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Hauptstadtflughafen: Erste TÜV-Tests am BER ohne Crashs

BER-Chef Lütke Daldrup konnte nach der Aufsichtsratssitzung mit guten Nachrichten aufwarten. Zudem wurde die Pressekonferenz für einen Komparsenaufruf genutzt.

Schönefeld - Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat nun selbst Post vom BER bekommen. Eher beiläufig erwähnte es der Absender, nämlich Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, als er am Montag auf einer Pressekonferenz in Tegel über die Sondersitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) über die aktuellen Lage auf der Baustelle des unvollendeten Airports berichtete. Es sei „ein sehr knapper Brief“ gewesen, so der BER-Chef, mit sichtlicher Genugtuung. Er habe dem Minister  mitgeteilt, dass die Wirkprinzipprüfung „wie geplant begonnen hat“. Die Bundesvertreter im Aufsichtsrat seien mit dieser Entwicklung jedenfalls „sehr zufrieden“ gewesen. „Es ist in keiner Weise Kritik geäußert worden.“ Ja, die Kunst der feinen politischen Spitze beherrscht der frühere Berliner Staatssekretär immer noch. 

Es war nämlich just die Tagung des Kontrollgremiums, zu der Scheuer ihm im Juni in einem Brandbrief ein Ultimatum gestellt hatte, das bundesweit Schlagzeilen verursachte, Zitat: „Falls Sie in einer solchen Sitzung nicht über einen erfolgreichen Verlauf der Wirkprinzipprüfung berichten können, müssen Sie dann ein schriftliches Gesamtkonzept für den Fall vorlegen, dass der Eröffnungstermin im Oktober 2020 nicht gehalten werden kann.“ Doch nun konnte Lütke Daldrup Entwarnung geben. 

„Der TÜV war mit den ersten zweieinhalb Prüftagen zufrieden"

Gerade noch so. Seit dem vergangenen Donnerstag,  dem 1. August, testet der TÜV Rheinland, ob die Brandmeldeanlage, die Entrauchung und andere Sicherheitssysteme in insgesamt 300 Brandszenarien auch im Zusammenspiel perfekt funktionieren. „Der TÜV war mit den ersten zweieinhalb Prüftagen zufrieden. Er hat nichts Gegenteiliges gesagt“, sagte Lütke Daldrup dazu. Freilich, es sind 41 Prüftage angesetzt, da kann noch einiges passieren. Doch zumindest haben die TÜV-Prüfer auch intern im Aufsichtsrat erklärt, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß, dass sie nicht mit größeren Katastrophen rechnen. Tatsächlich liegen nach Recherchen dieser Zeitung die größeren Probleme aktuell eher darin, dass Mängel an den Kabeltrassen – von der nicht gewährleisteten Funktionserhaltung im Brandfall oder unzulässig zusammen verlegten Stark- und Schwachstromleitungen – rechtzeitig behoben sein müssen, da sonst keine Freigabe erfolgen kann.

Das bleibt eng. Im März waren das nach einem Statusbericht des TÜV noch rund 11.000 Mängel gewesen. Man habe drei Viertel davon inzwischen abgearbeitet, sagte Lütke Daldrup. Und das Problem mit den im Terminal verbauten Dübeln ohne Zulassung? Da seien Gutachten beauftragt, würde ein Zulassungsantrag vorbereitet. Bei einer anderen Dübelsorte habe der Hersteller einen Nachweis beigebracht. „Wir sind ein Stück weiter gekommen. Wir sehen dem entspannt entgegen.“ 

"Der Starttermin im Oktober 2020 steht"

Überhaupt präsentierten sich Lütke Daldrup und Chefaufseher Rainer Bretschneider demonstrativ gelassen. Die vierstündige Aufsichtsratssitzung war anders als üblich früher vorbei als geplant. Und die Pressekonferenz danach begann pünktlich, was in der BER-Geschichte selten vorkam. Lütke Daldrup stellte schon mal den weiteren Fahrplan vor: Für die Wirkprinzipprüfungen seien zwei Monate geplant, der TÜV bereite dann einen Monat die so genannte Paragraph-76-Bescheinigung vor, hieß es. Dieses Zertifikat wird allerdings vom TÜV nur ausgestellt, wenn alle Anlagen einwandfrei funktionieren, ordnungsgemäß also nach Baugenehmigung und geltenden Vorschriften errichtet wurden und mängelfrei sind. Ziel sei es, dass diese Bescheinigung im Oktober vorliege, sagt Lütke Daldrup. Danach werde man noch einmal vorgeschriebene Heißgasrauchversuche im Terminal durchführen. Vorgesehen bleibe, bei den Baubehörden im Herbst die Gesamtanzeige der Fertigstellung einzureichen, wobei die Baubehörde schon jetzt erste Begehungen vornehme. 

Insgesamt versichern die Verantwortlichen weiter, dass der Starttermin im Oktober 2020 steht: „Der Aufsichtsrat in Gänze geht davon aus, dass wir das Ziel halten“, sagte Bretschneider. „Der Eröffnungstermin ist verlässlich und belastbar“, erklärte Lütke Daldrup. Es gebe auch „keinen fiktiven Termin“ mehr, wo der Eröffnungstermin noch einmal final verkündet werde. Man bereite den Umzug von Tegel zum BER vor, der diesmal „innerhalb von 14 Tagen“ erfolgen soll, nicht an einem Tag, wie es 2012 geplant war. 

20.000 Komparsen werden gesucht

Vorher sollen ab April 2020 beim ORAT-Probebetrieb im Terminal alle Abläufe getestet und trainiert werden, vom Check-In bis zur Gepäckaufgabe. Wie FBB-Sprecher Hannes Stefan Hönemann sagte, werden dafür ab Ende des Jahres 20<ET>000 Komparsen gesucht. Gleich zwanzigtausend? „Es ist ja auch ein großer Flughafen.“

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