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Henryk Wichmann, 38, vierfacher Vater, lebt im brandenburgischen Lychen. Er ist Landtagsabgeordneter für die CDU.

© dpa

Herr Wichmann von der CDU startet Petition: „Der Kanzlerin den Rücken stärken“

Der Landtagsabgeordnete Henryk Wichmann (CDU) startet eine Online-Petition, um gemeinsam mit anderen CDU-Parteimitgliedern bundesweit den Kurs von Angela Merkel in der Flüchtlingskrise zu unterstützen. Im PNN-Interview spricht er über seine Gründe.

Herr Wichmann, Sie haben eine Online-Petition gestartet für eine humane und lösungsorientierte Flüchtlingspolitik. Warum?

Auslöser waren die Galgen für Frau Merkel und Herrn Gabriel am vergangenen Montag bei der Pegida-Demonstration in Dresden. Für mich grenzt das schon an Volksverhetzung. Mit der Petition will ich gemeinsam mit CDU-Kollegen aus Kommunen, Landtagen und dem Bundestag ein Zeichen setzen und der Kanzlerin den Rücken stärken.

Mehr als 120 Ihrer Parteikollegen haben kürzlich einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die wie Sie aus Templin stammt, geschrieben, Tenor: Flüchtlingszustrom begrenzen, keine offenen Grenzen. Jetzt kommen Sie mit der Petition, als Gegengewicht?

Dass der Riss quer durch alle Parteien geht, ist nicht zu übersehen. Klar ist aber auch, dass hier Menschen vor Krieg und Terror flüchten und unsere Hilfe benötigen. Soviel Hilfsbereitschaft, so viel christliche Nächstenliebe wie jetzt haben wir in den vergangenen 25 Jahren in Deutschland nicht erlebt. Darauf können wir stolz sein. Hier wird nicht nur einfach in die Kirche gegangen und der Predigt von der Kanzel über Nächstenliebe zugehört. Es kann für unsere moderne Gesellschaft keine Alternative zu gelebter Humanität geben.

Es ist aber keineswegs so, dass es keine Probleme durch die vielen Flüchtlinge gibt und dies alles durch christliche Nächstenliebe freiwilliger Helfer aufzufangen wäre.

Sicherlich gibt es Sorgen und Ängste. Aber die Situation ist ohne historisches Vorbild, dafür gibt es kein Patentrezept. Und die Bundeskanzlerin hat schon einiges auf den Weg gebracht, etwa die Erweiterungen der sicheren Herkunftsstaaten auf dem Balkan, die Gespräche mit der Türkei. Das alles gilt es beharrlich abzuarbeiten. Und klar ist auch, dass wir Wirtschaftsflüchtlinge wieder in ihre Heimatländer konsequent zurückschicken müssen. Jedem, den wir aufnehmen, muss deutlich gemacht werden, dass in Deutschland unsere Werte und Regeln gelten.

Was halten Sie davon, die deutsche Grenze abzuriegeln?

Es macht gar keinen Sinn, sich in einer globalisierten und vernetzten Welt abzuschotten. Das funktioniert nicht, die DDR und ihre Mauer haben es gezeigt. Und sollen wir die Flüchtlinge vor unserer Grenze in Regen und Kälte stehen lassen? Wir können doch nicht mit unserer Wirtschaft im Ausland Geld verdienen, uns aber vor den Problemen der Welt auf einer Insel der Glückseligen zurückziehen. Die Lage wäre auch ein guter Anlass, über uns, unsere Lebensweise, über die Rolle des Westens nachzudenken, wenn wie jetzt so viele Menschen wie noch nie in der jüngeren Geschichte auf der Flucht sind.

Das Interview führte Alexander Fröhlich

ZUR PERSON: Henryk Wichmann, 38, vierfacher Vater, lebt im brandenburgischen Lychen. Er ist Landtagsabgeordneter für die CDU. Bekannt wurde er durch zwei Filme des Regisseurs Andreas Dresen.

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