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Wasser! Ein Hubschrauber der Bundeswehr transportiert Löschwasser über dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Südbrandenburg. Nach dem Großbrand vor wenigen Tagen brennt es in der Lieberoser Heide erneut.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Hoffen auf Hilfe von oben

Das Großfeuer in der Lieberoser Heide bedroht ein ganzes Dorf

Von Sandra Dassler

Lieberose/Potsdam – Der Großbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz ist noch immer nicht gelöscht. Im Gegenteil: „Die dramatischen Bilder, die uns aus der Lieberoser Heide erreichen, lassen eher darauf schließen, dass sich das Feuer weiter ausbreitet", sagte Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel am Montag dieser Zeitung. Die Lage sei unübersichtlich, auch weil der Wind die Flammen immer wieder anfache.

Am Montagnachmittag sprach der Landrat des Kreises Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD) erstmals davon, dass eventuell die 30 Bewohner des nahe gelegenen Dorfes Klein Liebnitz evakuiert werden müssen. Allerdings sei es durch eine 50 Meter breite Brandschneise zusätzlich geschützt. Experten befürchteten vor allem, dass das bislang meist am Boden dahin kriechende Feuer durch den Wind auf Baumwipfel übergreifen und sich dann sehr viel schneller ausbreiten könne. Außerdem lagert – wie berichtet – auf dem Gelände noch reichlich Munition, weshalb die Einsatzkräfte nur von den sicheren Wegen aus agieren können.

„Direkte Löscharbeiten können derzeit nur aus der Luft stattfinden“, sagt die Einsatzleiterin der Rettungsstelle Lausitz: „Wir haben einen Hubschrauber der Bundespolizei mit 500 Litern Wasserkapazität und einen Hubschrauber der Bundeswehr mit 5000 Litern im Einsatz.“ Dennoch brachten mehr als 150 Feuerwehrleute den Brand nicht unter Kontrolle. Deshalb wurde ein dritter Hubschrauber geordert.

„Wir hoffen auf weitere Hilfe von oben“, sagte ein Feuerwehrmann am Montagabend, und meinte den von Meteorologen für die nächsten Tage versprochenen Regen. „Ich bin sehr skeptisch, ob der ausreichen wird, um die Situation zu entspannen“, sagt Raimund Engel. Zwar gab es neben dem Großbrand in der Lieberoser Heide bis zum Montagnachmittag nur kleinere Brände, aber gegen Abend könne das wieder anders werden. „Das gesamte Land ist inzwischen so trocken, dass auch Regenfälle, die über mehrere Stunden anhalten, nichts an der grundlegenden Situation ändern“, sagt Engel.

232 Brände habe es in diesem Jahr schon in Brandenburg gegeben, im gesamten Vorjahr waren es nur 138. Besonders schlimm sei die Situation im südlichen Brandenburg, aber genau von dort naht am Dienstag vielleicht Rettung in Form von Regen. Auf jeden Fall soll es dem Deutschen Wetterdienst zufolge sowohl Regenschauer als auch Gewitter geben, allerdings nicht flächendeckend. Da es aber auch am Mittwoch noch regnet, besteht Hoffnung, dass fast alle etwas abbekommen. Die Niederschlagsmengen können sogar bis zu 20 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden betragen.

Vielleicht reicht das sogar aus, um den Brand in der Lieberoser Heide zu löschen, der am Sonntagmittag ausgebrochen war. Betroffen sind bislang mehr als 80 Hektar Heide, wobei bereits in der vergangenen Woche ganz in der Nähe 400 Hektar in Flammen standen. „Es handelt sich aber definitiv um einen neuen Brand“, sagt Raimund Engel: „Wir hatten erst vermutet, dass das alte Feuer wieder aufgeflackert sei, aber so war es nicht.“

Auch deshalb könne man Brandstiftung nicht ausschließen, meint der Waldbrandschutzbeauftragte. Das könne vorsätzlich oder fahrlässig, beispielsweise durch eine weggeworfene Zigarettenkippe, eine zerbrochene Glasflasche oder ein abgestelltes Auto, geschehen sein.

Ende vergangener Woche hatten bereits Mitarbeiter der Stiftung Naturlandschaften, die Teile des ehemaligen Truppenübungsplatzes übernommen hat, den Verdacht geäußert, dass der Brand nicht auf natürlichem Weg entstanden sein könne. Zumal in örtlicher und zeitlicher Nähe kleinere Brände ausgebrochen waren und es bereits auch im vergangenen Jahr in der Lieberoser Heide ein Großfeuer gegeben hatte.

Spekulationen, wonach sogar jemand vorsätzlich die Brände gelegt haben könnte, werden von der zuständigen Polizei in Cottbus allerdings scharf zurückgewiesen. Noch gebe es keinerlei Hinweise darauf, hieß es. Man ermittle in alle Richtungen, warne aber vor Schuldzuweisungen, bei der möglicherweise Menschen zu Unrecht verdächtigt würden. Sandra Dassler

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