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Brandenburg: Glühwein mit Schutz

Verhindern Poller Anschläge auf Wintermärkte? Das ist unter Politikern und Experten umstritten

Berlin - Ab diesem Freitag wandelt sich der Potsdamer Platz in Berlin wie jedes Jahr zur pseudo-alpenländischen Enklave. Die „Winterwelt“ wird um 16.30 Uhr eröffnet: mit Rodelstrecke, Eislaufbahn, Après-Ski – und tonnenschweren Pollern. 40 bis 50 der Betonbarrieren sperren den Platz von den umgebenden Straßen ab, teilweise stehen sie in zwei Reihen hintereinander. Auftakt der Winter- und Weihnachtsmarktsaison im Jahr nach dem Terroranschlag mit einem Lkw auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz.

Arnold Bergmann, Veranstalter der „Winterwelt“, ließ die Barrieren zur Sicherung aufstellen, eine Auflage der Polizei, wie er sagt. Auch das Sicherheitspersonal habe er aufgestockt, seine Mitarbeiter an den Ständen informierte er über mögliche Gefahren. Für Bergman ist der Schutz der Veranstaltung ausreichend, auch angesichts des jüngsten Anschlags in Manhattan: „Ich fühle mich so sicher, wie man sich nur fühlen kann. Einen letzten Schutz gibt es nicht“, sagt Bergmann.

Polizeisprecher Thomas Neuendorf betont, Barrieren aus Beton seien nur ein Schutz gegen eine mögliche Form eines Anschlags. Das Sicherheitskonzept der Polizei soll die Märkte – die ersten offiziellen Weihnachtsmärkte starten am 24. und 27. November – daher umfassend vor unterschiedlichen Gefahren schützen. Wie genau dieses Konzept aussieht, konnte die Polizei noch nicht erläutern. Sicherlich würden auch mobile Betonpoller als Schutz eingesetzt, ob und wo müsse jedoch im Einzelfall entschieden werden. Die Wirksamkeit von mobilen Barrieren sei aber eingeschränkt. Auch Polizeipräsident Klaus Kandt hält fest verankerte Poller für einen wichtigen Bestandteil der Terrorprävention in Berlin, wie er Mitte Oktober bei einer Gesprächsrunde mit Botschaftern aus Berlin sagte. Dort sprach er sich für bauliche Maßnahmen an allen vielbesuchten öffentlich Plätzen in Berlin aus.

Ein Test der Polizei in Zusammenarbeit mit der Dekra und dem MDR im April zeigte, dass sich bis zweieinhalb Tonnen schwere Betonklötze, wie sie zum Schutz von öffentlichen Plätzen zum Einsatz kommen, kaum dazu eignen, einen Lkw zum Stehen zu bringen. Marcus Gärtner von der Dekra nannte die Ergebnisse „ernüchternd“. Der zehn Tonnen schwere Lkw konnte mit Tempo 50 die Betonsteine einfach zur Seite schieben. Einzig im Boden verankerte Barrieren wären standhaft genug, um ein schweres Fahrzeug abzuhalten.

Der innenpolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus, Frank Zimmermann, hält Betonbarrieren an öffentlichen Plätzen dennoch für die „richtige Maßnahme“. Die optische Sicherung diene dazu, eine Tat so zu erschweren, dass letztlich von ihr abgesehen werde. Auch Burkard Dregger, innenpolitischer Experte der CDU-Fraktion, hält Betonbarrieren an ausgewählten Stellen für sinnvoll. „Allerdings sind die am Breitscheidplatz aufgestellten Barrieren erkennbar zu schwach“, sagt Dregger. Er fordert fest verankerte Hindernisse. H. Piontek

H. Piontek

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