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Schmuckes Ufer. Durch die Plauer Altstadt kann man paddeln, aber auch herrlich flanieren. Viele der denkmalgeschützten Häuser wurden nach der Wende liebevoll restauriert, etliche Türen aus der Zeit von 1800 bis 1900 konnten erhalten werden. Zahlreiche (Fisch-)Lokale sind im Ort – meist mit Wasserblick.

© Werner Otto/vario images

Glück am Wasser: Einfach mal den Anker werfen

Plau am See und Schwerin: Der Ort hübsch verschachtelt, die Stadt elegant. Zwei schöne Sommerziele – ob mit oder ohne Boot.

Wer sich schwer entscheiden kann, kommt in Plau am See in die Bredouille. Denn wie soll er das Städtchen erkunden? Zu Lande oder zu Wasser? Für Stefan Bull, Inhaber der Firma KanuTeam, ist die Sache natürlich klar. Ab ins Boot! Zwei Stunden dauert die gemütliche Paddeltour durch die Altstadt von Plau. 30 Boote stehen am Ausleihplatz an der Elde zur Verfügung. Nur ist es an diesem Morgen empfindlich kalt. Und was, wenn das Boot kippelt und man über Bord geht? „99 Prozent der Kunden bleiben trocken“, beruhigt Stefan Bull. Anfängern empfiehlt er, erstmal die andere Richtung zu nehmen, zehn Kilometer sind es strömungsfrei bis zur Schleuse in Barkow.

Das mit der Paddelei probieren wir ein andermal. Plau am See lässt sich ja auch zu Fuß entdecken. Und siehe da, der kleine Ort mit seinen 6000 Einwohnern ist wie geschaffen für Flaneure. Eine herrliche Promenade entlang der Elde haben sie angelegt, von der man einen unverstellten Blick auf die hübsch verschachtelte Altstadt hat. Viele denkmalgeschützte Fachwerkhäuser sind zu bewundern, dazwischen ehrwürdiger Backstein. Nach der Wende wurde gründlich saniert. In vielen Häusern sind noch Türen aus der Zeit von 1800 bis 1900 erhalten.

Wer sich das Ensemble von oben anschauen möchte, hat drei Möglichkeiten. Entweder besteigt man den trutzigen Burgturm, die kantige Spitze der St. Marienkirche oder den neuen, rot-weiß gestreiften Leuchtturm am Ausgang des Hafens. Hier, an der Metow, ist in den vergangenen Jahren ein Ferienpark mit Wohnungen, Apartments und dem reetgedeckten Restaurant Fischerhaus entstanden. Noch wirkt alles ein wenig künstlich, die Patina fehlt.

„Das Neue ist langweilig“, sagt Jürgen Seifarth. Der Kunstmaler ist froh über die alten Bootsschuppen, die er immer wieder auf Leinwand verewigt. Noch zu DDR-Zeiten entdeckte der Thüringer den Ort, kam immer öfter – und blieb schließlich ganz. Auch, weil ihm der „große Himmel in Mecklenburg“ gefiel. In der Altstadt stellt der 75-Jährige seine Bilder in einer kleinen Galerie aus – aber im Sommer sitzt er meist mit seiner Staffelei am Fluss. Dann setzt er seinen Strohhut auf, leicht verbeult und schon etwas ausgefranst. Hat er sich das von den berühmten Künstlern der Normandie abgeschaut? „Die Leute mögen so etwas“, sagt er lächelnd und schiebt spitzbübisch hinterher: „Ich bediene jedes Klischee.“

Wieder und wieder malt Seifarth die Altstadt, bunte Boote und natürlich Fische. Auf einem Bild schwimmen große und kleine munter durcheinander. Wie in der Elde. Ein Angler steht am Ufer. Beißen sie? „Heute nicht“, sagt der Mecklenburger knapp. Welche Fische fängt er sonst? „Zander, Hecht, Barsch, Quappe, alles. Nur heute wird das nichts.“ Trotzdem holt er seine Angelrute nicht ein, bleibt still stehen und schaut einfach so aufs Wasser. In Mecklenburg haben sie die Ruhe weg.

Auch auf der MS „Dr. Alban Berg“, einem der drei Ausflugsdampfer der Fahrgastschifffahrt Wichmann, geht es gemächlich zu. Behutsam manövriert Kapitän Matthias Sperling das Schiff aus dem Hafen hinaus auf den Plauer See. 16 Kilometer lang ist der und fünf Kilometer breit. Das Wasser kräuselt sich leicht, so, als sei man auf dem Meer. Der Himmel ist azurblau, die Passagiere tragen Sonnencreme auf und bestellen Bockwurst mit Salat. Zweieinhalb Stunden dauert die gebuchte „Drei-Seen-Rundfahrt“.

