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Brandenburg: Gemeinde kämpft um Länderwechsel Wismar-Hansfelde will nach Mecklenburg

Wismar-Hansfelde – Die 229 Einwohner aus Wismar-Hansfelde haben die Nase gestrichen voll. Ihre Kinder dürfen nicht in das sieben Kilometer entfernte Strasburg zur Schule gehen, auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst müssen sie im Notfall bis zu einer Stunde warten, denn dieser kommt aus Prenzlau.

Wismar-Hansfelde – Die 229 Einwohner aus Wismar-Hansfelde haben die Nase gestrichen voll. Ihre Kinder dürfen nicht in das sieben Kilometer entfernte Strasburg zur Schule gehen, auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst müssen sie im Notfall bis zu einer Stunde warten, denn dieser kommt aus Prenzlau. Der Strasburger Bereitschaftsdienst, sieben Kilometer entfernt, ist für sie nicht zuständig, weil sich in Mecklenburg-Vorpommern befindet. Wismar-Hansfelde gehört zur Uckermark und liegt im äußersten nördlichen Zipfel des Landes Brandenburg – direkt an der Grenze. Die Wismarer sehen sich in ihren Nöten und Sorgen ignoriert und reagierten am Samstag mit einer Protestaktion. Mit Plakaten und Flugblättern ausgestattet, stellten sich etwa 50 Einwohner eine Stunde lang an der B 104 in der Nähe von Pasewalk auf. Monika Hufeland organisierte in den vergangenen Monaten in dem kleinen Dorf das Länderwechsel-Begehren. Mit Protestaufrufen, Petitionen an den Potsdamer Landtag und Bürgerversammlungen wurde das Vorhaben publik gemacht.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Alard von Arnim, der am samstäglichen Protest teilnahm, äußerte Verständnis für das Anliegen, wenngleich auch er für einen Länderwechsel keine Grundlage sieht. Er wolle sich aber für unbürokratische Einzelfalllösungen stark machen. Warum sollten Kinder im Einzelfall nicht in eine benachbarte mecklenburgische Schule gehen, wenn sich dadurch der Schulweg - und auch die Schulwegkosten für den Landkreis - enorm verringern.

Die Wismar-Hansfelder mussten kürzlich auch noch dem Norduckermärkischen Wasser- und Abwasserverband beitreten, was ihre Wasserkosten auf einen Schlag verdoppelte. „Wir haben die Nase gestrichen voll“, sagt Hufeland. „In Mecklenburg-Vorpommern ist zwar auch nicht alles rosig. Aber unsere größten Probleme: weiter Schulweg, weite Entfernung zu Behörden und Ärzten, hohe Wasser- und Abwasserkosten, wären auf einen Schlag gelöst.“ In Potsdam will man Hufeland zufolge von einem Länderwechsel nichts wissen. Der Petitionsausschuss des Landtages teilte den Protestierern vor wenigen Tagen mit, dass er dieses Ansinnen nicht unterstützen wollte.

Bildungsminister Holger Rupprecht sieht offenbar keine Möglichkeit für eine Ausnahmelösung. Diese könnte bedeuten, dass die Schüler in Mecklenburg unterrichtet werden und das Land Brandenburg die Schulkosten trägt. Das staatliche Schulamt lehnt solch ein Ansinnen schlichtweg ab. Und das Gesundheitsministerium attestiert den Wismarern, dass die ambulante medizinische und Notfallversorgung in vollem Umfang gesichert sei. Auch hier bestehe kein Handlungsbedarf. Davon, dass die Rettungskräfte vielleicht bis zu einer Stunde länger unterwegs sind, als wenn sie aus Mecklenburg kämen, ist in Potsdam keine Rede.

Einen Teilerfolg haben die Wismarer aber doch erreicht: Am 21. Juni will sich der Petitionsausschuss des Brandenburgischen Landtages an Ort und Stelle ein Bild über die Situation in Wismar machen.

Juliane Sommer

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