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Hunderte Schüler gingen Mitte Februar in Potsdam für den Klimaschutz auf die Straße.

© Andreas Klaer

"Fridays for Future": Zuspruch für streikende Schüler wächst

Immer mehr Brandenburger Politiker finden anerkennende Worte für die streikenden Schüler. Sogar das Bildungsministerium begrüßt das Engagement. Aber es gibt auch Kritik an den "Friday for Future"-Protesten.

Potsdam - In der Brandenburger Politik wächst die Unterstützung für die europaweite Schülerbewegung „Fridays for Future“, die für eine bessere Klimapolitik auf die Straße geht. Sogar in der SPD-Fraktion gibt es Zustimmung, obwohl die Schüler, die in Brandenburg demonstrierten, den von der Kohlekommission ausgehandelten Ausstieg aus der Braunkohle bis 2038 als zu spät kritisieren. Er finde es in Ordnung, wenn für solche Proteste auch mal die Schule geschwänzt werde, sagte SPD-Fraktionschef Mike Bischoff am Dienstag. „Aber dem Unterricht jeden Freitagvormittag fernzubleiben, das geht natürlich nicht.“

Linken-Fraktionschef Ralf Christoffers hat kein Problem mit den Schülerstreiks für Klimaschutz, selbst wenn damit Unterricht ausfällt. „Ich finde es gut, dass es jetzt eine Schülergeneration gibt, die sich politisiert. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Ich hoffe, dass damit keine Konsequenzen in den Schulen verbunden sind“, sagte Christoffers.

Schüler halten ein Transparent mit der Aufschrift "Fridays for Future Klima Retten!" auf dem Parteitag. Links neben dem Transparent steht die Potsdamer Schülerin Miriam Eichelbaum, am Pult Hannelore Wodtke.
Schüler halten ein Transparent mit der Aufschrift "Fridays for Future Klima Retten!" auf dem Parteitag. Links neben dem Transparent steht die Potsdamer Schülerin Miriam Eichelbaum, am Pult Hannelore Wodtke.

© Patrick Pleul/dpa

Ähnlich hätten sich am Wochenende bereits die Grünen geäußert. Die Potsdamer Schülerstreik-Organisatorin Miriam Eichelbaum und weitere Mitstreiter waren wie berichtet zu Gast beim Landesparteitag der Grünen in Fürstenwalde (Oder-Spree). „Die Politik hört nur da zu, wo wir Regeln brechen“, hatte die 17-jährige Schülerin am Potsdamer Humboldt-Gymnasium erklärt. Wenn es um den Klimaschutz gehe, sei die Schulpflicht „ein eher schwaches Argument“, so Eichelbaum. 

Mit ihrem Engagement wolle sie nicht nachlassen. „Perspektivisch für die Zukunft werden wir nicht aufhören zu demonstrieren“, sagte sie. Am 15. März ist in Potsdam die nächste Demonstration geplant. Viele Brandenburger Schüler beteiligten sich auch an den regelmäßigen Freitag-Streiks in Berlin, auch in den Winterferien. Die in Potsdam lebende Bundesvorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, hatte das Engagement der Jugendlichen in ihrer Parteitagsrede begrüßt.

„Lange Jahre haben wir lamentiert, dass die Jugend unpolitisch ist“

Ursula Nonnemacher, Grünen-Fraktionschefin im Landtag und Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl, betonte am Dienstag erneut: „Lange Jahre haben wir lamentiert, dass die Jugend unpolitisch ist“, sagte sie. Nun gebe es eine Generation, die nicht hinnehmen wolle, dass durch Untätigkeit ihre Zukunft vermasselt werde. „Davor habe ich Respekt“, so Nonnemacher. In die Debatte, ob die Schulen das Fernbleiben vom Unterricht für die Demos sanktionieren müssten, wolle sie sich nicht einmischen, das sei Sache der Bildungsverwaltung. Es sei in jedem Fall beachtlich, dass die Schüler für ihr Anliegen sogar Sanktionen in Kauf nehmen würden.

Junge Union: Es gibt andere Möglichkeiten

„Es ist grundsätzlich gut, wenn die Jugend ihre Anliegen vertritt und sich politisiert“, sagt der Landeschef der Jungen Union, Julian Brüning, auf Anfrage. Allerdings unterstützt die Jugendorganisation der CDU die Demos nicht uneingeschränkt. „Während der Schulzeit muss das nicht sein, da gibt es gewiss andere Möglichkeiten“, meint Brüning.

Die bildungspolitische Sprecherin der AfD-Landtagsfraktion, Birgit Bessin, hatte erklärt: „Wer demonstrieren will, muss das nicht während der Schulzeit tun.“ Es sei in keiner Weise hinzunehmen, dass Schüler, „offensichtlich angestachelt auch durch ideologisch verblendete Lehrer“, den Unterricht ohne jede Sanktion bestreiken könnten.

Viele Schüler hatten bereits keinen Unterricht mehr

Dass die Schüler zum Teil gar nicht schwänzen, hatte Organisatorin Miriam Eichelbaum deutlich gemacht. Zum Zeitpunkt der Demo Mitte Februar in Potsdam mit rund 500 Teilnehmern sei für viele Schüler der Unterricht bereits beendet gewesen. Start war um 14 Uhr.

Auch das SPD-geführte Bildungsministerium begrüßt es, dass sich Schüler politisch und gesellschaftlich engagieren. Es gebe „Verständnis für ihr Anliegen, für eine nachhaltige Umweltpolitik zu demonstrieren und auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen“, erklärte Sprecher Ralph Kotsch auf Anfrage. 

Bildungsministerium: Schulpflicht nicht außer Kraft

Neben außerschulischen Orten biete selbstverständlich auch der Unterricht zahlreiche Möglichkeiten, diese Themen aufzugreifen und zu diskutieren. Das Ministerium schätze das Engagement der Schüler, weise aber darauf hin, dass die Schulpflicht nicht außer Kraft gesetzt werden dürfe. „Die Schulen gehen verantwortungsvoll damit um“, so Kotsch.

Der Landesschülerrat solidarisiert sich mit den demonstrierenden Jugendlichen. „Es ist zu einem wichtigen Instrument geworden, wenn Schülerinnen und Schüler ihren Willen artikulieren und sich so für Politik stark machen“, hatte Landesschülersprecher Lambert Wolff erklärt. Diesen Wink können und dürfen Politik und Gesellschaft nicht übersehen. (Mit Thorsten Metzner)

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