Bei der Einfahrt zum Petersdorfer See wird’s plötzlich eng. Rechterhand passieren wir den Lenzer Krug. Ein paar Gäste sitzen auf der einladenden Terrasse und winken. Ferienlaune. Der Kapitän erzählt von Blessreihern, Seeadlern und Eisvögeln, die hier zu Hause sind. „Schauen Sie, dort vorm Schilf, ein Silberreiher.“ Unbeweglich steht der Vogel auf seinen dünnen langen Beinen, fühlt sich sicher in seinem Revier. Auch die Zwergfledermäuse an der Petersdorfer Brücke mussten sich nicht fürchten. Man entdeckte die Tiere im Zuge des Neubaus der Brücke, über die die Autobahn A 19 führt. „Für die Fledermäuse wurde eigens ein Betonbau als neues Quartier gebaut“, erzählt Sperling. Kostenpunkt: 500 000 Euro. Ob die Tiere dort eingezogen sind, ist unklar. „Die hatten sich längst was anderes gesucht“, meint Sperling. Auf dem Malchower See wendet er das Schiff und fährt zurück.

GROSSE SCHWESTER SCHWERIN

Wer den Plauer See schon groß findet, wird im rund 70 Kilometer entfernten Schwerin sein blaues Wunder erleben. Rund 60 Quadratkilometer groß ist der Schweriner See, der viertgrößte See Deutschlands. Ein feines Segelrevier. 1894 wurde der Schweriner Segler-Verein unweit vom Schloss gegründet. Rund 460 Mitglieder hat er, das jüngste acht, das älteste 92 Jahre alt. Das Vereinsgelände steht jedem Besucher offen. Ein Glück, denn dort, direkt am Wasser, steht das wohl schönste Seglerheim Deutschlands. Weißer Putz zwischen dunkelbraunen Balken, vielfach gegliederte Fensterscheiben, rotes Ziegeldach. Ein Gebäude aus den 1920er Jahren? Robert Schröder vom Seglerverein lächelt. „Das denken viele“, sagt er. Und der Ursprungsbau sei tatsächlich von 1924, aber den hätte man nicht mehr retten können. So wurde er 1998/99 abgerissen und neu gebaut nach altem Plan. Segler haben Geschmack.

Bei einem Cappuccino auf der Terrasse, mit Blick auf die Boote im See, stellt sich Fernweh ein. Schröder breitet eine große Gewässerkarte aus und zeigt die Möglichkeiten auf: Über den Störkanal, die Elde, die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal kann man zur Ostsee gelangen, aber Wasserwege führen auch nach Hamburg oder Berlin. „Von Schwerin aus kommt man in die ganze Welt“, sagt der sportliche 67-Jährige.

Während zu DDR-Zeiten in der Saison wohl 5000 Boote auf dem Schweriner See kreuzten, sei das riesige Gewässer Anfang der 1990er Jahre wie leergefegt gewesen, erzählt Schröder. Die früheren DDR-Bürger steuerten lieber ferne Ziele an, und für die Westdeutschen war Mecklenburg ein weißer Fleck auf der Landkarte. Das hat sich inzwischen geändert. Aber Platz ist immer noch genug im Schweriner Seenland.

Die Stadt ist sowieso ein Juwel. So viel Lebensqualität! Viele nette kleine Geschäfte reihen sich aneinander, es gibt Museen, Cafés und Lokale mit guter Küche. Wem es zu heiß wird, der breitet sein Handtuch am breiten, feinsandigen Zippendorfer Strand aus. Immer kann man irgendwo am Wasser sitzen. Im Restaurant Friedrich’s (nun ja, mit falschem Apostroph) kann man gemütlich am Pfaffenteich (mit Fontäne!) sitzen und in den Sonnenuntergang blinzeln. Wer rund um den Teich spaziert, kann dabei gediegene alte Villen bewundern. Kurioserweise gibt es auch hier eine Fähre, das „Petermännchen“ aus den 20er Jahren. Eine nostalgische Kurzstrecke – und die preiswerteste Kreuzfahrt der Welt.

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Zu jeder Folge unserer sechsteiligen Serie „Glück am Wasser“ gehört eine Ausflugskarte, die im DIN A3-Format aufgefaltet werden kann. Diese Karten liegen am Erscheinungstag Ihren Potsdamer Neuesten Nachrichten bei. Darin finden sich eine Landkarte der Region mit Boots-, Wander- und Radtouren sowie Tipps zu Sehenswürdigkeiten, zur Einkehr und Übernachtung.

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