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Brandenburg: Hilferuf der Helfer

Die Feuerwehren klagen über fehlende technische Ausrüstung. Das Land sieht keine Versäumnisse

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Potsdam - Es ist ein Rennen gegen die Zeit. Doch immer häufiger verstreichen bei Unfällen auf Brandenburgs Autobahnen lebenswichtige Minuten, weil den Einsatzkräften vor Ort die notwendige Technik fehlt, heißt es bei den Feuerwehren. So müssten große Rettungskräne im Ernstfall von privaten Unternehmen angefordert werden. Doch während die Feuerwehr mit Blaulicht zum Unfallort eile, blieben die Abschleppunternehmen im Stau stecken. Seit langem fordern Feuerwehrleute Hilfe von der Landesregierung. Doch passiert sei noch nichts, sagt Detlef Korn, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Oder-Spree.

„Nichts ist schlimmer, als wenn jemand in Not ist, und man nicht schnell genug helfen kann“, sagt Korn, der zugleich Initiator der „Task Force BAB Brandenburg“ ist, einer Arbeitsgruppe, die vor eineinhalb Jahren gegründet wurde. Für die üblichen Einsätze, etwa auf den Landes- und Bundesstraßen, seien die Feuerwehren zwar „bestmöglich“ ausgerüstet, räumt Korn ein. Doch der zunehmende Schwerkraftverkehr, vor allem auf der Ost-West-Verbindung, südlicher Berliner Ring, A2 und A12, stelle die Einsatzkräfte vor andere Herausforderungen. Zwei ineinander verkeilte Lkw seien mit der vorhandenen Ausrüstung kaum zu trennen.

Um bei solch schweren Unfällen helfen zu können, mangele es nicht nur an Kränen. Auch sogenannte Rettungsbühnen, Schneidwerkzeuge für die zunehmend robusteren Karosserien, potente Scheinwerfer und eine Datenbank mit Angaben zur Konstruktion der verschiedenen Fahrzeugtypen hält die „Task Force“ für notwendig. „Einige Feuerwehren haben sich bereits auf kommunale Kosten mit dem Notwendigsten versorgt“, meint Korn. Doch die Grenze der Belastbarkeit sei erreicht. „Das Land darf die Kreise und Kommunen nicht alleine lassen.“

Bereits vor rund einem Jahr hat die Arbeitsgruppe das Innenministerium über die Zustände informiert. Einzig die Federführung der „Task Force“ habe das Ministerium übernommen, sagt Korn. Dass auch in der Landeskasse kaum genug Geld für die Anschaffungen ist, wisse er. Doch stünden über ein Infrastrukturprogramm der Europäischen Union Mittel für solche Zwecke bereit. Bislang habe das Land versäumt, diese abzurufen.

Im Innenministerium stoßen die Vorwürfe auf Unverständnis. „Es gibt pro Kreis zwei Rettungsbühnen. Auch Spezialscheren sind vorhanden“, sagt Sprecherin Dorothee Stacke. Außerdem sei umfassend geprüft worden, ob und wie das Geld aus Brüssel genutzt werden kann. „Bislang haben wir noch keinen Weg gefunden“, sagt Stacke. Ferner biete das Land eine Zusatzausbildung für Einsatzkräfte an, die häufig zu Unfällen auf Autobahnen gerufen werden. Zudem gebe es mit dem „Kompetenzteam Autobahn“ eine landeseigene Spezialeinheit.

Auch Landesbranddirektor Henry Merz hat für den Wunsch der Feuerwehren nach schweren Kränen nur begrenzt Verständnis. Zwar würden sich die Wehren immer alles wünschen, was auf dem Markt zu haben sei, sagt Merz. Doch müsse die Frage erlaubt sein, was sie mit den Kränen anfangen wollten. Zum einen könnten nur vereinzelt im Land Kräne stationiert werden. Und bis diese schwere Technik an die Unfallstellen gebracht sei, seien Stunden vergangen. Außerdem gebe es in allen Leitstellen Listen mit Unternehmen in Autobahnnähe, die schwere Technik verfügbar haben. Ohnehin, so Merz, sei die Anzahl der Unfälle mit solch schweren Folgen, dass Kräne benötigt würden, „prozentual nicht einmal zu messen“. Und: „Bisher haben wir noch jeden rausbekommen.“

Dass es den Feuerwehren im Land zum Teil an Ausrüstung mangelt, räumt Merz aber ein: „Wir haben landesweit noch etwa 700 Fahrzeuge aus DDR-Beständen im Einsatz – die müssen wir aus dem Verkehr bekommen und durch moderne Technik ersetzen.“ Die Autobahnfeuerwehren allerdings fahren schon lange auf neuen Wagen.

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