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Trotz Verbesserungen scheint der Pflegeberuf noch immer wenig attraktiv zu sein. In Brandenburg sind viele Ausbildungsplätze unbesetzt. 

© picture alliance/dpa

Hoher Bedarf in Brandenburg: Pflegeschüler dringend gesucht

Obwohl ein Personalnotstand droht, werden in Brandenburg nicht alle Ausbildungsplätze besetzt. Ein Experte der Linken nimmt nun die Politik in die Pflicht.

Potsdam - In Brandenburg wird ein nennenswerter Teil der zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze an den Pflegeschulen des Landes derzeit nicht in Anspruch genommen. Das geht aus einer Antwort des brandenburgischen Gesundheitsministeriums auf eine Kleine Anfrage des gesundheitspolitischen Sprechers der Landtagsfraktion der Linken, Ronny Kretschmer, hervor, die dieser Zeitung vorab vorliegt. 

Demnach gibt es für alle Pflegeberufe im Land, inklusive der Ausbildung zum Pflegehelfer, 5456 Ausbildungsplätze. Gleichzeitig haben in Brandenburg aber nur 1496 junge Menschen eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen. 2020 waren es 1447. Auch der Studiengang „Pflegewissenschaften“ am Standort Senftenberg der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg ist demnach nicht sonderlich nachgefragt: 2020 haben dort nur 16 und 2021 sogar nur zwölf Studierende ihr Studium begonnen, obwohl in beiden Jahren jeweils 50 Studienplätze zur Verfügung gestanden hätten.

Der Fragesteller Kretschmer sprach sich auf Nachfrage dieser Zeitung deswegen für eine verstärkte Werbung für die Pflegeberufe aus. „Der drohende Pflegenotstand wird ja nicht zu Unrecht beklagt“, sagte Kretschmer, der selbst ausgebildeter Krankenpfleger ist. Die Politik stünde in der Pflicht, verstärkt um Nachwuchskräfte zu werben. „Wir brauchen mindestens die 5500 Pflegeschüler, um den drohenden Pflegenotstand zu kompensieren.“ 

Ronny Kretschmer, gesundheitspolitischer Sprechers der Landtagsfraktion der Linken.
Ronny Kretschmer, gesundheitspolitischer Sprechers der Landtagsfraktion der Linken.

© pomo

Brandenburgs Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft sagte, der Bedarf an Pflegefachkräften sei in Brandenburg ungebrochen hoch. „In den zurückliegenden Jahren ist es uns bereits gelungen, sowohl die Zahl der Ausbildungsplätze als auch die Zahl der Auszubildenden in der Pflege stetig zu erhöhen“, sagte Ranft. Das sei ein Erfolg. „Dank der neuen generalistischen Pflegeausbildung ist es für junge Menschen und auch für Seiteneinsteiger noch attraktiver geworden, in diesem Berufsfeld zu starten.“ Dennoch würden noch deutlich mehr Nachwuchskräfte benötigt. Deswegen habe das Land die Kampagne „Pflege-Storys – die neue Ausbildung in Brandenburg“ gestartet.

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Pandemie als Ursache

In der Praxis freilich zeigt sich ein differenziertes Bild. Wie der Pflegedirektor der in den Kreisen Uckermark und Barnim tätigen „Gesellschaft für Leben und Gesundheit“ (GLG), Robert Schindler, auf Anfrage mitteilte, seien in den Krankenhäusern in der Uckermark bereits im Frühjahr alle Ausbildungsplätze für den Oktober 2022 belegt gewesen. Im Barnim führe man dagegen derzeit noch Bewerbungsgespräche. 

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„Ursächlich für die diesjährige Herausforderung alle Ausbildungsplätze zu besetzen, ist die Pandemie“, sagt Schindler. „Über einen sehr langen Zeitraum waren die Krankenhäuser nahezu hermetisch abgeriegelt, ein Berufsorientierungspraktikum und somit auch die Werbung für den Beruf durch das eigene Erleben und Handeln konnte für die Schülerinnen und Schüler nicht stattfinden.“

Am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum, das nach Angaben einer Sprecherin die größte medizinische Schule Brandenburgs beherbergt und zum Herbst 2022 erstmals mit Ausbildungen für operationstechnische und anästesietechnische Assistenten beginnt, sind dagegen noch 25 Plätze für die im Herbst beginnende Krankenpflegeausbildung unbesetzt. Aktuell absolvieren dort insgesamt 547 Azubis ihre Ausbildung, perspektivisch soll die Zahl der Ausbildungsplätze an der Medizinischen Schule aber auf rund 1000 erhöht werden.

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