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Nur in Brandenburg gibt es das Schulfach „Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde“.

© picture-alliance/ dpa/dpaweb

Hohe Nachfrage nach Studienplätzen: LER-Lehrer wollen an die Oberstufe

Das Brandenburger Schulfach „Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde“ wird 30 Jahre alt. Politiker fordern eine Ausweitung des Unterrichtsangebots.

Potsdam - Es ist eine Brandenburger Besonderheit: Nur in der Mark gibt es das Schulfach „Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde“ (LER). Seit gut 30 Jahren wird es als staatliches Fach zur Wertebildung an den Brandenburger Schulen angeboten. Am Sonnabend fand deswegen ein Festakt an der Universität Potsdam statt.

Deutlich wurde dabei, dass das Fach, über dessen Verhältnis zum Religionsunterricht der Kirchen einst bis zum Bundesverfassungsgericht gestritten wurde, heute vor ganz anderen Problemen steht, als in seiner Gründungsphase. Vor allem das völlige Fehlen des Faches in der gymnasialen Oberstufe schmerzt die Studierenden und Dozenten am Potsdamer Institut für LER.

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„In allen anderen Bundesländern gibt es ein Werte- oder Religionsfach auch in der Oberstufe“, sagte der Potsdamer Religionswissenschaftler Johann Hafner. Das LER-Studium könne derzeit nur von angehenden Lehrern für die Sekundarstufe I belegt werden.

Religionswissenschaftler Johann Hafner.
Religionswissenschaftler Johann Hafner.

© Privat

Das führe im Übrigen auch dazu, dass das Fach an vielen Gymnasien von Lehrern unterrichtet werde, die dafür gar nicht ausgebildet seien: Denn Schulleitungen von Gymnasien und Schulen mit Oberstufe forderten bevorzugt Lehrkräfte an, die auch in der Sekundarstufe II einsetzbar seien. Ausgebildete LER-Lehrer seien deswegen an vielen Gymnasien Mangelware.

Budke fordert „Bekenntnis zu diesem Fach“

Diskutiert wurde am Sonnabend auch mit der Landespolitik: Die Bildungspolitikerin der Grünen, Petra Budke, sprach sich dabei ebenso wie ihre Landtagskollegen Isabelle Vandre (Linke) und André Schaller (CDU) für ein LER-Angebot auch in der Oberstufe aus. „Wir brauchen ein Bekenntnis zu diesem Fach, wir brauchen es an unseren Schulen, es hat einen ungeheuren Wert und an der Oberstufe einen Mehrwert“, sagte Budke. 

Petra Budke (Grüne).
Petra Budke (Grüne).

© Promo

Bei der Podiumsdiskussion verwies sie darauf, dass eine Ausweitung des LER-Unterrichts auf die Oberstufe und die Ausbildung von LER-Lehrern für die Sekundarstufe II gerade in der Koalition diskutiert würden. „Ich kann da aber noch kein Ergebnis übermitteln“, sagte Budke, auch wenn für manche Veränderungen lediglich Verordnungen und keine Gesetze geändert werden müssten. Für die Einführung des Schulfachs in der Oberstufe sei allerdings eine Zustimmung der Kultusministerkonferenz der Länder nötig.

Überraschend war indes die Positionierung des CDU-Landtagsabgeordneten André Schaller. Er betonte, dass seine Fraktion zwar zu den Unterstützern des kirchlichen Religionsunterrichts gehöre. „Aber man sollte die Fächer nicht in Konkurrenz zueinander bringen“, sagte Schaller. „Wir haben nichts dagegen, dass LER bis zur Klassenstufe 13 angeboten wird.“

Großes Interesse an Studienfach

Die Linken-Abgeordnete Isabelle Vandre würdigte das Schulfach LER als wichtigen Rahmen, in dem sich Schülerinnen und Schüler „hinterfragen können und Denkanstöße erhalten“. Auch sie sprach sich für ein Angebot des LER-Unterrichts an der Oberstufe aus.

Isabelle Vandre (Linke).
Isabelle Vandre (Linke).

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An potenziellen LER-Lehrern für die Oberstufe bestünde jedenfalls künftig wohl kein Mangel: Das Interesse an dem Studienfach ist groß. „Die Nachfrage nach LER-Studienplätzen übersteigt seit jeher die Zahl der verfügbaren 60 Studienplätze pro Jahr“, sagte Hafner. Im Wintersemester 2021/22 gab es 398 Bewerbungen auf die Studienplätze. Tatsächlich schrieben sich 98 Studierende für das Fach ein. Dies entspricht einer Auslastung von 150,8 Prozent.

Weil man mit einem LER-Studium aber nur Lehrer an der Sekundarstufe I werden könne, erlebe man einen „Abstrom von Studierenden, die das Bundesland wechseln“, beklagt Hafner. „Wir haben hier eine Ausbildung mit hoher Expertise und hohem Engagement und dann gehen die Studierenden nach Berlin oder Nordrhein-Westfalen.“Dies sei besonders bedauerlich, da das Land Brandenburg auch insgesamt auf einen Lehrermangel zusteuere.

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