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Typ V2C: Der frühere Stasi-Bunker in Gosen ist jetzt ein Lernort der Geschichte.

© Wolfgang Kumm/dpa

Für DDR-Spionagechef Markus Wolf errichtet: Früherer Stasi-Bunker wieder für Führungen geöffnet

Die unterirdische Anlage ist ein Symbol des Kalten Krieges. Nun gewinnt der Bunker mit seiner Geschichte und Bedeutung neue Aktualität.

Gosen - Der frühere Bunker der DDR-Auslandsspionage in Brandenburg in der Nähe von Berlin öffnet nach der Winterpause wieder für Besucher. Angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wollen Experten bei den ersten Führungen im Gosener Bunker (Kreis Oder-Spree) am 26. und 27. März einen Bogen vom Kalten Krieg zur heutigen Situation schlagen. Dabei solle erläutert werden, welche Ausweichquartiere im Fall eines militärischen Konflikts in Deutschland zur Verfügung stünden, sagte Jörg Diester vom Verein Bunker-Dokumentationsstätten. Seine Bilanz ist ernüchternd: Keine der einst 24 öffentlichen Zivilschutzanlagen in Berlin könnte genutzt werden.

Bundesweit sieht es laut der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nicht anders aus. Die funktionale Erhaltung öffentlicher Schutzräume sei 2007 eingestellt worden. 2357 Bunker mit Platz für etwa 1,4 Millionen Menschen gab es einst laut Diester, der Autor mehrerer Bücher über derartige Bauwerke ist. Heute bietet keine dieser Anlagen noch Schutz. So ist etwa der Gosener Bunker ein Lernort für Geschichte. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatte ihn 1984 am Rande der brandenburgischen Gemeinde Gosen-Neu Zittau für Spionagechef Markus Wolf als „Ausweichführungsstelle“ errichten lassen.

Innenministerium prüft „das aktuelle Rückbaukonzept für Schutzräume“

Das Bundesinnenministerium prüft angesichts des Ukraine-Krieges nach eigenen Angaben „das aktuelle Rückbaukonzept für Schutzräume“. Gemeinsam mit den Ländern solle zeitnah eine vollständige Bestandsaufnahme der vorhandenen Schutzräume von Bund und Ländern erfolgen, hieß es. Autor Diester sieht für eine Reaktivierung wenig Chancen. Nach 2007 seien die Anlagen verkauft, umgebaut oder abgerissen worden.

Das Land Brandenburg wird zeitnah bei den kommunalen Aufgabenträgern erfragen, ob dort Schutzräume ertüchtigt werden können, wie ein Sprecher des Landesinnenministeriums auf Anfrage sagte. Es werde auch geprüft, ob alternativ zivile Objekte vorhanden seien, die bereits jetzt als Schutzräume genutzt werden könnten.

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Kein Schutzraum auf dem Gebiet der ehemaligen DDR habe eine Zertifizierung als Schutzraum nach DIN erhalten, berichtete der Sprecher. In der Konsequenz hätten die Schutzräume technisch modernisiert und aufgewertet werden müssen. Da diese Kosten nicht aufgebracht werden konnten, seien alle offiziellen Schutzräume auf dem Gebiet der ehemaligen DDR von der Nutzung im Sinne des Zivilschutzes freigesetzt und zurückgebaut, hieß es.

„Es gibt nur noch wenige Objekte - auch in Berlin - die als Zivilschutzanlage erhalten geblieben sind“, so Diester. „Wir schätzen, dass es aktuell in Deutschland für etwas 0,3 Prozent der Bevölkerung auf diesem Wege bei einer Reaktivierung Schutzraum geben könnte.“ Um die Anlagen habe sich niemand gekümmert, sie seien technisch nicht gewartet. „Wer über eine Reaktivierung spricht, sollte sich bitte erstmal anschauen, wie es dort aussieht.“ (dpa)

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