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Gesunde Kost. Sollten in Kitas, Schulen, Altenheimen und Betriebskantinen Brandenburgs mehr regionale Lebensmittel auf den Tisch kommen, dürfte dies vor allem die Bauern im Land freuen.

© Roland Weihrauch/dpa

Förderung von regionalen Lebensmitteln: Grüne wollen mehr Gemüse in Brandenburgs Kantinen

Weil in Brandenburg die Produktion von vielen Gemüsesorten deutlich zurückgeht, fordern die Grünen nun mehr regionale Lebensmittel in den Kantinen. Zumindest die CDU signalisiert Zustimmung.

Potsdam - Kaiserschmarrn mit Waldbeeren, Schupfnudeln mit Champignons, Rindfleisch mit Spätzle oder geschmorter Putenrollbraten mit Apfelrotkraut: Wenn die Abgeordneten des brandenburgischen Landtags am heutigen Mittwoch zu ihrer Parlamentssitzung zusammenkommen, wird es in der Mittagspause in der Kantine deftig zugehen. Doch auch wenn der Speiseplan mit deutscher Hausmannskost aufwartet, werden weder regionale, noch Bio-Produkte verwendet. Am Donnerstag und Freitag das gleiche Bild, lediglich am Dienstag hatte es ein Bio-Produkt auf die Speisekarte der vielgelobten Kantine geschafft: gestampfte Biokartoffel. „Wir kämpfen jede Woche darum, dass dort regionaler gekocht wird“, sagt Benjamin Raschke, der für die Grünen im Landtag sitzt und Mitglied in der Kantinenkommission ist. Bislang würden die Betreiber der Kantine dies aus Kostengründen verhindern. „Der Fleischanteil müsste runter und der Gemüseanteil höher werden“, schlägt Raschke als Kompromiss vor.

Geht es nach dem Willen seiner Partei, soll sich der Speiseplan nicht nur in der Kantine des Landtags bald ändern. Am Donnerstag wollen die Grünen einen Entschließungsantrag ins Parlament einbringen, der die rot-rote Landesregierung auffordert, „bei den Trägern von Krippen, Kitas, Schulen und Pflegeheimen“ dafür zu werben, den Anteil regionaler (Bio)-Lebensmittel in der Verpflegung zu erhöhen. „Das käme unseren Kindern zugute und die Brandenburger Landwirte hätten sichere Absatzmärkte“, sagte Raschke.

Viele Gemüsesorten müssen aus anderen Bundesländern nach Brandenburg exportiert werden

Hintergrund des Antrags ist eine Große Parlamentarische Anfrage der Grünen, aus deren Antwort hervorgeht, dass in Brandenburg in den vergangenen Jahren die Produktion vieler Lebensmittel teils deutlich zurückgegangen ist. Zwar erhöhte sich zwischen 2012 und 2017 die Anbaufläche für Gemüsesorten in Brandenburg um 731 Hektar, doch dort werden hauptsächlich mehr Spargel, Kürbisse, Möhren und Karotten gepflanzt. Einbrüche gab es beispielsweise bei Einlegegurken (-15 445 Tonnen), Kohlgemüse (-6751 Tonnen), Rote Bete (-3244 Tonnen) und Spinat (-325 Tonnen).

Der Anbau von Bio-Gemüse stieg zwar, liegt aber weiterhin nur bei 380 Hektar. Bei Obst und Gemüse stieg zwar die Produktion von Erd-, Johannis- und Heidelbeeren, doch selbst die Landesregierung geht davon aus, dass der Eigenversorgungsgrad bei Obst und Gemüse „eher niedrig“ ist. Viele Früchte und Gemüsesorten müssen also aus anderen (Bundes-) Ländern nach Brandenburg exportiert werden. „Eigentlich können wir uns in Brandenburg nur von Mais und Weizen selbstständig ernähren“, sagt Raschke. Angesichts von rund sechs Millionen potenziellen Kunden in Berlin und Brandenburg ärgert ihn die Entwicklung: „Trotz Förderung ist kein ausreichendes Angebot vorhanden.“

 „Wir müssen für ein attraktiveres Berufsbild sorgen"

Dass die Produktion regionaler Lebensmittel teilweise zurückgeht, liegt an den gestiegenen Bodenpreisen, aber auch am Fachkräftemangel. Wie berichtet kommen immer weniger Erntehelfer aus den EU-Ländern Polen, Bulgarien und Rumänien nach Brandenburg. Bauern hatten deshalb unlängst Saisonkräfte aus der Ukraine verlangt. Der Brandenburger CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt hatte zuletzt gefordert, anerkannten Asylbewerbern Jobs als Erntehelfer anzubieten. Sollten sie diese ablehnen, fordert der frühere Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) Leistungskürzungen. Benjamin Raschke plädiert dagegen für eine andere Lösung. „Wir müssen einerseits für ein attraktiveres Berufsbild sorgen und andererseits auf mehr Robotik setzen.“

Die Grünen fordern in ihrem Antrag zudem die Einführung einer neuen Regionalkennzeichnung für Brandenburger Produkte und die bestehenden – aus ihrer Sicht ineffizienten – Förderprogramme zu überprüfen. Außerdem sollen die hauseigenen Kantinen der brandenburgischen Landesverwaltung als Vorbild vorangehen. Als Maßstab dient dabei ausgerechnet Berlin, wo sich der rot-rot-grüne Senat in seinem Koalitionsvertrag darauf geeinigt hatte, bis 2021 den Anteil an Bio-Essen in Kitas, Schulen und Mensen „deutlich zu erhöhen“. Auch veganes und vegetarisches Essen soll dort künftig jeden Tag angeboten werden.

Dass der Antrag am Donnerstag im Landtag verabschiedet wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Mike Bischoff, Fraktionschef der SPD, ließ auf einer Pressekonferenz am Dienstag zwar offen, ob seine Partei den Antrag unterstützen werde, doch dem Vernehmen nach lehnen die Sozialdemokraten diesen ab. Aus Rücksicht auf den Koalitionspartner würden sich dann auch die Linken zurückhalten, der Antrag hätte also keine Mehrheit. Immerhin die CDU kündigte ihre Zustimmung an. „Das ist ein wichtiges Thema“, sagte CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben am Dienstag. „Es geht darum, wie man den Verbrauchern Produkte aus Brandenburg schmackhaft machen kann.“ 

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