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Inzwischen ist das Dach kaputt, sind die beschmierten Mauern feucht und die Fenster eingeschlagen

© Patrick Pleul/dpa

Frankfurt (Oder): Altes DDR-Kino soll zum Kunstort werden

Obwohl es sich nie vom Fleck rührte, hat das Lichtspieltheater der Jugend in Frankfurt (Oder) eine wahre Odyssee hinter sich. Nach der Wende wechselte es mehrfach den Besitzer und verfiel. Nun hat es die Stadt wieder - und viel damit vor.

Frankfurt (Oder) - Altes Kino mit neuen Plänen: Die Stadt Frankfurt (Oder) hat das Lichtspieltheater der Jugend zurück. Viele Einwohner sind erleichtert, sie hatten sich in den vergangenen Jahren wiederholt für die Rettung des Baudenkmals engagiert. Schüler drehten Filme und veranstalteten Flashmobs, Studenten beschäftigten sich in Seminaren, Zeitzeugen-Projekten und Fachkonferenzen mit dem Haus und dessen Zukunft. Anwohner beseitigten Dreck von dem Vorplatz und den Treppenstufen. Doch weil die wechselnden Eigentümer stets weit weg wohnten, verpufften die Aktionen und Appelle. Zuletzt richteten die sich an die Frankfurter Stadtverwaltung, die nun nach langen Verhandlungen einen Erfolg vermelden kann.

Der Schandfleck soll eine Schönheitskur bekommen

Gerade erst sei der Rückkauf notariell unterschrieben worden, heißt es in einer Mitteilung des Rathauses. Nun soll der Schandfleck im Frankfurter Stadtzentrum eine Schönheitskur bekommen und repräsentativ genutzt werden: als weiterer Standort für das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst. Immerhin hat das 1955 eröffnete Haus, das das Stadtbild prägt, auch Wandbilder vorzuweisen und zwei Skulpturen vor dem Eingang - Kunst am Bau.

Die Brandenburgische Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt (Oder) sei beauftragt worden, bis zum Herbst dieses Jahres mit der Stadt ein Konzept zu erarbeiten, sagte Stephan Breiding, Sprecher des Kulturministeriums in Potsdam. "Langfristig sollen so Bedingungen für Ausstellungen, Depot und Museumspädagogik am Standort verbessert werden."

Das alte Kino war auch Thema im Wahlkampf

Oberbürgermeister René Wilke (Die Linke) hatte das Haus im vergangenen Jahr zum Wahlkampfthema gemacht, nach seinem Amtsantritt monatelang mit den letzten Eigentümern verhandelt und auch das Land Brandenburg für die Sache gewonnen. Und so geht nun möglicherweise ein Trauerspiel zu Ende, das im Jahr 1998 begann. Damals hatte das jahrelang als Kino genutzte Gebäude ausgedient und wurde von der UFA Theater AG verkauft. Gegenüber dem Rathaus war inzwischen ein modernes Multiplex-Kino mit sechs Sälen und 1380 Sitzplätzen entstanden. Ideen einer Umnutzung des markanten Hauses gab es viele: Theater, Spielbank oder auch eine Diskothek waren im Gespräch.

Das Kino ist über die Jahre verfallen.
Das Kino ist über die Jahre verfallen.

© Patrick Pleul/dpa

Doch die Projekte scheiterten letztlich wohl auch an der geforderten denkmalgerechten Sanierung, wie potenzielle Investoren mehrfach angedeutet hatten. "Die hatten gehofft, das Gebäude würde irgendwann zusammenfallen und dann hätten sie ein Stück Bauland in bester innerstädtischer Lage", sagte Frankfurts oberster Denkmalschützer Ulrich-Christian Dinse. Die Stadt erteilte immer wieder Auflagen zur Sicherung des Hauses, die jedoch nicht befolgt wurden, sondern in langwierigen Rechtsstreitigkeiten steckenblieben.

Wiederholt wechselte das Alte Kino den Besitzer, ohne dass in all den Jahren etwas an dem leerstehenden Gebäude mit den zugemauerten Eingängen getan wurde. Inzwischen ist das Dach kaputt, sind die beschmierten Mauern feucht und die Fenster eingeschlagen. Das Lichtspieltheater der Jugend zu sanieren, "wird langwierig und teuer", weiß auch der Oberbürgermeister. "Aber es ist Teil der Seele unserer Stadt."

Mehrere Millionen Euro Investitionen sind im Gespräch, die Gesamtkosten nach Angaben der Stadtverwaltung noch nicht ermittelt. Doch die Frankfurter Stadtväter sind fest entschlossen. Im Dezember vergangenen Jahres hatten die Stadtverordneten dem Rückkauf zugestimmt. "Wenn in Potsdam gesehen wird, dass wir unsere Pflichtaufgaben in Sachen Stadtentwicklung erfüllen, dann stoßen wir da auch auf offene Ohren", sagte Oberbürgermeister Wilke, der selbst lange Jahre Landtagsabgeordneter war.

Da er wisse, "wie die da ticken", sei es ihm auch gelungen, für das Baudenkmal schon einmal 410 000 Euro Zuschüsse zu bekommen - von der Kulturstiftung und vom Kulturministerium. 10 000 Euro sind demnach für erste Sicherungsmaßnahmen gedacht, der Rest für Bau- und Sanierungsplanung, die eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Kommune, der Stiftung und des Ministeriums übernimmt.

Abhängig von der Planungsentwicklung seien weitere Mittel vorgesehen, sagte Ministeriumssprecher Breiding. "Wenn aus diesen Plänen tatsächlich etwas wird, können wir uns glücklich schätzten - mit einem attraktiven Standort für moderne Kunst, der selbst das Cottbuser Dieselkraftwerk als Ausstellungsort in den Schatten stellt", glaubt Denkmalschützer Dinse. (dpa)

Jeanette Bederke

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