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Passanten stehen auf der Stadtbrücke zwischen Slubice und Frankfurt (Oder) anlässlich der Grenzöffnung und dem Wegfall der Grenzkontrollen. 

© Patrick Pleul/dpa

Grenze nach Polen wieder geöffnet: Erleichterung entlang der Oder und Neiße

Ob für Besuche von Freunden und Verwandten, zum Einkaufen oder auch zum Schulbesuch: Wer von Deutschland nach Polen reisen will und umgekehrt, kann das seit Samstag wieder bei offener Grenze tun. Das wurde mit vielen Emotionen gefeiert.

Warschau/Frankfurt (Oder) - Polen hat seine Grenzen zu allen EU-Nachbarländern nach knapp drei Monaten wieder geöffnet. In der Nacht zum Samstag (13.06.2020) endete die Schließung wegen der Coronakrise. Dies bedeute, dass es auch keine Fieber-Kontrollen und keine Quarantänepflicht für Einreisende aus der EU mehr gebe, sagte eine Sprecherin des polnischen Grenzschutzes am Samstag laut der Nachrichtenagentur PAP. „Wir kehren zum freien Reisen zurück.“

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"Schön, Dich zu sehen", hieß es auf der Oderbrücke bei Frankfurt

Die Öffnung wurde in Polen und Deutschland gefeiert: Die Chefs der zwei Nachbarstädte Frankfurt (Oder) und Slubice, Oberbürgermeister René Wilke (Linke) und Mariusz Olejniczak, gingen um Mitternacht auf der Stadtbrücke aufeinander zu und umarmten sich. „Es war schon ein sehr emotionaler, besonderer Moment“, sagte Wilke der Deutschen Presse-Agentur. „Es war eine Geste von ganz, ganz vielen Menschen auf beiden Seiten der Oder.“ Er habe seinem Kollegen gesagt: „Schön, Dich zu sehen!“

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Frankfurts Oberbürgermeister Rene Wilke (l./Die Linke) traf sich auf der Brücke mit Mariusz Olejniczak, Bürgermeister von Slubice. 
Frankfurts Oberbürgermeister Rene Wilke (l./Die Linke) traf sich auf der Brücke mit Mariusz Olejniczak, Bürgermeister von Slubice. 

© Patrick Pleul/dpa

Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes wurden in den knapp drei Monaten der Grenzschließung rund 2,5 Millionen Menschen kontrolliert, davon allein knapp zwei Millionen an den Grenzübergängen zu Deutschland. Insgesamt hätten 270 Menschen versucht, sich entgegen den Vorschriften auf polnisches Gebiet zu begeben. An der deutsch-polnischen Grenze gab es 105 solcher Fälle, darunter 51 polnische und 24 ukrainische Staatsangehörige.

Hoffnung für Tourismusbranche und Gastronomie

Die Bürgermeister von Görlitz und der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec öffneten in der Nacht zu Samstag mit Bolzenschneidern den aufgestellten Grenzzaun wieder. Um Mitternacht schnitten Octavian Ursu (CDU) und sein polnischer Kollege Rafal Gronicz die Ketten des Zauns auf der Altstadtbrücke durch. Dieser hatte die Städte über mehrere Monate voneinander getrennt. Rund 400 bis 500 Menschen sollen insgesamt vor Ort auf der deutschen und polnischen Seite gewesen sein. Im Anschluss feierten zahlreiche Menschen die Öffnung.

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Auf Usedom, das teils zu Mecklenburg-Vorpommern und teils zu Polen gehört, war die Erleichterung über die Öffnung der deutsch-polnischen Grenze groß. Hotellerie und Gastronomie auf Usedom sind ohne polnisches Personal nicht mehr denkbar. Dem Kurdirektor der drei Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck, Thomas Heilmann, zufolge haben einzelne Tourismusbetriebe bis zu 80 Prozent polnische Mitarbeiter. Im Durchschnitt seien es 15 bis 20 Prozent.

„Das fühlte sich an, als wenn ein Teil von uns abgeschnitten ist“

Mitte März hatte die nationalkonservative Regierung in Warschau als Schutzmaßnahme gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus die EU-Binnengrenzen für Ausländer geschlossen. Ausnahmen galten für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Polen, die aus dem Ausland zurückkehrten, mussten für 14 Tage in Quarantäne. Die Einführung dieser Regelung hatte besonders Pendler an der deutsch-polnischen Grenze hart getroffen. Für sie wurde erst später eine Ausnahmeregelung vereinbart.

Zwischen Görlitz und Zgorzelec wurde feierlich der Grenzzaun zerschnitten. 
Zwischen Görlitz und Zgorzelec wurde feierlich der Grenzzaun zerschnitten. 

© Daniel Schäfer/dpa

Für die Grenzregionen geht damit eine schwierige Zeit zu Ende. Nun könnten viele polnische Kunden wieder in Frankfurt (Oder) einkaufen und Deutsche zum Einkaufen nach Polen, sagte der Oberbürgermeister. Es werde auch wieder leichter Familienbesuche zu machen, auch für Hunderte Schüler und Kita-Kinder werde es leichter. „Das fühlte sich an, als wenn ein Teil von uns abgeschnitten ist“, sagte Wilke über die geschlossene Grenze.

Weiterhin noch keine internationalen Zugverbindungen

Bereits seit Freitag waren die Kontrollen an der litauisch-polnischen Grenze weggefallen. Seit Samstag um Mitternacht gilt dies auch für die Grenzen zu Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Die Auflagen für Reisende aus Nicht-EU-Staaten wurden gelockert. Kontrollen an den Grenzen zur Ukraine, Weißrussland und zur russischen Exklave Kaliningrad (Königsberg) bleiben dagegen erhalten. Ab dem 16. Juni soll es wieder Flüge zu Zielen innerhalb der EU geben. 

Freude auch auf Usedom: Ein Trabant fährt über den ehemaligen Grenzübergang Ahlbeck zur polnischen Stadt Swinoujscie (Swinemünde). 
Freude auch auf Usedom: Ein Trabant fährt über den ehemaligen Grenzübergang Ahlbeck zur polnischen Stadt Swinoujscie (Swinemünde). 

© Stefan Sauer/dpa

Wann die ebenfalls für fast drei Monate gekappten internationalen Zugverbindungen innerhalb der EU wieder aufgenommen werden, war zunächst nicht klar. Internationale Zugverbindungen in die Nachbarländer Polens, die keine EU-Mitglieder sind, soll es weiter nicht geben.
Die Bürger Russlands, Weißrusslands und der Ukraine dürfen nach Polen einreisen, wenn sie Ehepartner oder Kinder polnischer Staatsbürger sind oder in Polen eine Arbeitsgenehmigung haben. Arbeitnehmer aus diesen Ländern müssen nach ihrer Einreise nicht in 14-tägige Quarantäne. dpa

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