Bildungsministerin Britta Ernst hatte bislang an den Abschlussprüfungen festgehalten, damit Schüler bei Bewerbungen keine Nachteile hinnehmen müssen. 

Früherer Wechselunterricht an Grundschulen denkbar 

Das Bildungsministerium hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, dass der Distanzunterricht um Wochen bis zum 22. Januar verlängert werden soll. Ausgenommen bleiben weiterhin die Abschlussklassen und die Förderschulen geistige Entwicklung. In der übernächsten Woche, ab dem 18. Januar, soll die Situation neu bewertet und dann entschieden werden, ob es aufgrund eines deutlich gesunkenen Infektionsgeschehens Spielräume für eine Öffnung an Grundschulen für einen Wechselunterricht gibt.

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