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Brandenburg: Friede, Freude, Islamisierungsangst

Zehntausende sind in Berlin für und gegen die AfD auf die Straße gegangen

Berlin - Und dann wummert der Bass wieder durch Berlin. Wie damals bei der Loveparade. Nur nicht ganz so laut, aber doch bunt, mit viel Glitzer. Die Demonstranten sind sich ihrerseits durchaus der Tradition bewusst, in der sie stehen: „Friede, Freude, Eierkuchen“, kann man auf einem ihrer Banner lesen – das Motto der ersten Loveparade 1989.

Insgesamt mehr als 25 000 Menschen haben sich am Sonntag an den dreizehn angemeldeten Protesten gegen die Demonstration der AfD beteiligt. Die Partei hatte zu einem Aufzug unter dem Motto „Zukunft für Deutschland“ aufgerufen, der vom Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel zum Brandenburg Tor zog. Bei der Abschlusskundgebung waren es am Nachmittag in der Spitze nach Angaben der Polizei rund 5000 Teilnehmer. Die war mit einem Aufgebot von mehr als 2000 Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Am Rande kam es zu mehreren Zusammenstößen mit Gegendemonstranten, auch gab es Attacken auf AfD-Sympathisanten. Größere Randale blieben aus. Allerdings gab es bereits im Vorfeld der Demo Attacken von Linksradikalen auf Büros der AfD und anderer rechtskonservativer Organisationen – auch auf Wohnungen von AfD-Politikern.

Bei der AfD warnten die Redner vor der Islamisierung Deutschlands. Beatrix von Storch, Bundesvorstandsmitglied aus Berlin, sagte bei der Auftaktkundgebung auf dem Washingtonplatz: „Die Herrschaft dieses Islam in Deutschland ist nichts anderes als die Herrschaft des Bösen.“ Andreas Kalbitz, Partei- und Landtagsfraktionschef in Brandenburg, beklagte, dass die AfD ausgegrenzt und geächtet werde – dabei sei sie doch die letzte evolutionäre Chance „für unser Land“. Deutschland brauche „eine blaue Wende“ und einen Schutz der Grenzen. Parteichef Alexander Gauland sprach vom Multikulti-Wahnsinn: Deutschland sei das Land „unserer Väter und Mütter und wir wollen es behalten, wie es war. Die Konsensparteien wollen unser Land verändern“.

Das alles ist nicht überraschend. Doch für die AfD ist diese Demonstration im Herzen der Bundeshauptstadt, mitten durch das Regierungsviertel, von zentraler Bedeutung: Schon seit Monaten wird für den Marsch aus Berlin mobilisiert – aus den fernen Regionen, wo es Übergriffe von Flüchtlingen gab. In Cottbus etwa. Von dort war Christoph Berndt von der Initiative „Zukunft Heimat“ angereist und trat als Redner auf. Andere Initiativen aus anderen Regionen blieben dem Marsch fern. Wie etwa die rechtspopulistische Gruppe „Kandel ist überall“ aus der Südpfalz, die sich gegründet hatte, nachdem eine 15-Jährige mutmaßlich von ihrem Ex-Freund, einem Flüchtling, erstochen worden war.

Die Erwartungen an den Protesttag hatte die AfD letztlich bereits vor Demobeginn heruntergeschraubt. Angemeldet hatte sie bei der Polizei rund 10 000 Teilnehmer. In der vergangenen Woche gab sie dann als Parole aus: „2500 ist das Mindeste, 5000 wäre ein großer Erfolg.“ Doch die verschiedenen Gegenkundgebungen schlugen die AfD-Veranstaltung in ihrer Besuchergröße deutlich. A. Fröhlich/S. Krause/H. Piontek

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