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Zwei Flüchtlingskinder aus Syrien stehen in einer leeren Markthalle nahe der türkisch-griechischen Grenze.

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Griechische Inseln: Brandenburger Kommunen wollen Flüchtlingskinder aufnehmen

Nach Angaben von Hilfsorganisationen sitzen tausende minderjährige Flüchtlinge auf den griechischen Inseln fest, manche ohne Eltern. Die Bundesregierung hatte Bereitschaft signalisiert, Kinder aufzunehmen. Auch Kommunen wollen helfen.

Potsdam - Nachdem die Bundesregierung ihre Bereitschaft für die Aufnahme von Kindern aus griechischen Flüchtlingslagern erklärt hat, bereiten sich Kommunen in Brandenburg auf die Unterbringung vor. Mehrere Kommunen prüfen derzeit, ob oder wie viele Kinder sie aufnehmen können. Auch die Stadt Bernau bei Berlin (Barnim): "Es soll ein Treffen dazu mit dem Landrat geben", sagte eine Sprecherin. Dann wolle man auch klären, wie viele Kinder aufgenommen und wo sie untergebracht werden sollen.

Die Kommunen, die Jungen und Mädchen unterbringen werden, folgen damit einem Appell von ursprünglich sieben Oberbürgermeistern - darunter auch der Potsdamer Mike Schubert (SPD) - vor allem Kinder aufzunehmen. Wie die Stadt Potsdam mitteilte, haben sich inzwischen rund 50 Kommunen deutschlandweit bereit erklärt, im Notfall Kinder aus griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen. Die Stadt koordiniert das aus der Bewegung Seebrücke hervorgegangene Bündnis "Städte sicherer Häfen", das sich für aus Seenot gerettete Menschen einsetzt. Wie viele Kinder die Städte aufnehmen könnten, werde derzeit eruiert. "Wir warten auf die Rückmeldungen der Kommunen", sagte ein Sprecher.

Potsdam nimmt fünf Kinder auf

Frankfurt (Oder) habe sich bereit erklärt, drei Kinder aufzunehmen, so auch Teltow (Potsdam-Mittelmark). Potsdam könne fünf Kinder aufnehmen, sagte ein Sprecher der Stadt, eventuell auch mehr. Man habe dazu bereits mit einem freien Träger gesprochen. Die Kinder werden demnach in Wohnungen untergebracht, wo Betreuer mit ihnen gemeinsam leben. Von dort sollten sie dann Schulen und Kitas besuchen. Für Fürstenwalde (Landkreis Oder-Spree) stehe eine genaue Zahl noch aus. Nach Angaben der Stadtsprecherin sollen die Kinder in der Wohnstätte "Alreju" für alleinreisende Jugendliche in Fürstenwalde untergebracht werden. Nach Angaben des Hauses gibt es dort derzeit vier freie Plätze.

Lars Dittner, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Oderland-Spree, der das Haus betreibt, gibt allerdings zu bedenken, dass erst einmal geklärt werden müsse, wie es den Kindern gehe und wie hoch der Betreuungsaufwand sei. Für stark traumatisierte Kinder fehle mitunter das Personal. "Brandenburg hat in den letzten anderthalb Jahren so gut wie keine unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge mehr gehabt. Viele Einrichtungen standen leer und wurden anderweitig genutzt." Die Bereitschaft zur Aufnahme sei da, sagte Dittner, aber es müsse klare Ansagen auch von der Politik geben. "Ich hab da nur Fragen." Eine Antwort des Bildungsministeriums zu Einrichtungen im Land stand bis zum Donnerstag noch aus.

1500 Kinder seien viel zu wenig

Der Koalitionsausschuss der Bundesregierung hatte am Montag beschlossen, 1000 bis 1500 Kinder aus griechischen Lagern nach Deutschland zu holen. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um Kinder, die schwer erkrankt oder unbegleitet und jünger als 14 Jahre sind. Viele Details sind aber noch nicht geklärt.

Brandenburgs Integrationsbeauftragte Doris Lemmermeier begrüßte die Entscheidung der Bundesregierung, nannte sie jedoch auch einen "lange überfälligen Schritt". Die Zahl von 1500 Kindern sei aus ihrer Sicht allerdings viel zu niedrig. Neben einer guten Unterbringung und Sprachangeboten sei die psychosoziale Versorgung der Kinder sehr wichtig. "Ich kann mir vorstellen, dass dies nach den Erfahrungen, die diese Kinder machen mussten, unabdingbar ist", so Lemmermeier.

Es sei wichtig, dass auch Eltern sowie ein weit gefasster Kreis von Familienangehörigen mit aufgenommen werden. "Es spielen sich Dramen ab aufgrund der restriktiven Familiennachzugspolitik. Dies sollten wir für diese Kinder vermeiden." Sonst stehe die Integration von Anfang an auf wackeligen Füßen. Viele Städte haben sich zur Aufnahme von geflüchteten Kindern bereit erklärt. Wir sollten ihnen die Chance dazu geben, so Lemmermeier. Es müsse schnell gehen.

Anna Kristina Bückmann dpa

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