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Gesundheit: Brandenburgs Ärzte mit Höchstpensum bundesweit

Jeder Arzt in Brandenburg versorgt mehr Patienten als sonst in Deutschland. Bis 2025 fehlen 1600 Mediziner

Potsdam - Nirgendwo in Deutschland versorgt ein Arzt so viele Patienten wie im Land Brandenburg: Während im Bundesschnitt auf einen niedergelassenen Arzt 680 Einwohner kommen, sind es in Brandenburg 733. Das geht aus einer Antwort von Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) auf eine parlamentarische Anfrage der CDU hervor, die der Landtag am Mittwoch veröffentlichte.

Es droht ein Ärztemangel

Danach steuert Brandenburg in wenigen Jahren auf einen dramatischen Ärztemangel zu, da immer mehr der derzeit rund 10.000 Ärzte das Rentenalter erreichen. Nach Angaben der Regierung müssen möglicherweise schon bis zum Jahr 2025 allein rund 700 Hausärzte und 950 Fachärzte gewonnen werden, also insgesamt 1650 Mediziner für die Mark, „um die derzeitigen ambulanten Versorgungsstrukturen beizubehalten“.

Der Bedarf der Krankenhäuser ist noch gar nicht eingerechnet. Die Rede ist allerdings von einer „groben Hochrechnung“, wenn man das übliche Rentenalter ansetzt. Genaue Prognosen sind schwierig, weil Ärzte auch weiter praktizieren dürfen, wenn sie älter als 68 Jahre sind.

Die von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) geführte rot-rote Landesregierung hat das Problem des drohenden Ärztemangels inzwischen angepackt. Gerade wurde ein bundesweit einmaliges Landärzte-Stipendium aufgelegt, mit dem Medizinstudenten aus ganz Deutschland monatlich 1000 Euro erhalten können, wenn sich für einige Jahre nach dem Studium für eine Tätigkeit in Brandenburg verpflichten. Dafür haben sich zwei Wochen nach dem Start bereits 25 Interessenten gemeldet, teilte die Kassenärztliche Vereinigung mit. In Cottbus soll im Zuge des Strukturwandels um den beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohle zudem eine neue Medizinische Hochschule aufgebaut werden, die jedoch erst ab Wintersemester 2023/2024 ihre Ausbildung beginnen soll. Das ist zu spät, um bis 2025 rund 1600 Ärzte für Brandenburg rekrutieren zu können.

Im Berliner Umland ist es knapp

Aktuell ist die Lage zwar angespannt, aber nicht dramatisch. Nach Regierungsangaben gibt es landesweit 45 vakante Arztsitze, davon 41 Hausärzte. Und die fehlen bislang entgegen häufigen Einschätzungen weniger in den Randregionen des Landes, sondern vor allem im Berliner Umland, wo die Einwohnerzahlen rasant nach oben gehen, und damit auch der Bedarf. „Rund zwei Drittel der nicht besetzten Hausarztstellen entfallen auf den berlinnahen Raum“, heißt es. Gefragt sind Hausärzte, Kinderärzte, Augenärzte, Nervenärzte, Urologen und Psychotherapeuten.

Die genannten Zahlen spiegeln zudem nicht die Erfahrungen und Wahrnehmungen in der Bevölkerung wahr, ob in der Peripherie oder im Umland Berlins. Nach Umfragen ist die Gesundheitsversorgung für die Brandenburger das wichtigste Thema. Der CDU-Abgeordnete Raik Nowka, der die Anfrage gestellt hat, schildert die Lage so: „Auf die Termine bei einem Augen- oder Hautarzt warten die Patienten teilweise mehrere Wochen.“

Zugleich kann angesichts der Patienten-Quote von 733 Einwohnern pro Arzt niemand den Brandenburger Landärzten vorwerfen, ihre Patienten zu vernachlässigen oder gar im Stich zu lassen. Im Vergleich würden die Vertragsärzte „auch 16 Prozent mehr Behandlungsfälle als bundesweit üblich erbringen“, heißt es in der Antwort der Landesregierung. Dabei sei die Brandenburger Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von 47,8 Jahren älter als im Bundesdurchschnitt (44,4 Jahre), was mit einer „erhöhten Morbidität (Krankheitslast) und damit einem erhöhten Behandlungsbedarf“ einhergehe.

Trotzdem gibt es spürbare Fortschritte. So ist die Zahl der Fachärzte landesweit von 1878 im Jahr 2010 auf 2224 im Jahr 2018 gestiegen. Gab es vor neun Jahren noch 1540 Hausärzte im Land, sind es jetzt 1636 gewesen. Gebraucht werden in den nächsten Jahren Haus- und Fachärzte für Kleinstädte in entfernteren Regionen, etwa in der Prignitz, der Uckermark, Ostbrandenburg oder der Lausitz.

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