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Flugrouten: Bündnis „Fluglärmfreie Havelseen“ gibt nicht auf

Antrag für modernes und sparsameres Anflugverfahren in Fluglärmkommission geplant

Werder (Havel) - Nicht die Abflüge, sondern die Anflüge in sehr niedriger Höhe zum neuen Großflughafen Schönefeld beschäftigen die Region Werder (Havel) inklusive Schwielowsee, Michendorf, Seddiner See und Nuthetal. „Uns ist in diesem Punkt leider noch nicht wesentlich geholfen worden“, sagte Peter Kreilinger, Sprecher der Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“, nach der offiziellen Vorstellung der Flugrouten am Donnerstag gegenüber den PNN. Nach Inbetriebnahme des neuen BER rechnet er nun damit, dass bei Ostwetterlagen und starkem Flugverkehr in nur 1200 Metern Höhe täglich bis zu 100 Flieger über die Region donnern könnten. „Diese Zahl wird zu Beginn noch lange nicht erreicht.“ Viele Menschen würden deshalb erleichtert sein und sich über die Aufregung wundern. „Doch die Überflüge drohen mit zunehmendem Betrieb in den kommenden Jahren sprunghaft anzusteigen“, warnt er.

Kreilingers Initiative hatte sich dafür eingesetzt, Anflugstrecken außerhalb des Berliner Rings zu finden und moderne Anflugverfahren einzusetzen, um die Lärmbelastungen für die Region zu minimieren, in der sich mit Werder und Schwielowsee zwei „Staatlich anerkannte Erholungsorte“ befinden. „Die Begründung, dass dem nicht gefolgt wurde, ist Kapazität und Lotsenflexibilität“, ärgert er sich. Das sei unbefriedigend, zumal von der Landesregierung Brandenburg argumentiert wurde, dass Lärmschutz vor Wirtschaftlichkeit gehe. Außerdem sei vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung mit Anflugzahlen argumentiert worden, die erst in einigen Jahren eintreten. „Die Zeit bis dahin könnte man nutzen, um andere Anflugverfahren zu prüfen.“

Das will die „Initiative Fluglärmfreie Havelseen“ nun – ungeachtet der empfindlichen Niederlage – selber tun. Denn man habe viele Unterstützungsversprechen in Politik und Ämtern erhalten. Dass es aktuell nicht gereicht hat, sei vor allem der geringen Arbeitskapazität der Deutschen Flugsicherung geschuldet, die sich ganz auf die Abflüge konzentriert habe. „Das Umweltbundesamt hat klar gefordert, für die Zukunft andere Anflugverfahren zu finden.“ Die Flugsicherung prüfe solche in Frankfurt (Main) und München schon. „Wir fordern, das unverzüglich auch für Berlin zu tun“, so der Werderaner.

Man werde sich bemühen, Sachverstand bei der norwegischen Flugsicherheit einzuholen. So werde das Point-Merge-Verfahren, das sich die Initiative auch für den neuen Berliner Airport wünscht, auf dem Osloer Flughafen bereits erfolgreich angewandt. Bei diesem Anflugverfahren reihen sich Flugzeuge bereits in großer Höhe ein, um zum Sinkflug anzusetzen. Dass „kleine Änderungen, Ergänzungen und Modifikationen“ der Flugrouten möglich sind, wie der Direktor des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, Nikolaus Herrmann, gestern sagte, will Peter Kreilinger beim Wort nehmen.

Seine Initiative wolle, „bevor der Flugverkehr verstärkt wird“, einen Vorschlag für Anflüge mit dem point-merge-Verfahren in die Fluglärmkommission einbringen. Dies würde nicht nur den Lärmschutz für den Raum Werder, für Erkner und für Ludwigsfelde verbessern. „Die Airlines hätten auch etwas davon, wenn sie mit den linearen Büroklammer-Anflügen nicht 120 Kilometer lange Umwege in Kauf nehmen müssten.“ Er setze „auf eine Allianz der Fluglotsen, Airlines und Lärmbetroffenen“ für den Einsatz eines zeitgemäßen Anflugverfahrens.

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