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Ein Grund für den Rückgang: Kleine Bäckereien werden eher von größeren Betrieben mit Filialnetz übernommen. 

© Andreas Klaer

Handwerk: Immer weniger Bäcker und Fleischer in Brandenburg

Zahlreiche Brandenburger Bäckereien und Fleischer mussten in den vergangenen Jahren ihr Geschäft aufgeben. Das liegt aber nicht nur am Nachwuchsmangel.

Potsdam/Berlin - Seit 2008 hat in Brandenburg mehr als jeder vierte Bäcker und knapp jeder fünfte Fleischer geschlossen. Das belegen jüngste Zahlen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Wurden Ende 2008 noch 459 handwerkliche Bäckereibetriebe gezählt, waren es 2018 nur noch 327. Das entspricht einem Rückgang von rund 29 Prozent. Die Gesamtzahl der Fleischereien sank in dem gleichen Zeitraum um 19 Prozent - von 374 auf 304.

Mehr Konditoreien, Brauereien und Mälzereien

Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der handwerklichen Konditoreien, Brauereien und Mälzereien. 2018 gab 70 Konditoreien in Brandenburg, 20 mehr als 2008. Die Zahl der Brauereien und Mälzereien stieg mit Schwankungen in einzelnen Jahren von 13 auf 20 Betriebe. 

Der Höchstwert wurde 2017 erreicht mit 22 Betrieben. Ähnlich sieht auch der Bundestrend aus: Die Zahl der Bäckereien sank in Deutschland um rund 29 Prozent, die der Fleischereien um knapp 30 Prozent. Die Zahl der Konditoreien verdoppelte sich nahe zu. Die Zahl der handwerklichen Brauereien und Mälzereien legte fast um die Hälfte zu.

Nachwuchs fehlt, Bürokratie nimmt zu

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks erklärte das Verschwinden der Betriebe mit einem anhaltenden Strukturwandel: Anders als früher haben Bäckereien mehrere Verkaufsstellen. Kleine Bäckereien werden eher von größeren Betrieben mit Filialnetz übernommen. Dazu machen Supermärkte, Back-Shops und Tankstellen Handwerksbetrieben Konkurrenz. Auch der fehlende Nachwuchs und eine zunehmende Bürokratie stellen das Bäckerhandwerk vor Herausforderungen. Hilfe könnte von den Kunden kommen: "Qualität ist vielen Leuten immer wichtiger", sagte eine Sprecherin. Mit einer Kampagne wirbt der Verband um junge Leute und Quereinsteiger.

Der Präsident des Deutschen Fleischer-Verbandes, Herbert Dohrmann, sieht den Rückgang der Bäckereien und Fleischereien darin begründet, dass junge Menschen heute mehr Freiheit bei der Berufswahl haben. "Den elterlichen Betrieb übernimmt nur noch, wer dies wirklich will." 

Wer von seinem Beruf begeistert ist und ein Unternehmen neu gründen möchte, habe es hingegen schwerer als früher. Die Hürden, seien es die bürokratischen oder die finanziellen, sind nicht gerade niedriger geworden, meinte Dohrmann.

Craftbeer-Trend gut für die Bierbranche

Der Deutsche Brauer-Bund geht davon aus, dass sich die positive Entwicklung bei den Brauereien weiter fortsetzen wird. Hauptgeschäftsführer Holger Eichele nannte zwei Faktoren für den Erfolg: den Trend zu lokalen Gasthausbrauereien und den Craftbier-Boom. Vor allem die Zahl kleinerer Betriebe bis zu 5000 Hektolitern sei gestiegen. Viele kämen aus der Craftbier-Bewegung. "Wir begrüßen den Trend zu Craftbieren sehr, denn er lenkt den Blick auf den Ursprung der deutschen Braukultur", resümierte Eichele.

Die große Beliebtheit für das Konditorenhandwerk hat für die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Konditorenbundes, Julia Gustavus, verschiedene Gründe. Zum einen sei der schon fast künstlerische Beruf zurzeit sehr beliebt. "Die Leute verwirklichen sich immer lieber mit ihren Händen." Zwei große Fernsehshows zeigten den Stellenwert des Handwerks. Zum anderen konsumierten die Leute heute bewusster, was zu einer größeren Nachfrage für handgemachte Torten und Cupcakes führt. (dpa)

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Lukas Dubro

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