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Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen), Brandenburger Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.

© oto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild

Gewalt gegen Frauen in Brandenburg: „Häusliche Gewalt muss raus aus der Tabu-Ecke“

Brandenburgs Sozialministerin Ursula Nonnemacher ruft dazu auf, bei häuslichen Konflikten schnell zu handeln und frühzeitig Hilfsangebote zu nutzen.  

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Potsdam/Glindow - Nach drei Tötungen von Frauen im häuslichen Umfeld in Werder, Zossen und Cottbus appelliert Sozial- und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) an die Brandenburger, genauer hinzusehen und einzuschreiten. Zudem sollten sich Betroffene häuslicher Gewalt nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, so Nonnemacher. „Die Häufung der Vorfälle ist ein Alarmsignal – ganz besonders in dieser schwierigen Zeit. Wo auch immer familiäre Spannung in Gewalt umzuschlagen droht, bitte ich: nutzen Sie unverzüglich die umfangreichen Hilfsangebote in Brandenburg“, so die Frauenministerin. „Häusliche Gewalt muss raus aus der Tabu-Ecke.“

Drei Frauen seien gestorben – mutmaßlich nach Gewalt durch die eigenen Ehemänner. Ob die Fälle mit den besonderen psychischen Belastungen in der Coronakrise in Zusammenhang stehen, sei unklar, betonte Nonnemacher. Aber gerade jetzt könne, einhergehend mit eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten, fehlenden individuellen Freiräumen und wirtschaftlichen Notlagen in Familien, ein Gewaltpotenzial entstehen und wachsen. „Das Familienleben ist dann zunehmend emotionsgeladen und oft fehlt ein Zugang von außen, der die Eskalationen stoppen könnte.“ 

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Tödlicher Angriff in Glindow

Das Ministerium bietet auf seiner Homepage unter www.msgiv.brandenburg.de ein Broschüre mit Notrufnummern und Anlaufstellen zum Herunterladen an. Die Kenia- Koalition habe sich zudem verpflichtet, Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder entschlossen zu bekämpfen, sagte Nonnemacher, die auch Vize-Ministerpräsidentin ist. Die Landesregierung wolle das Netz an Zufluchts- und Beratungsangeboten im Land erhalten und weiterzuentwickeln.

In Glindow, einem Ortsteil von Werder (Havel) ist es vor rund zwei Wochen zu einem tödlichen Angriff gekommen: Der 64-jährige Ehemann soll versucht haben, seine 40-jährige Ehefrau in einem Teich zu ertränken. Zudem soll er sie so schwer verletzt haben, dass sie noch vor Ort ihren Verletzungen erlag. Das Paar befand sich dem Vernehmen nach in Trennung. Der Mann versuchte nach der Tat, sich das Leben zu nehmen. Das missglückte, seitdem liegt er im Krankenhaus. 

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Gegen ihn wurde ein Haftbefehl wegen Totschlag erlassen, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern derzeit noch an. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam am Dienstag auf Nachfrage. 

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