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Das mittelalterlicher Rathaus in Frankfurt (Oder) ist marode. 

© P. Pleul/dpa

Frankfurt (Oder) in Brandenburg: Marodes Rathaus macht Mitarbeiter krank

Das mittelalterliche Rathaus in Frankfurt (Oder) muss dringend saniert werden, denn Mitarbeiter klagen über Gesundheitsprobleme und einige Räume wurden bereits gesperrt. Doch bislang fehlte das Geld.

Frankfurt (Oder) - Auf den ersten Blick wirkt das Frankfurter Rathaus mit seinem markanten prunkvollen Südgiebel äußert beeindruckend. Erst bei näherem Hinschauen fällt auf, wie marode das mittelalterliche Zeugnis norddeutscher Backsteingotik ist: bröckelnde Fassaden, ein undichtes Dach, ramponierte Fenster und schimmelnde Wände. "Das Haus fällt förmlich in sich zusammen", bringt es Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Linke) auf den Punkt.

Seit 1978 gab es keine grundlegende Sanierung mehr an dem Baudenkmal. "Historische Gebäude wie das kurz nach der Stadtgründung 1253 erbaute Rathaus müssen alle 20 bis 25 Jahre generalüberholt werden, um sie zu erhalten", erklärt Frankfurts führender Denkmalpfleger Ulrich-Christian Dinse. Doch dafür fehlte der chronisch klammen Kommune offensichtlich das Geld. Der Sitzungssaal der Stadtverordneten ist bereits seit Jahren aufgrund akuter Einsturzgefahr gesperrt. Weitere Beratungsräume und Büros folgten inzwischen.

Blick in den bereits seit Jahren gesperrten Stadtverordnetensitzungssaal im Rathaus.
Blick in den bereits seit Jahren gesperrten Stadtverordnetensitzungssaal im Rathaus.

© P. Pleul/dpa

Sicherheit und Gesundheit der Rathaus-Mitarbeiter gefährdet

Leidtragende dieser "schlimmen Zustände", so Oberbürgermeister Wilke, sind in erster Linie vor allem die 130 Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Das bestätigt auch das Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG), das Ende vergangenen Jahres von Beschäftigten aus dem Rathaus eingeschaltet worden war. "Bei Vor-Ort-Begehungen wurden erhebliche bauliche Mängel mit Auswirkungen auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter festgestellt", berichtet Gabriel Hesse, Vizesprecher des Landesarbeitsministeriums.

Nach der Wahl seines Nachfolgers im Mai habe das Landesamt mit dem neuen Oberbürgermeister die Gespräche wieder aufgenommen. Und dieser war, wie René Wilke selbst sagt, um Schadensbegrenzung bemüht. Dreh- und Angelpunkt dabei war der kommunale, jahrelang defizitäre Haushalt.

Frankfurts Bürgermeister René Wilke (Linke).
Frankfurts Bürgermeister René Wilke (Linke).

© P. Pleul/dpa

Die Brandenburger Kommunalaufsicht hatte alle Mittel für Investitionen gesperrt und auch keine Kredite erlaubt. Die Stadt durfte keine neuen Schulden machen: An eine Rathaussanierung war so nicht zu denken, obwohl es seit 2015 einen Architektenentwurf für das markante Gebäude im Frankfurter Stadtzentrum gibt, hervorgegangen aus einem europaweiten Wettbewerb. Nun weist der aktuelle Haushalt erstmals ein leichtes Plus auf und auch der Doppelhaushalt für die nächsten beiden Jahre vermittelt einen Eindruck der Konsolidierung.

25 Millionen Euro für Frankfurts Rathaus

Wilke hat nach eigenen Angaben mehrere Gespräche mit der Landesregierung in Potsdam geführt. "Wir haben Wort gehalten und überzeugt", glaubt der 34-Jährige. Denn inzwischen steht die Finanzierung: Rund 25 Millionen wird die Rathaussanierung, die drei Jahre dauern soll, demnach kosten. Mehr als 16 Millionen Euro stammen laut Stadtverwaltung aus Fördertöpfen. Zudem darf die Kommune einen Kredit über 8,5 Millionen Euro aufnehmen. Aus dem Stadtsäckel muss dann noch ein Eigenanteil von 60 000 Euro gezahlt werden. Nach der Planung sollen die Arbeiten in einem Jahr starten.

Bis Mitte nächsten Jahres war der Umzug der Verwaltungsmitarbeiter in Ausweichquartiere geplant. Die Verhandlungen mit den Vermietern dieser Objekte laufen laut Wilke noch. Er will nochmal Tempo machen, damit der Umzug möglichst schon Anfang nächsten Jahres beginnen kann.

Mitarbeiter klagten über Kopfschmerzen und Husten

Zumal Mitarbeiter verstärkt über erhebliche Gesundheitsprobleme wie Kopfschmerzen, Husten und Atembeschwerden geklagt hatten. Bluttests ergaben demnach erhöhte Antikörperwerte, die beispielsweise entstehen, wenn die Belastung durch Schimmel hoch ist.

"Ein Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen und den Erkrankungen ist zwar nicht eindeutig belegt, aber eine Gesundheitsbelastung durch die maroden Büros mit undichten Fenstern, feuchten Wänden und desolater Heizung kann ich nicht ausschließen", macht Wilke deutlich, in dessen Büro es auch schon reingeregnet hat. (dpa)

Jeanette Bederke

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