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Hauptstadtflughafen Schönefeld: BER schon mal in Betrieb – testweise

Auf der Flughafenbaustelle gibt es Fortschritte. Wo man fertig ist, werden ab jetzt Systeme getestet. Risiken lauern nicht nur da.

Schönefeld - Nein, nur nicht schon wieder Hiobsbotschaften: Flughafenchef Karsten Mühlenfeld hofft, dass die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin in vollem Umfang an der Hauptstadt als Hauptstandort festhält, nachdem jüngst mögliche Verlagerungen nach Düsseldorf publik geworden waren. „Es gibt in der Frage zurzeit kein Ja und Nein von Air Berlin“, sagte Mühlenfeld am Donnerstag vor Journalisten nach einem Gespräch mit dem Management der zweitgrößten deutschen Airline. Eine Entscheidung sei nicht gefallen. „Air Berlin ist unser größter Kunde“, unterstrich der Flughafenchef am Donnerstag.

Der Flughafen ist stark von Air Berlin abhängig. Eine Insolvenz gilt intern als ein Hauptrisiko. Andererseits betonte Mühlenfeld, dass das starke Wachstum der Berliner Flughäfen in der letzten Zeit nicht auf Air Berlin oder Lufthansa zurückgeht, „sondern vor allem auf Low-Cost-Airlines“ wie Easyjet oder Ryanair. So hat Ryanair jetzt fünf zusätzliche Flugzeuge in Schönefeld stationiert, wodurch dort im kommenden Jahr statt bisher acht dann zehn Millionen Passagiere abgefertigt werden sollen. Wenn es dabei bleibt, dass der neue BER-Airport 2017 eröffnet, wovon Mühlenfeld trotz der Rückstände auf der Baustelle von drei bis vier Monaten weiter ausgeht, soll die alte DDR-Abfertigungshalle bis 2023 parallel in Betrieb bleiben. Um dort zehn Millionen Passagiere pro Jahr zu bewältigen, fast so viel wie Köln/Bonn, soll bis Sommer 2016 für 17 Millionen Euro die beengte Haupthalle vergrößert werden. Dazu soll die Frontwand nach Außen versetzt werden und für Ryanair ein eigenes Terminal entstehen.

Auch im BER-Terminal, durch das Mühlenfeld und Technikchef Jörg Marks am Donnerstag erstmals seit Monaten wieder Journalisten führten, gibt es bislang nicht bekannte Fortschritte. So hat Siemens inzwischen die Programme für die Steuerung der Entrauchungsanlage fertiggestellt. Und im BER haben, zum Beispiel im weitgehend fertigen Mainpier Nord inzwischen, „technische Inbetriebnahmen begonnen“, sagte Marks. Das heißt, es wird getestet, ob die automatischen Türen, Brandmelder, die IT-Anlagen, Kameras, Lüftung und selbst die Uhren korrekt funktionieren. Man mache dies parallel zu den Bauarbeiten in anderen Bereichen des „neuen Altbaus“, sagte Marks. Wie berichtet, sind im Terminal inzwischen 50 Prozent der nötigen Sanierungsarbeiten erledigt. De facto sei es sogar mehr, wie Mühlenfeld vorrechnete. In der Halbzeitbilanz werde nur das abgehakt, „was auch hundertprozentig fertig ist.“ Was zu 90, 92, 95 Prozent fertig ist, sei nicht drin. Er schätze, dass zwei Drittel geschafft seien. Und die Verantwortlichen wollen zugleich versuchen, den Rückstand zu verringern, etwa mit besserer Logistik und Organisation. Noch wird am BER lediglich im Ein-Schicht-System gearbeitet. Mühlenfeld sagte nun: „Wir denken auch über Schichtsysteme nach, vor allem für die Inbetriebnahmen, also die Erprobung aller Systeme.“

Dass der Flughafen drei bis vier Monate in Verzug geraten ist, es mit der Eröffnung bis Ende 2017 knapp wird, liegt vor allem an weit umfangreicheren Umplanungen als 2014 erwartet. So müssen 770 Räume im Terminal erstmals an die Entrauchungsanlage angeschlossen werden, was in den alten Planungen nicht vorgesehen war. Die letzte Baugenehmigung wird für Frühjahr 2016 erwartet. Bis Jahresende sollen alle Bauarbeiten, auch der Umbau der Entrauchungsanlage, abgeschlossen sein.

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