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Vorbereitung. Models probieren in Berlin Outfits an, die sie auf den Schauen der Fashion Week auf dem Laufsteg tragen sollen.

© dpa

Brandenburg: Ganz Berlin ist jetzt in Mode

Die Berliner Modewoche breitet sich immer weiter in der Stadt aus – mit spannenden neuen Orten

Berlin - Dieses Mal schauen alle auf die Premium. Endlich, könnte man sagen, denn nicht erst seit die Bread & Butter Insolvenz angemeldet hat, ist die Modemesse am Gleisdreieck im Postfuhramt die größte der am heutigen Montag beginnenden Modewoche. Schon seit ein paar Saisons hatte die Premium mit ihren stetig wachsenden Ausstellerzahlen im hochwertigen Segment die Sport- und Streetwearmesse auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof überholt. Und auch sonst verstärkt sich der Eindruck, dass sich die Modewoche immer breiter in der Stadt verteilt. In diesem Jahr sind wieder neue, spannende Locations hinzugekommen, wie beispielsweise das Kronprinzenpalais Unter den Linden.

Premium-Chefin Anita Tillmann nimmt jedenfalls eine wachsende Aufmerksamkeit wahr: „Das ist nicht erst seit dieser Saison so. Wir haben ein neues Segment definiert, und es hat eine Zeit gebraucht, bis sich das im Handel niedergeschlagen hat, dass das Wort Premium nicht nur auf Bierflaschen zu finden ist, sondern auch als ein für sich stehender Begriff in der Mode.“ Die kleinere Veranstaltung Seek mit vor allem hochwertiger Männermode – einst ein Ableger der Premium – ist in diesem Jahr vom Messegelände in die Arena nach Treptow gezogen. Mit 220 Labels ist sie einfach zu groß geworden. Auf dem frei gewordenen Platz stellen jetzt mehr kommerziellere Marken aus, die durch den Wegfall der Bread & Butter eine neue Messe suchten.

Anita Tillmann bedauert dennoch sehr, dass es die Bread & Butter nicht mehr gibt. „Damit ist eine Dekade zu Ende gegangen“, sagt sie. Sie habe sehr großen Respekt vor dem, was Karl-Heinz Müller geleistet hat. „Das hatte viel mit Pop- und Jugendkultur zu tun. Ich glaube nicht, dass es so etwas noch einmal geben wird, das wird ähnlich wie die Loveparade in die Geschichte eingehen.“

Sie findet, es ist an der Zeit, etwas zu verändern: „Wir müssen das nächste Level an Professionalität erreichen und besser zusammenarbeiten. Bisher hieß es: alles rein in den Berlin-Fashion-Week-Topf, was nur geht, damit man so viel wie möglich zu erzählen hat.“

Die Premium hat den Ruf einer Arbeitsmesse – hier ordern Einkäufer Kleidung für ihre Läden. Zu den 30 000 Quadratmetern Messe kommen jetzt noch einmal 1000 mit einer neu gebauten Halle. Auch bei anderen Modenschauen tut sich etwas: Zum ersten Mal findet im Kronprinzenpalais der „Berliner Mode Salon“ statt. Dort sollen auf Initiative von Vogue-Chefredakteurin Christiane Arp und Marcus Kurz von der Berliner Agentur Nowadays die 18 besten deutschen Designerkollektionen gezeigt werden. „Wir möchten zum Auftakt dieses Jahres ein wichtiges und positives Zeichen setzen, für die kreative und wirtschaftliche Bedeutung deutschen Modedesigns“, sagt Marcus Kurz.

Am Brandenburger Tor kann sich ein Fachpublikum nach einem Jahr Pause wieder 30 Modenschauen ansehen. Das Zelt wurde wieder auf der Straße des 17. Juni aufgebaut. Im vergangenen Sommer musste der Laufsteg ins Erika-Heß-Stadion nach Wedding verlegt werden, was vor allem bei auswärtigen Gästen und Designern für Irritation sorgte. Das Urteil fiel klar aus: nicht repräsentativ genug, zu weit ab vom Schuss. Dazu kam, dass in der weitläufigen Eissporthalle keine Schauenatmosphäre aufkam. So viel Kritik könnte die Veranstalter, die Marketingagentur IMG, veranlassen, sich erneut auf die Suche nach einem alternativen Standort für die Sommerausgabe im Juli zu machen. Auch wenn in diesem Jahr keine Großveranstaltung an der Straße des 17. Juni ansteht, wäre eine dauerhafte Alternative sinnvoll – allein um der Diskussion um Sinn oder Unsinn einer fürs Publikum geschlossenen Veranstaltung am Brandenburger Tor aus dem Weg zu gehen.

Ansonsten scheint es Planungssicherheit zu geben: Während der Sponsor und Namensgeber der Mercedes-Benz Fashion Week in New York seine Verträge im Februar kündigte, will er in Berlin weiterhin Geldgeber bleiben.

Auch die Panorama auf dem Messegelände vergrößert sich noch einmal und hat für 80 Labels wie Mustang, Birkenstock und Camel active eine neue Halle aufgemacht. Da gleichzeitig nebenan die Grüne Woche stattfindet, ist es dieses Mal aber etwas beengt. Das soll sich im Sommer ändern.

Ob es nach dem Wegfall der Bread & Butter auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof von Montag bis Donnerstag stiller in der Stadt sein wird, ist eine der großen Fragen. Aber wahrscheinlich werden sich die Massen nur anders verteilen. Die Bread & Butter war ja auch nur eine von vielen Messen in der Stadt. Und Bread&Butter-Chef Karl-Heinz Müller ist mit einer stark geschrumpften Veranstaltung in seinen eigenen Büroräumen auch dieses Mal mit dabei. Grit Thönnissen

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