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Brandenburg: Gestorbenes Baby ist bereits bestattet Eltern wurden nicht über Hintergründe informiert

Berlin - Das Baby, das sich an der Charité mit Serratienkeimen infiziert hat und nach einer Operation im Herzzentrum verstarb, ist bereits am 12. Oktober beigesetzt worden.

Von Sandra Dassler

Berlin - Das Baby, das sich an der Charité mit Serratienkeimen infiziert hat und nach einer Operation im Herzzentrum verstarb, ist bereits am 12. Oktober beigesetzt worden. Das wurde am Mittwochnachmittag bekannt, nachdem es zuvor hieß, die Leiche sei verschwunden. Später stellte die Staatsanwaltschaft, die seit Montag in diesem Fall wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt ermittelt, richtig: Die Leiche sei nicht verschwunden, man wisse aber weder die Identität des Kindes noch die der Eltern.

Auf Nachfrage sagte ein Sprecher dieser Zeitung, man erhalte in dieser Sache keine Auskünfte – weder von der Charité, an der sich das Neugeborene vermutlich mit dem Keim infiziert hatte, noch vom Herzzentrum, in dem es verstarb.

Das Deutsche Herzzentrum und die Berliner Charité dementierten umgehend. Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, sagte dieser Zeitung: „Wir haben der Staatsanwaltschaft bereits am Dienstag die Identität des Kindes und die Adresse der Eltern mitgeteilt." Das Herzzentrum sehe in dieser Sache keine Veranlassung, irgendetwas zu verbergen. Allerdings sei das Kind bereits beigesetzt worden. „Das alles ist schwer für die Eltern“, sagte Frei: „Die Charité will deshalb mit ihnen Verbindung aufnehmen, um ihnen in dieser schwierigen Situation beizustehen.“ Eine Sprecherin des Herzzentrums wies darauf hin, dass man beim Tod des Babys noch nichts über den Keimbefall in der Charité wusste, der erst am vergangenen Wochenende bekannt geworden war. Der Befund, dass das Neugeborene an den Folgen einer Infektion mit Serratienkeimen starb, kam erst drei Tage später. Zum Zeitpunkt des Todes am 5. Oktober war jedenfalls noch keine Rede von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen – es gab also keinen Grund, mit der Beisetzung zu warten. Außerdem handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um ein Kind von muslimischen Eltern, das am 12. Oktober auf dem islamischen Friedhof am Columbiadamm beerdigt wurde. Offenbar haben die Eltern des Babys damals nichts von dem Keim erfahren – selbst dann noch nicht, als die Charité wegen der Epidemie an die Öffentlichkeit ging.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, begründete das Informationschaos um den „verschwundenen Leichnam“ damit, dass die Ermittler am Dienstag mit den Krankenhäusern Vertraulichkeit vereinbart hätten, um zunächst die Eltern zu informieren. „Das wollen die Kollegen der Mordkommission jetzt tun“, sagte er. Geprüft würde nun auch, ob eine Obduktion des Babys noch Sinn mache.

Die Suche nach der Quelle für den Ausbruch des Keims auf der Frühgeborenenstation im Virchow-Klinikum der Charité ist unterdessen trotz weiterer Untersuchungen noch immer nicht gefunden. „Es gibt keine neuen Erkenntnisse“, sagte eine Charité-Sprecherin dieser Zeitung. Möglicherweise werde man die Ursache nie finden, deutschlandweit sei das bei immerhin der Hälfte aller Epidemien mit Serratienkeimen der Fall. Sandra Dassler

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