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Die Personalsituation in Brandenburgs Pflege ist dramatisch.

© picture alliance / dpa

Hohe Abbrecherquote: In Brandenburg fehlen tausende Pflegekräfte

Bis zum Jahr 2030 werden in der Mark in allen Gesundheitsberufen rund 55.000 Nachwuchskräfte benötigt. Schwierigkeiten gibt es bei der Anerkennung ausländischer Pflegekräfte.

Potsdam/Berlin - Der Pflegekräftemangel in Brandenburg verschärft sich weiter dramatisch. Das wurde am Mittwoch bei einer Anhörung zur Personalsituation in der Pflege im Gesundheitsausschuss des Landtages deutlich. So verwies der Geschäftsführer der Akademie für Gesundheit Berlin-Brandenburg, Jens Reinwardt, darauf, dass in allen Gesundheitsberufen in Brandenburg bis zum Jahr 2030 rund 55.000 Nachwuchskräfte benötigt würden. 

„Allein um die Pflege aufrecht erhalten zu können, bräuchten wir in jedem Jahr zwischen fünf oder sechs Prozent aller Schulabgänger Brandenburgs“, sagte die Geschäftsführerin der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe in Eisenhüttenstadt, Jacqueline Böttcher.

Hohe Abbrecherquote

Ein großes Problem ist aus Sicht von Reinwardt auch die hohe Abbrecherquote bei Pflegeschülerinnen und -schülern. Bundesweit liege sie bei knapp 30 Prozent. „Bei 190.000 Pflegeschülern in Deutschland bedeutet das, dass uns 40.000 junge Leute vorzeitig verlassen.“ 

Die Auszubildenden würden sich zu einem vorzeitigen Ende der Ausbildung entscheiden, wenn sie nach zehn Wochen theoretischer Ausbildung das erste Mal auf einer Station im Einsatz seien. „Es sollte in den Krankenhäusern und Pflegeheimen spezielle Ausbildungsstationen geben“, schlug Reinwardt vor.

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Schwierigkeiten gibt es auch bei der Anerkennung ausländischer Pflegekräfte. Was in Nordrhein-Westfalen in einem Monat geschafft wird, brauche beim Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit in Wünsdorf (Teltow-Fläming) bis zu sieben Monate, sagte Sören Heinz, Prokurist einer Personalvermittlung, die insbesondere Pflegekräfte von den Philippinen nach Brandenburg vermittelt. „Wenn unsere Prozesse schneller wären, hätten wir eine Möglichkeit, die Leute schneller zu integrieren.“

Streik in der Charité

In Berlin legen ab diesem Donnerstagmorgen hunderte Pflegekräfte in den landeseigenen Kliniken die Arbeit nieder. In der Charité und den Vivantes-Krankenhäusern beginnt mit der Frühschicht ein vorerst unbefristeter Streik. An den folgenden Tagen könnten bis zu 2000 Pflegekräfte in den Ausstand treten. Nach Tagesspiegel-Informationen wurden allein für Donnerstag 900 Behandlungen in den Kliniken abgesagt.

Die zum Streik aufrufenden Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem einen „Entlastungstarifvertrag“. Dabei geht es um einen einklagbaren Personalschlüssel für mehr Pflegekräfte.

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